Hattingen. Die städtischen Friedhöfe sollen zum Paradies für Insekten, Vögel und andere Tiere werden. Dazu gibt es auch neue Grabarten: pflegefrei und bunt.
Hattingens Friedhöfe sollen ökologischer werden - näher an der Natur. Dafür können Angehörige, die ihre Liebsten bestatten müssen, bald neue Grabarten wählen. Wir haben den Überblick, was auf den städtischen Friedhöfen geplant ist.
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Ausgangslage des neuen Hattinger Friedhofskonzeptes ist der Umstand, dass sich die Friedhofskultur insgesamt ändert. Statt Sargbeisetzungen steigt die Zahl der Urnen weiter. Zu Kolumbarien, den Urnen-Wänden, die vor einigen Jahren aufkamen, soll es aber Alternativen geben. Dabei wird dem Rechnung getragen, dass Naturbestattungen wie Wald- oder Baumbestattungen zunehmend gefragt sind. Deshalb solle neue Bestattungsarten eingeführt werden. Weil die Nachfrage danach steigt, handelt es sich dabei ausnahmslos um pflegefreie Gräber.
„Der Friedhof soll nicht neu erfunden werden.““
Für eine naturnahe Gestaltung soll der Friedhof „nicht neu erfunden werden“. Die Verwaltung strebt vielmehr praxisgerechte Umgestaltungen an. Dazu gehören auch die neuen ökologischen Bestattungsformen: Staudengräber gibt es bereits, die sollen ausgebaut werden. Ganz neu dabei sind Sargbestattung am Blühstreifen und Urnen-Stelen mit biodiverser Bepflanzung für kleinere Standorte, an denen Sargbestattungen wegen der vorhandenen Bodenbeschaffenheit nicht ratsam sind. Sie sind als ökologische Alternative zum Kolumbarium gedacht.
Das Konzept soll in den kommenden drei Jahren umgesetzt sein. Nicht alles ist aber auf jedem der fünf städtischen Friedhöfe möglich. Das ist für die einzelnen Standorte vorgesehen:
Friedhof Hattingen Mitte
Neu dazukommen sollen auf diesem Friedhof 30 Staudengräber, die als Hochbeet terrassenartig angelegt werden. In Hattingen-Mitte soll aus Rasen zudem eine Blühwiese werden. 500 zusätzliche Quadratmeter werden entlang der Bredenscheider Straße geschaffen, 300 Quadratmeter kommen im unteren Teil in Betracht. Auf weiteren 400 Quadratmetern sollen insekten- und vogelfreundliche Gehölze gepflanzt werden. Auf dem Blühstreifen werden dann Sargbestattungen (auch mit dem Partner) möglich. Auch die neuen Urnenstelen soll es hier geben - je 20 solche Grabstellen entstehen zunächst.
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Städtischer Friedhof Blankenstein
Auch in Blankenstein soll eine Wildblumenwiese mit insgesamt etwa 126 Quadratmetern im oberen Bereich des Friedhofs entstehen. Neue Bestattungsformen können hier nicht angeboten werden, weil der Platz zu begrenzt ist.
Friedhof Welper
In Welper sind die meisten Veränderungen geplant. Auf 1400 Quadratmetern soll aus Rasen Blühwiese werden. Auch die bereits belegten Flächen für anonyme Bestattungen sind darin inbegriffen. Weitere 300 Quadratmeter ökologische Wildwiese entstehen in Zusammenarbeit mit der Ruhr-Uni Bochum. „Es sollen fünf zusätzliche Kästen für Fledermäuse angebracht werden. Die Wiesen sollen zum Locken mit spezifischen Wildblumenmischungen angelegt werden“, kündigt die Stadt an.
Naturnaher Friedhof
Zur Umgestaltung der Friedhöfe gehört auch, dass der Kirschlorbeer, der „nur sehr begrenzte Nahrungs- und Lebensraum-Ressourcen für Insekten, Vögel und andere Tiere“ bietet, auf den städtischen Friedhöfen ausgetauscht wird. Alte Bäume und auch Rhododendren sollen erhalten bleiben. Auf allen Friedhöfen sollen zudem Insekten-Hotels, Nistkästen, Vogeltränken und Überwinterungshilfen für Igel aufgestellt werden. Auch Totholz- und Steinhaufen werden zu diesem Zweck angelegt.
Auf den Friedhöfen werden bereits einige Maßnahmen zur Verbesserung der Biodiversität umgesetzt: Das Mähgut wird aufgenommen, es wird nicht gemulcht. Es werden keine Düngemittel und Pestizide verwendet. Die Friedhöfe werden sparsam beleuchtet: Es gibt keine durchgehende Beleuchtung, die Trauerhallen und Toilettenanlagen sind mit Bewegungsmeldern versehen.
Auch die neuen Grabarten werden in Welper angeboten: 30 Grabstellen kommen in einer weiteren Staudengradablage dazu, 24 Sargbestattungen werden auf dem Blühstreifen möglich und ebenfalls 24 Gräber werden für Urnenstelen mit biodiverser Bepflanzung geschaffen.
Friedhof Holthausen
Freie Flächen für Wildblumenwiesen gibt es in Holthausen nicht. Am Rand des Friedhofs sind aber acht Grabstellen für Sargbestattungen am Staudensaum möglich. Zwölf Gräber mit Urnenstelen sollen außerdem geschaffen werden.
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Friedhof Bredenscheid-Stüter
Dieser städtische Friedhof ist seit 2018 geschlossen und wird voraussichtlich 2037 entwidmet. Danach soll die Fläche unter Mitwirkung der Forstbehörde bewaldet werden. Deshalb sollen Rasenflächen hier in Streuobstwiesen umgewandelt und zehn Obstbäume gepflanzt werden.
Die Einführung von Rosengräbern und Grabstätten in Findlingsgärten wurden übrigens auch geprüft, aber verworfen. Die Gründe: Rosen sind als Monokultur auf Gabe von Düngemitteln angewiesen und frostempfindlich, sowie sehr anfällig für Pilzerkrankungen. Für Findlingsgärten fehlt schlicht der Platz. Die geplanten Umgestaltungen kosten rund 130.000 Euro.
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