Hattingen. Kerstin Volkenhoff weiß, was Hunde brauchen - auch die mit Problemen. So laufen ihre Therapiestunden bei „Volkendog“ in Hattingen ab.
Ab auf die Couch? Das gilt höchstens für Kerstin Volkenhoff selbst, zum Feierabend nach Ladenschluss, wenn sie sich entspannt. Problem-Hunde therapiert die Inhaberin eines Hundeladens in der Hattinger Innenstadt dagegen auf dem Ladentisch. Während sie einem Vierbeiner eine neue Frisur verpasst, gibt die Tierpsychologin Frauchen oder Herrchen wertvolle Tipps.
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Probleme, die Hundebesitzerinnen und -besitzer mit ihrem Vierbeiner haben, gibt es etliche: Er bellt am Gartenzaun, hat Probleme, allein zu Hause zu sein, macht große Schwierigkeiten, wenn er mitgenommen werden soll im Auto. Derlei Verhaltensweisen ließen sich alle ändern, betont Kerstin Volkenhoff. Dafür müssten Hundebesitzer nur anerkennen, dass jeder Bello, jede Bella „eigentlich geführt werden möchte“. Dass bei den genannten Schwierigkeiten aber das Tier das Kommando übernommen habe. Vorübergehend.
Sie ist auch Initiatorin der Tiertafel Hattingen
Denn Kerstin Volkenhoff, die nicht nur Tierpsychologin ist, sondern auch Hunde-Heilpraktikerin, Hunde-Friseurin und Initiatorin der Tiertafel Hattingen, sagt, sie versuche in solchen Fällen stets zwischen Hund und Halter zu vermitteln, damit das Zusammenleben wieder konfliktfrei gelingt. „Hunde müssen in das Leben ihrer Besitzer passen“, lautet ihr Credo.
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Als geprüfte Tierpsychologin ist die 60-Jährige seit 2009 aktiv. Eben weil die Hundebesitzerin in ihrem Tierfachgeschäft „Volkendog“ auf der Kleinen Weilstraße 4 im Gespräch mit ihren Kundinnen und Kunden immer mal wieder hörte, dass es hier oder da oder dort Probleme gibt mit dem geliebten Hund - nicht selten, während sie eben diesen gerade auf dem Ladentisch frisierte. „Ich habe mich daher Mitte der 2000er-Jahre dazu entschlossen, ein zweieinhalbjähriges Fernstudium zur Tierpsychologin zu absolvieren.“
„Hunde sollte man nicht selbst denken lassen, was sie tun dürfen.“
Als solche habe sie dabei natürlich auch lernen müssen, Katzen, Kaninchen und andere Tiere zu therapieren. Rat allerdings gibt sie Menschen ausschließlich bei Problem-Hunden. „Nur bei Hunden weiß ich einfach genau, wie sie ticken.“ Klare Führungen, klare Ansagen, das benötigten diese Tiere, betont sie. „Hunde sollte man nicht selbst denken lassen, was sie tun dürfen.“
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Für das, was das konkret bedeutet, gibt sie ein Beispiel: Sobald Frau- oder Herrchen dem eigenen Vierbeiner klargemacht habe, dass er keine Verlustängste haben müsse, wenn er einmal allein zu Hause ist, sei das Alleinbleiben auch kein Problem mehr. Man sollte einem Tier mit solchen Verlustängsten also nicht (mehr) erlauben, auf Schritt und Tritt hinter einem herzulaufen in den eigenen vier Wänden, sagt Kerstin Volkenhoff. Und allmählich genau davon entwöhnen. Seinen Hund am Anfang zum Beispiel immer mal wieder anweisen, in seinen Korb zu gehen, „das gibt ihm Sicherheit und Ruhe“. Nach einer gewissen Zeit könne er dann wieder neben Frau- oder Herrchen durchs Zuhause laufen. Aber nur, wenn diese(r) es erlaubt.
Depressionen entwickeln Hunde nicht
Depressionen oder Angststörungen, bei Menschen in psychologischer Behandlung keine Seltenheit, entwickelten Hunde übrigens nicht, sagt Kerstin Volkenhoff. „Sie leben nicht so in der Vergangenheit wie wir.“ Und so sei etwa die Sorge einer älteren Dame über mögliche Traumata ihres aus dem Tierheim stammenden Hundes, der früher einige Zeit auf einer Tötungsstation verbracht hatte, unbegründet.
Gratis gegeben habe sie der Frau jenen Tipp. Geld für ihre psychologischen Ratschläge, sagt Kerstin Volkenhoff, nehme sie ohnehin nicht: „Ich will ja einfach, dass es Hund und Halter gut geht.“
Dieser Artikel ist erstmals am 17. Juni 2024 erschienen.