Hattingen. Im Offenen Ganztag geht eine Grundschule in Hattingen neue Wege: Die Kinder können ihre Betreuungszeit individuell gestalten. So läuft‘s.
Eine Grundschule in Hattingen geht im Offenen Ganztag (OGS) neue Wege - mit einem offenen Betreuungskonzept. Dieses kann nach Ansicht der Macher dabei auch den anderen Standorten in Hattingen Anregungen geben auf ihrem Weg zur Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen OGS-Platz, der ab dem Jahr 2026 gilt.
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In der Turnhalle der Grundschule Oberwinzerfeld herrscht an diesem Mittag reges Treiben. Gut zwei Dutzend Kinder lassen Hula-Hoop-Reifen um ihre Hüften kreisen, klettern über Sprungkästen, machen Sprünge auf einem Minitrampolin, bewegen sich rhythmisch zu fetziger Musik. Zwei Übungsleiter helfen auf Wunsch mal hier, mal dort und passen auf, dass nichts passiert.
Keine festen OGS-Gruppen
Das tägliche „Spiel&Spaß“-Angebot in der Turnhalle darf dabei jedes OGS-Kind besuchen, das gerade Lust dazu hat. Gleiches gilt etwa für Basteln, Kunst, Kochen, Zocken. Für AGs (Experimentieren, das Fotoprojekt und anderes) dagegen müssen OGS-Kinder sich vor der Teilnahme für je ein Schulhalbjahr anmelden. Abgesehen von den AGs gibt es feste OGS-Gruppen an der Grundschule Oberwinzerfeld indes nicht.
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Jedes Mädchen, jeder Junge, kann die Betreuungszeit individuell gestalten. Sogar beim Mittagessen können die Kinder selbst entscheiden, zu welcher Zeit zwischen 11.45 Uhr und 14.30 Uhr sie essen gehen möchten. Und statt Hausaufgaben, die in der OGS-Zeit erledigt werden müssen, gibt es an der Grundschule Oberwinzerfeld nur noch Lernzeiten im Klassenverbund. Angeleitet von Lehrkräften, unterstützt durch Mitarbeitende der OGS.
„Wir wollen den Kindern mehr Selbstbestimmung ermöglichen, sie beim Erlernen von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung unterstützen.“
„Wir wollen den Kindern mehr Selbstbestimmung ermöglichen, sie beim Erlernen von Selbstständigkeit und Eigenverantwortung unterstützen“, begründet Marian Steiner (38), der Leiter der OGS, die Grundideen hinter dem Konzept. Steiner, staatlich anerkannter Sozialpädagoge in Diensten der Arbeiterwohlfahrt Ennepe-Ruhr, hat das offene Betreuungskonzept dabei aufgrund von Erfahrungen aus seiner Zeit in anderen OGS-Einrichtungen entwickelt - und im stetigen Austausch mit Oberwinzerfelds Grundschulleiterin Barbara Bickert-Brenneken.
Für die aktuell 173 OGS-Kinder an der Grundschule Oberwinzerfeld können Steiner und sein Team dabei grundsätzliche alle Fachräume, Betreuungsräume und Klassenräume der Schule zur Betreuung nutzen - eingerichtet worden sind diese aber nicht alle multifunktional, sondern jeweils nach thematischen Schwerpunkten. So wird etwa ein Zimmer als Ruheraum genutzt, andere zum Bauen oder zum Spielen. Und die Turnhalle zum Toben. „Genutzte Räume sind gute Räume“, sagt Schulleiterin Barbara Bickert-Brenneken, die die Einbindung der Turnhalle ins OGS-Konzept mit angeregt hat.
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Das offene Konzept insgesamt, betonen sie und Marian Steiner dabei unisono, mache überdies ein flexibleres Miteinander zwischen Schule und OGS möglich. So könne etwa ein Raum, in dem eine Lehrerin, ein Lehrer für eine Stunde am nächsten Morgen etwas vorbereiten muss, für die OGS am Nachmittag einmal gesperrt werden. Dann gebe es ein bestimmtes Themenangebot an jenem Tag eben in einem anderen Raum.
Neu eingerichteter Anmelderaum
Informiert über die jeweiligen Tagesangebote werden die OGS-Kinder an der Grundschule Oberwinzerfeld täglich nach Unterrichtsende im neu eingerichteten Anmelderaum. Dort erhalten sie dabei Informationen darüber, zu welcher Zeit in welchen Zimmern welche AGs und Co. stattfinden - und mit welchem OGS-Mitarbeitenden. Auch erste Kooperationen mit Vereinen gebe es bei den AGs, sagt Marian Steiner. Weitere seien erwünscht.
Seit dem Schuljahr 2023/24 laufe der Prozess nun, sagt der 38-Jährige. Umfragen unter den OGS-Kindern zum offenen Betreuungskonzept hätten dabei ergeben, dass diese insgesamt zufriedener seien, gleiches gelte für sein OGS-Team. Positiv auf falle zudem, dass es seit dem offenen OGS-Konzept weniger Konflikte unter den Kindern gebe. „Es läuft insgesamt gut“, betont Marian Steiner. „Sogar beim Essen klappt es jetzt besser.“ . Und stellvertretend für die Kinder zitiert Steiner eine Finja. Diese habe sich darüber gefreut, dass „die persönlichen Vorlieben jetzt im Vordergrund stehen“.