Hattingen. Ein beliebtes Restaurant in Hattingen war der Alte Gasthof in Niederwenigern, nun hat er nach 34 Jahren geschlossen. Wie es dazu kam.
„Geschlossen“ steht auf einem Schild am Eingang des Alten Gasthofes in Hattingen. Das gilt indes nicht nur für diesen Tag, das beliebte Restaurant bleibt vielmehr bis auf Weiteres zu. Denn Frank Pieper, der langjährige Betreiber, kann nicht mehr.
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Vor 14 Jahren, erinnert sich der heute 60-Jährige, habe er den Alten Gasthof von seiner Mutter Roswitha (78) übernommen, diese hatte den Restaurant-Betrieb an der Essener Straße zuvor zwei Jahrzehnte lang geführt. Viele Jahre war der Alte Gasthof, den der gelernte Kaufmann mit seinem Ehemann Michael Dommermuth (59) betrieb, eine viel besuchte Lokalität. Doch seit der Pandemie, verrät Frank Pieper, seien die Zeiten schwieriger geworden.
Finanzielle Lage äußerst schwierig geworden
„Nach Corona ist das Thekengeschäft nahezu komplett weggebrochen.“ Dass seit Jahresbeginn auf Speisen im Restaurant wieder 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben werden (statt wie in der Pandemie sieben), habe zudem dazu geführt, dass Gäste sein Restaurant, in dem zuletzt Koch Fabian Schulz für die Zubereitung gutbürgerlicher Speisen verantwortlich zeichnete, seltener besuchten. Schließlich musste Frank Pieper die Preise mit der Wiedereinführung des regulären Mehrwertsteuersatzes anpassen. Irgendwann, gesteht er, sei die finanzielle Lage dann äußerst schwierig geworden - zumal er den Alten Gasthof mitunter auch noch tageweise schließen musste - krankheitsbedingt.
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Vor wenigen Tagen zog Frank Pieper schließlich die Reißleine: Am Wochenende öffnete der Alte Gasthof letztmals seine Türen. „Wir bedanken uns bei allen Gästen, Freunden und Bekannten, die uns all die Jahre die Treue gehalten haben“, teilt Frank Pieper via Facebook mit. Und wünscht: „Bleibt gesund und alles nur erdenklich Gute.“
Stammgästen hatte Piepers Partner Michael Dommermuth die Schließung „aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen“ dabei schon einige Tage vor dem letzten Öffnungstag am vergangenen Samstag (19.10.) mitgeteilt - und zugleich geschrieben, dass ihr Projekt der Essensverteilung an Obdachlose und Mittellose durch die Initiative „Niederwenigern hilft“ fortgeführt werde.
Reaktionen in Sozialen Medien: „Sehr traurige Nachricht“
Gäste und Freunde des Alten Gasthofes zeigen sich von der Schließung betroffen. „Sehr traurige Nachricht“, kommentiert auf Facebook etwa Christian Böttcher, Marianne Honacker textet: „Werde euch vermissen“. Und Thomas Freitag schreibt von einer „schockierenden und unerwarteten Nachricht“. Seit knapp 40 Jahren sei der Alte Gasthof „in regelmäßigen Abständen“ sein Anlaufpunkt gewesen. „Man kann schon fast sagen, ein zweites Zuhause, da ich in dieser wertvollen Zeit vor Ort Unvergessliches erlebt habe.“
„Das ist ein großer Verlust und sehr bedauerlich, zumal es im Ortskern von Niederwenigern nun keinen einzigen traditionellen Gasthof mehr gibt.“
Auch Theo Haske (84), Ortsbürgermeister für Niederwenigern und Niederbonsfeld, ist betrübt über die Schließung des Alten Gasthofes. Er sagt, diese treffe die Menschen im Stadtteil „sehr“. „Das ist ein großer Verlust und sehr bedauerlich, zumal es im Ortskern von Niederwenigern nun keinen einzigen traditionellen Gasthof mehr gibt“.
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Haske, ein Wennisches Urgestein, kann sich dabei noch bestens an Zeiten erinnern, da in unmittelbarer Nähe zum Mauritiusdom mehrere Gaststätten und Kneipen gleichzeitig existierten: die um 1980 geschlossene Gaststätte Linnemann etwa, das 1890 eingeweihte und 2023 dicht gemachte Haus Geldmann, das inzwischen Dimitrios Kushgjini mit seinem Akropolis-Grill bespielt. Auch an die Gaststätte „Zum Dorfkrug“ gegenüber des Alten Gasthofes, heute eine Zahnarztpraxis, erinnert Haske sich noch gut. Und an die Anfang der 1970er-Jahre geschlossene Gaststätte Wolff am Domplatz. Nachdem sich in dem Gebäude später erst ein Lebensmittelgeschäft, dann die Drogerie Schlecker befand, ist es inzwischen zum Wohnhaus umgebaut.
Haske: Unter Gaststätten-Sterben leidet das Dorfleben
Theo Haske sagt, unter dem Gaststätten-Sterben leide das Dorfleben. „Ich hoffe, dass es mit dem Alten Gasthof doch noch einmal weitergeht.“
Frank Pieper sagt, bislang sei das noch nicht final entschieden.