Hattingen. . Egon Stratmann will kein Künstler sein, er ist Maler und Gestalter. In Blankenstein ist er verwurzelt, die Henrichshütte beeinflusst sein Wirken.

Nein, als Künstler mag er nicht bezeichnet werden. „Ich bin Maler und Gestalter“, sagt Egon Stratmann. Als solcher hat er Spuren hinterlassen, beispielsweise mit ­seiner beeindruckenden Kirchenkunst – und mit dem Wirken und den Werken zur Henrichshütte. Dem Blankensteiner ist gelungen, das Lodern der Hüttenfeuer und die Leiden der Hüttenarbeiter einzufangen; emotional und eindringlich sind seine Bilder dazu, ein Zeugnis für die Nachwelt, durch das die Hütte womöglich ewig lebt.

25 Jahre ist das jetzt her: Dieses Bild zeigt Egon Stratmann im Jahr 1994 beim Arbeiten in seinem Atelier in Blankenstein.
25 Jahre ist das jetzt her: Dieses Bild zeigt Egon Stratmann im Jahr 1994 beim Arbeiten in seinem Atelier in Blankenstein. © Udo Kreikenbohm

Egon Stratmann macht nicht viel Aufheben um seine Person, er hält sich lieber im Hintergrund. Will lieber seine Arbeiten sprechen lassen. Zum Beispiel dieses eine Bild vom Hochofen, das in seinem Atelier in Blankenstein hängt: ­Düsteres Feuerrot als Rahmen, schemenhaft, ganz in Schwarz, steht das Gebäude im Mittelpunkt. Hattinger spüren sofort den Schmerz, der die Arbeiter gequält haben muss, als das Aus für die ­Henrichshütte verkündet wird. „Dabei ist das Bild entstanden, als von der Schließung noch gar nicht die Rede war“, sagt er.

Im Hüttenkampf in erster Reihe

Die Hütte. Der Hüttenkampf. Wenn es darum geht, steht Egon Stratmann nicht im Hintergrund, dann geht er in die erste Reihe. „Eine großartige, spannende Zeit“, berichtet er. „Für die Betroffenen natürlich eine unfassbare Leidenszeit, die alle hochgepeitscht hat. Das Schöne im Schlechten war schließlich, dass es für alle eine Lösung gegeben hat.“

Im Jahr 1936 wird Egon Stratmann in Blankenstein geboren, hier lebt er immer noch. Er macht eine Handwerkslehre und lässt sich zum Maler weiterbilden, studiert an der Höheren Fachschule für Maler sowie an der Akademie der Bildenden Künste.

Berufliches Standbein in der Kirche

Berufliches Standbein ist für ihn stets die Arbeit für die Kirche. ­Glasfenster gestaltet er beispielsweise, pures Handwerk, getragen von der Kreativität in der Motiv­findung. „Zur Existenzsicherung beigetragen hat außerdem immer meine Lehrtätigkeit an der Meisterschule in Dortmund.“ Seine Fachbereiche: Farblehre und Gestaltung, Zeichnen, gestalterische Techniken und Farbtechnologie.

Stratmanns Arbeiten prägten den Hüttenkampf.
Stratmanns Arbeiten prägten den Hüttenkampf. © Svenja Hanusch

Mit 37 entschließt er sich, ein Atelier zu gründen. In Blankenstein, wo sonst? Hier ist er geboren, aufgewachsen und immer ge­wesen. Er ist bekannt und beliebt. „Ich bin hier verwurzelt“, sagt Egon Stratmann. Er engagiert sich für den Gethmannschen Garten, fürs Stadtmuseum, für das Leben in seinem Dorf. Die Innengestaltung der katholischen Kirche stammt aus seiner Hand und im Jahr 2000 stellt er den Blanken Stein auf den Marktplatz vors Museum.

Denkmal für die Henrichshütte

Jetzt will er der Henrichshütte ein Denkmal setzen. Der Stätte, die für ihn ein Stück Lebensinhalt ist. Bedrohung war sie. Herausforderung. Inspiration. „Die halbe Verwandtschaft hat ja hier gearbeitet, die Hütte war Hattinger Leben.“ Schon als junger Mann holt er sich vom Direktor die Erlaubnis, dass er nachts in einer Ecke sitzen und malen darf. Rot, Gelb, Orange. Ocker, Braun, Schwarz. Farbenspiele. „Ohne sie wäre ich vielleicht Bildchenmaler im Landschaftswesen“, meint er. Gut 30 Jahre nach ihrem Ende will Stratmann nun die Skulptur „Schmelzer – Menschen in Aluminium“ in Welper aufstellen. 65.000 Euro soll das kosten. Zurzeit arbeitet er erst einmal an dieser Finanzierung.