Hattingen. Welche Auswirkungen hat das Heizungsgesetz auf Hattingen? Der erste Teil für den Wärmeplan steht. So geht es für Stadt und Hausbesitzer weiter.
Das Heizungsgesetz sorgt bei vielen Hausbesitzern für Verunsicherung. In Hattingen ist jetzt ein erster Schritt getan in der Analyse, wo sich etwas beim Heizen ändern muss. Anhaltspunkt für die Bürger wird dabei der kommunale Wärmeplan sein.
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Die kommunale Wärmeplanung soll helfen, die zukünftige Wärmeversorgung effizient und bis 2045 klimaneutral zu machen. Sie hilft auch Eigenheimbesitzern zu entscheiden, in welche Technologie sie investieren.
Die Stadtwerke Hattingen und das Gas- und Wärme-Institut Essen e.V. (GWI) sind damit beauftragt, den Übersichtsplan für Hattingen zu erstellen, an dem jeder Hausbesitzer einmal sehen können soll, welche Heizmethode bei ihm infrage kommt.
„Bei Fernwärme müsste das gesamte Leitungsnetz neu aufgebaut werden.““
Jetzt ist Teil 1, die Bestandsanalyse, abgeschlossen. Die zeigt: Hattingen heizt, je nach Wohnlage, sehr unterschiedlich. „Über die örtlichen Energieversorger, die Schornsteinfeger sowie die Immobilienwirtschaft wurden jetzt Daten zusammengetragen“, erklärt Stefan Kuchner, Projektleiter bei den Stadtwerken Hattingen. Ungefähr 57.800 Anschlussstellen wurden so möglichst adressgenau ausgewertet.
Das Ergebnis: „Überwiegend wird Gas zur Wärmebereitstellung verwendet. Strom kommt bei Wärmepumpen, Nachtspeicher- oder Stromdirektheizungen zum Einsatz. Der Rest setzt sich aus den Energieträgern Öl und Holz zusammen.“
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Dabei sind die Technologien ungleichmäßig verteilt, weiß Kuchner: „In dicht besiedelten Gebieten wie der Innenstadt und den umliegenden Stadtteilen wird vorrangig mit Gas geheizt. Gleichzeitig weisen ländliche Regionen, zum Beispiel zwischen Bredenscheid und Elfringhausen, weniger Einwohner und weniger Gewerbe und Industrie auf. Hier gibt es kein weit verzweigtes Gasnetz, sodass dort vermehrt auf andere Heizsysteme wie Öl- und Holzheizungen, Wärmepumpen oder Nachtspeicher zurückgegriffen wird.“
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Jetzt startet die Potenzialanalyse. Die soll aufzeigen, wo Energie fürs Heizen gespart werden kann. Entweder durch die Reduzierung des eigenen Bedarfs oder die Nutzung von erneuerbaren Energien oder unvermeidbare Abwärme. Das Ziel ist, fossile Brennstoffe zu reduzieren.
Was bedeutet der Wärmeplan für Hausbesitzer
Wichtig zu wissen: Der Wärmeplan selbst löst keine Pflichten für Hausbesitzer aus, eine neue Heizanlage einbauen zu müssen. Er soll aber eine Hilfestellung sein. Für Städte wie Hattingen sieht das Gebäudeenergiegesetz (GEG) vor, dass bis 2028 neue Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen. Nur in ausgewiesenen Neubaugebieten müssen entsprechende Heiztechniken schon jetzt verbaut werden.
Energieverbrauch in Hattingen
Im Zuge der Bestandsanalyse für den Wärmeplan wurde auch der Energieverbrauch in Hattingen untersucht. „Im Durchschnitt haben die Hattinger in den vergangenen drei Jahren 155 Gigawattstunden (GWh) Strom pro Jahr im Stromnetz benötigt. Die Entwicklung der letzten fünf Jahre zeigt einen leichten Rückgang beim Stromverbrauch. Beim Gas sind die Verbräuche hingegen deutlich zurückgegangen: 2023 lag die benötigte Gasmenge bei 311 GWh und war somit um knapp ein Viertel geringer als 2021“ erklärt Jörn Benthin, Technischer Projektleiter vom GWI.
Als Ursachen für den Rückgang des Energieverbrauchs macht er aus: „Eine zunehmend milde Witterung, die Energiekrise und der Technologiewechsel im Heizungsbereich schlagen sich hier nieder.“
Für bestehende Heizungsanlagen gilt Folgendes: Wenn eine Heizung funktioniert oder sich reparieren lässt, dann darf sie bis 2045 wie gehabt weiterbetrieben werden. Ist eine Heizung defekt und lässt sich nicht reparieren, darf noch bis zum Ablauf des 30. Juni 2028 auch eine neue Anlage eingebaut werden, die noch nicht das 65-Prozent-Ziel erfüllt.
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Nur wenn die Stadt für ein Gebiet beschließt, ein Wärmenetz oder Wasserstoffnetz zu bauen oder auszubauen, bestünde kurzfristig Handlungsbedarf. Derzeit droht das in Hattingen nicht. Dass Fernwärme für Hattingen keine Option sein wird, hatte Baudezernent Jens Hendrix bereits im vergangenen Jahr erklärt. Lars Tellmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Hattingen, betonte: „Bei Fernwärme müsste das gesamte Leitungsnetz neu aufgebaut werden.“ Der Stadtwerke-Chef setzt eher auf grünen Wasserstoff, der durch das bestehene Gasnetz geliefert werden könnte.
Nach Abschluss der Potenzialanalyse werden die Stadtwerke und das GWI die Hattinger zu einer Informationsveranstaltung einladen, kündigen sie an.