Hattingen. Die Ruhr ist lebensgefährlich, ihre Strudel sind tödlich: In Hattingen ist wieder ein Mann verunglückt. Die schlimmsten Bade-Unfälle im Fluss.

Tragisches Ende eines gemütlichen Beisammenseins: Der Mann, der in der Ruhr untergegangen war und anschließend wiederbelebt wurde, ist in einer Bochumer Klinik verstorben. Einmal mehr zeigen sich hier die Gefahren des Flusses, der in Hattingen zuletzt einen mittleren Wasserstand von etwas mehr als 1,20 Meter hatte. Die DLRG warnt regelmäßig vor einem Bad – und doch hat es immer wieder schreckliche Unfälle gegeben.

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Sie haben es sich gemütlich gemacht an diesem Samstagabend (10.8.), die drei Männer wollen das sommerliche Wetter unterhalb der Kosterbrücke genießen. Einer von ihnen, der mutmaßlich Nichtschwimmer ist, will sich in der Ruhr abkühlen – er taucht ab und nicht wieder auf. Rettungskräfte holen ihn so schnell wie möglich aus dem Wasser, reanimieren ihn. Er wird in eine Klinik nach Bochum gebracht. Wie die Polizei bestätigt, ist er hier anschließend verstorben.

Einsatz der Feuerwehr Hattingen am Samstagabend (10.8.) an der Ruhr: Rettungskräfte holten einen Mann aus dem Wasser und reanimierten ihn.
Einsatz der Feuerwehr Hattingen am Samstagabend (10.8.) an der Ruhr: Rettungskräfte holten einen Mann aus dem Wasser und reanimierten ihn. © FWH | Jens Herkströter

„Die Ruhr ist stark fließend und damit gefährlich. Gerade im Bereich der Buhnen weiß man nicht, was sich unter der Wasseroberfläche verbirgt“, sagt Britta Balt vom Ruhrverband bereits zum Saisonstart auf WAZ-Anfrage. Auch die beiden DLRG-Ortsgruppen in Hattingen weisen regelmäßig auf die Gefahren hin, sie sehen auf ihren Kontrollfahrten am Wochenende immer wieder gefährliche Situationen.

Baden in der Ruhr in Hattingen nicht erlaubt

Denn eines steht fest: Das Baden in der Ruhr ist in Hattingen nicht erlaubt!

Das wird aber oft ignoriert, gerade an so sommerlichen Tagen wie es sie seit dem Wochenende wieder gibt. Und es gibt immer wieder Unfälle. „Einige Bilder hat man immer wieder vor Augen“, sagt etwa Feuerwehrsprecher Jens Herkströter. „Die belasten einen zwar nicht, aber man vergisst sie nicht.“

Er denkt an das Pfingst-Wochenende 2014: Kurz bevor der verheerende Sturm „Ela“ über Stadt zieht, kommt ein 23-Jähriger bei einem Familienausflug in der Ruhr ums Leben. 80 Einsatzkräfte suchen ihn im Bereich zwischen dem Campingplatz Tippelstraße und der Gaststätte „Zum Deutschen“  – und finden ihn dann nach zwei Stunden leblos auf.

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„58-Jähriger in der Ruhr ertrunken“ titelt die WAZ Hattingen in ihrer Ausgabe am 15. August 1989 und berichtet über das Unglück eines Alleinstehenden, der sich alkoholisiert in den Fluss gewagt hat. Er verliert die Orientierung und ertrinkt. Im April 2005 ertrinkt eine Frau (79) aus Niederwenigern im Bereich des Campingplatzes Am Kempel. Ungeklärt bleibt indes, ob sie freiwillig aus dem Leben geschieden ist oder ob es sich um einen Unfalltod handelt.

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Dramatisch ist der Einsatz für DLRG und Feuerwehr am 20. Juli 2014, als ein Mädchen unterhalb der Isenburg in die Ruhr stürzt. Ihre Mutter springt sofort hinterher, beide werden aber von der Strömung weggerissen. Doch hierbei geht alles gut aus, denn zum Glück ist ein Rettungsboot der DLRG-Wachbereitschaft direkt vor Ort. Mutter und Tochter werden gerettet.

Sombrowsky-Suche und drei Tote am Ruhrwehr

Die aufsehenerregendsten Unfälle liegen viele Jahre zurück:

Im November 2005 wird Pfarrer Klaus Sombrowsky vermisst gemeldet. Dann werden seine markante Brille, der Mantel und sein Handy an und in der Ruhr gefunden. „Die Suche ist kompliziert“, erklärt Kriminaloberkommissar Peter Rützler, es werden auch Leichenspürhunde eingesetzt.

Erst eine Woche später entdeckt eine Fußgängerin – etwa 800 Meter von der vermuteten Unfallstelle an der Isenbergstraße entfernt – einen leblosen Körper in der Ruhr treiben. Feuerwehr und Polizei bergen ihn aus dem Wasser. Die Obduktion durch die Essener Rechtsmedizin bestätigt die Identität der Leiche – und stellt fest, dass der Pfarrer nicht ertrunken ist, sondern an Herz- und Kreislaufversagen gestorben ist. Alle weiteren Umstände bleiben unklar.

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Der heißeste Tag im Sommer 1980: Drei Schwimmer – zwei Männer (22 und 27) und eine Frau (32) – kommen ums Leben, nachdem sie die lauten Warnungen der Ortskundigen ignoriert haben. Die Ruhr, die nach dem Regen der vorangegangenen Tage noch etwas Hochwasser führt, ist an diesem Tag ein gurgelndes Ungetüm.

Mit dem Wissen, dass hier nur wenige Wochen zuvor zwei Menschen ertrunken sind, versuchen andere Sonnenanbeter die Schwimmer zu stoppen: „Zurück, zurück“, rufen sie, doch es ist schon zu spät: Die Wasserwirbel reißen die Frau und die Männer in die Tiefe. Dutzende an den Ufern – darunter acht Angehörige, Freunde und Kinder – beobachten entsetzt das Drama.

Viele Jahre lang weist ein Schild auf die Zahl der Toten am Ruhrwehr an der Birschel-Mühle hin – doch das ist nach einem der vielen Hochwasser verschwunden...