Hattingen. Die Realschule Grünstraße ist „in schockierendem Ausmaß“ mit ausländerfeindlichen Sprüchen besprüht worden. In Hattingen gibt‘s nun Konsequenzen.

Was ist am vergangenen Wochenende an der Realschule Grünstraße in Hattingen passiert? An zwei Abenden haben sich dort Vandalen ausgetobt und mehrere Wände, Säulen und den Schulhof großflächig mit ausländerfeindlichen Sprüchen beschmiert. „In diesem Ausmaß ist das schockierend und unerträglich“, so Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Als Konsequenz will die Stadt nun Videoüberwachung einführen, an zwei der am meisten von Vandalismus betroffenen Orten der Stadt. Neben der Realschule ist dies die Kita Hunsebeck in Welper.

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Der Hausmeister hat die verfassungsfeindlichen Symbole an der Realschule Grünstraße am Montagmorgen (8.50 Uhr) entdeckt und zur Anzeige gebracht. Der Staatsschutz ermittelt nun. Die Stadt hat eine Firma beauftragt, die die Parolen bis zum Ferienende am Sonntag zumindest unkenntlich machen soll. „Es ist einfach sehr viel und noch ist unklar, ob man alles bis zum Schulstart entfernen kann“, so Susanne Wegemann. Bis Montag „wolle und müsse“ man aber sicherstellen, dass die Schulkinder die Schriftzüge nicht mehr lesen können.

Hattingen Realschule Grünstraße Nazi-Parolen
Die Polizei sucht noch die Verursacher der ausländerfeindlichen Parolen an der Realschule Grünstraße. © WAZ | Susanne Schild

Täter hatten Probleme mit der deutschen Sprache

Die Schmierereien ziehen sich über mehrere Wände im Innenhof der Schule und einem weiteren nicht einsehbaren Bereich der Schule. Wenn diese Aktionen nicht so furchtbar wären, könnte man schmunzeln: Mit der deutschen Sprache hatten es die Autoren nicht so ganz, denn die Parolen weisen etliche Rechtschreibfehler auf. Dort steht dann „Todt den Türken“, „Deutschland den deutschen“, „geht in euer Land ihr drecksKanacken“ oder „Deutsche Jugend vorran“. Auf dem Schulhof und an Säulen prangen das Hakenkreuz oder das „SS-Abzeichen“, die zwei Siegrunen. Immer wieder findet sich auch das Logo der AfD.

Hattingen Realschule Grünstraße Nazi-Parolen
Schmierereien an der Realschule Grünstraße in Hattingen. © WAZ | Susanne Schild

Der Innenhof des Schulgebäudes wird nach Angaben von Anwohnern besonders an Wochenenden oder in den Schulferien abends von Jugendlichen frequentiert. „Ich verstehe nicht, warum man den Hof nicht absperrt oder hier mal eine Polizeistreife gucken kommt“, sagt ein Mann. Er weiß auch, dass die Graffiti an zwei Abenden - Samstag und Sonntag - entstanden sind und tippt auf eine Gruppe von etwa 20 jungen Männern, die sich dort regelmäßig trifft. Laut dem zuständigen Staatsschutz in Hagen gibt es bislang allerdings keinen Hinweis auf den oder die Täter.

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Videoüberwachung auch für Kita Hunsebeck in Welper

Die Nazi-Parolen sind für die Stadt Hattingen das i-Tüpfelchen einer Entwicklung, die seit Längerem Sorgen macht. „Wir haben Probleme mit Vandalismus in vielen Bereichen. Es gibt aber zwei Objekte, die verstärkt aufgesucht werden“, so Stadtsprecherin Wegemann. Zwei Aufträge für die Installation einer Videoüberwachung werden umgehend ausgeschrieben: für die Realschule und die Kita Hunsebeck in Welper. Dies sei bereits länger geplant, ist aus datenschutzrechtlichen Gründen aber nicht einfach umzusetzen. Sie versichert: „Für Eltern ist es wichtig, dass der Datenschutz gewährleistet ist.“ So soll die Videoüberwachung nicht ständig laufen, kein Kind werde bei der Hofpause überwacht. Stattdessen gebe es ein Zeitkonzept, wann die Kameras aktiv sind.

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Die Videoüberwachung der Kita und der Realschule ist für die Stadt ein Test. „Wir wollen gucken, ob wir mit der Überwachung tatsächlich etwas erreichen können.“ Gebe es eine Verbesserung der Situation, die den Aufwand rechtfertige, könnten künftig auch andere Schulen überwacht werden.

Hattingen Realschule Grünstraße Nazi-Parolen
Hattingen Realschule Grünstraße Nazi-Parolen © WAZ | Susanne Schild

Ein Abschließen des Schulhofs steht indes nicht zur Debatte. „Die Schulhöfe sind als Spielflächen fest eingeplant“, so die Sprecherin. Im eng bebauten Bereich der Südstadt können die Kinder dort nach Schulschluss spielen, Rad fahren oder Rollschuh laufen. Es spreche auch nichts dagegen, dass Jugendliche sich dort treffen. „Wir wollen aber nicht abriegeln, nur weil sich einige nicht benehmen können.“

Die Polizei sucht Zeugen: Als Tatzeitraum für die Nazi-Schmierereien wird das gesamte zurückliegende Wochenende angegeben: von Freitag (18.10.), 14 Uhr, bis zum Montagmorgen (21.10.). Wer im Umfeld der Schule Personen bemerkt hat, die sich merkwürdig verhalten haben oder mit Spraydosen herumliefen, möge sich bei der Polizei melden: 02331 986-2066.

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