Hattingen. Die Kleingärten und auch Grabeland-Flächen in Hattingen sind begehrt, die Wartelisten lang. Die Vereine stehen regelmäßig vor großen Aufgaben.
Man braucht Geduld. Viel Geduld. Nicht nur, wenn man einen Termin beim Facharzt haben möchte, sondern auch, wenn man einen Kleingarten beackern will. Denn die Wartelisten sind lang. „Da können es schon mal sieben Jahre werden, bis man den ersten Spatenstich auf der eigenen Scholle genießen kann“, sagt der Vorsitzende des Holthauser Kleingartenvereins Salzweg, Marcel Brandt.
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Das ist der normale Wahnsinn. Denn auch bei der kleinsten Anlage im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis, Am Vogelsang in Hattingen, werden kaum Parzellen frei. Ebenso sieht es mit dem Grabeland der HWG aus. Auch da heißt die Tugend: Geduld. Warum die Gärten so beliebt sind? Darauf hat Brandt eine klare Antwort: „Haben Sie schon mal eine Gurke aus dem eigenen Garten gegessen? Einfach köstlich, im Geschmack nicht zu vergleichen mit gekauften und man weiß, was drin ist.“
So ein Kleingarten bringt natürlich auch Pflichten mit sich. Die Mitglieder müssen die 49 Gärten und die allgemeinen Flächen in Ordnung halten. Das ist mit Mühen und Geld verbunden. Niemand weiß das besser als der Vorsitzende der Anlage am Salzweg. Denn da erneuert zurzeit der Verein die Zufahrt zum Parkplatz zusammen mit dem benachbarten Kneibel-Hof. „Endlich ist es soweit, nach vielen Jahren des Ausbesserns, nach langen Überlegungen, hitzigen Diskussionen und viel Überzeugungskraft haben sich die Mitglieder dazu entschlossen, die Sanierungsarbeiten zu beginnen.“
Jetzt wird die alte und zu dünne Asphaltdecke weichen und von einem Team der Firma Gartenglück durch Betonpflaster ersetzt. Der Kneibelhof übernimmt außer seinem Anteil an den Baukosten auch die Logistik um die Baustelle herum.
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Neben den Kleingärtnern und den Kunden des Kneibel-Ei-Automaten profitiere auch die Öffentlichkeit vom Gemeinschaftsprojekt, da viele Spaziergänger den Parkplatz gerne als Startpunkt für eine Wanderung nutzen, erklärt Brandt, der seit sieben Jahren Vorsitzender ist. „Für den Verein ist es eine hohe fünfstellige Investition, die zum Glück von der Sparkasse Hattingen unterstützt wurde“, freut sich der 44-Jährige.
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Ökologische Gesichtspunkte hätten traditionell einen hohen Stellenwert in der Kleingartenanlage. Aber im Bereich der Einfahrt habe Funktionalität Vorrang. Verbundpflaster soll nun den Belastungen dauerhaft standhalten und das bisher jährliche Ausbessern von Schlaglöchern beenden. Eigenleistung sei im KGV Salzweg gelebte Praxis und unterhält die Anlage so seit Jahren. So wurde kürzlich eine Sitzgruppe saniert, bei der die Stadt das notwendige Holz zur Verfügung gestellt hat.
Ziel ist es, bis spätestens zum Nachmittag des 28. September mit den Arbeiten fertig zu sein. Denn dann findet das Gartenfest in der Kleingartenanlage statt. Ziele gibt es noch viele, die die Vereinsmitglieder vor Augen haben. So muss auf Dauer das Vereinsheim einer energetischen Frischekur unterzogen werden. Denn da wird noch mit einem Nachtspeicherofen geheizt, was bei den hohen Energiepreisen schwer zu verkraften ist.
Gartenfest am Salzweg
Der KGV Salzweg feiert am Samstag, 28. September, ab 14 Uhr sein großes Gartenfest. Um 15 und 17 Uhr unterhält Bauchredner und Zauberer Kicha-Micha die Gäste. Es gibt eine große Tombola um 18 Uhr, eine Hühnerstall-Führung vom Kneibelhof und von 16 bis 18 Uhr wird Hobby-Horsing von Sveas Ponywelt angeboten. Special Guest ist um 19.30 Uhr Guido Westermann.
Natürlich ist für Essen und Trinken gesorgt. Auch ein Basteltisch, eine Hüpfburg und ein Eiswagen laden zu Spiel, Spaß und Genuss ein.
Mit solchen Problemen hat der kleinste Gartenverein im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis nicht zu kämpfen. Er hat gar kein Vereinsheim, sondern eine Fläche, auf der bei Feiern ein Zelt aufgestellt werden kann, erklärt der Vorsitzende Marco Fischer (43). Aber auch bei seinem Verein Am Vogelsang sei die Zufahrt „ziemlich rumpelig“. Obwohl die Mitglieder pro Jahr tief in die Tasche greifen müssen, hat auch diese Anlage eine endlos lange Warteliste.
„650 Euro muss jedes Mitglied pro Jahr für die gepachtete Scholle, die jeweils zwischen 300 und 400 Quadratmeter groß sind, bezahlen. Darin enthalten ist aber auch Wasser und Strom“, erklärt der Vorsitzende. Trotz des Preises, der an einen privaten Besitzer gezahlt wird, ist der Wunsch, dort in Blankenstein hinter dem Krankenhaus eine Parzelle zu ergattern, riesig.
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Genauso begehrt, obwohl es sich nur um Grabeland handelt, ist die Fläche am Südring, die die HWG anbietet. „30 bis 40 Leute warten schon seit Jahren auf ein Stück Grabeland“, sagt Arne Dierß vom Wohnungsunternehmen. „Auf den Flächen gibt es kein Wasser, keinen Strom und auch keine Toiletten und trotzdem sind sie ausgesprochen begehrt.“
Die 84 Parzellen, die jeweils circa 100 Quadratmeter groß sind, werden ausschließlich an HWG-Mieter vergeben, die ja auch Mitglieder der Genossenschaft sind. Um die 50 Euro zahlen die Pächter nur pro Jahr, was dem Begehren, so ein Stückchen Scholle zu ergattern, keinen Abbruch tut.