Hattingen/Sprockhövel. Suchthilfe ist stark nachgefragt, sagt Marion Schirp. So will die neue Einrichtungsleiterin von Hattingens „Sprungbrett“ mehr Suchtkranken helfen
„Es gibt zurzeit einen enorm hohen Bedarf an Hilfsangeboten für Menschen mit Suchterkrankungen. Wir möchten daher künftig gern noch mehr Betroffenen helfen“, sagt Marion Schirp (53), die neue Einrichtungsleiterin des „Sprungbrett“ in Hattingen. Dass dies nur durch Veränderungen gelingen kann, weiß sie auch.
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Marion Schirp, die seit Anfang 2024 im Sprungbrett im ambulant betreuten Wohnen arbeitete, ist seit Anfang des Monats im „Sprungbrett“ Nachfolgerin von Britta Vahrenholt. Vahrenholt hat laut dem Förderverein ihre Arbeit als Einrichtungsleiterin beendet, „da sie sich beruflich verändern will“.
Job als Einrichtungsleiterin des „Sprungbrett“ in Hattingen erfordert vollen Einsatz
Die 53-jährige Schirp ist in Hattingen unterdessen keine Unbekannte: Bereits 2022 heuerte sie bei der Alzheimer-Gesellschaft an, beriet dort Menschen mit einer vermuteten oder diagnostizierten Demenz und deren Angehörige. Das macht sie auch weiterhin, indes ausschließlich ehrenamtlich online auf Anfrage. Und nur, soweit ihre Zeit es noch zulässt. Denn der neue Job als Einrichtungsleiterin des „Sprungbrett“ erfordert ihren vollen Einsatz.
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Wichtige Prozesse zu verändern gelte es in den nächsten Monaten innerhalb der Einrichtung, sagt die studierte Sozialarbeiterin und systemische Beraterin, die vor ihrer Zeit bei der Alzheimer-Gesellschaft ein Projekt für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten Familien leitete. So etwa müssten Dokumentationen (Aufnahme-, Entlassprozesse, Betreuungsleistungen) noch passgenauer werden und schneller zu erstellen sein. Nur dann hätten Mitarbeitende mehr Zeit für die Klientinnen und Klienten des „Sprungbrett“: für die - zurzeit 14 - suchtkranken Senioren im Projekt Amitas in Bredenscheid. Und für die chronisch mehrfach Abhängigkeitskranken im ambulant betreuten Wohnen. 25 suchtkranke Menschen, sagt Marion Schirp, würden zurzeit von insgesamt sieben Mitarbeitenden ambulant betreut. „Aber den Bedarf decken können wir so nicht. Wir erhalten fast täglich weitere Anfragen und haben sogar schon eine Warteliste.“
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Doch die Sprockhövelerin hofft, dass das „Sprungbrett“ nach den Prozessveränderungen einige Suchterkrankte mehr betreuen kann. Zudem will sie sich bemühen, weitere Fachkräfte zu gewinnen fürs „Sprungbrett“. Wohl wissend, dass dies nicht leicht werden wird in Zeiten des Fachkräftemangels.
Neue Mitarbeitende hat im „Sprungbrett“ jüngst den Dienst aufgenommen
Eine neue Mitarbeitende hat im „Sprungbrett“ immerhin jüngst schon ihren Dienst aufgenommen: Petra Waldschläger, eine studierte Sozialarbeiterin, kümmert sich neben einzelnen Klienten im ambulant betreuten Wohnen auch ums Café Sprungbrett im Steinhaqen 19.
Hier ist sie verantwortlich für die Menschen, die im Café eine Wiedereingliederungsmaßnahme ins Arbeitsleben absolvieren. Und hier ist sie werktags während der Öffnungszeiten des Cafés (mo-fr, 10-18 Uhr) Ansprechpartnerin für alle Besuchenden.
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An den Wochenenden dagegen, sagt Marion Schirp, werde das Café von Ehrenamtlichen betrieben - ausschließlich. Und ist da schon beim nächsten Problem, um das sie sich als Einrichtungsleiterin plötzlich kümmern muss. Denn zuletzt gab es fürs Café keinen einzigen Ehrenamtler. Die Folge: Samstags und sonntags blieb es geschlossen. Inzwischen, sagt Marion Schirp, hätten sich aber zumindest einige wenige Freiwillige gefunden, die eine Öffnung samstags von 10 bis 14, sonntags von 14 bis 18 Uhr wieder möglich machen. „Doch wir suchen dringend noch weitere.“ Nur so sei dieses niederschwellige Angebot tatsächlich 365 Tage im Jahr zu betreiben.
Denn das Geld für die so wichtige Suchtarbeit, gesteht Marion Schirp, bleibe beim „Sprungbrett“ nach wie vor knapp. „Wir freuen uns daher immer über jede noch so kleine Spende und finanzielle Zuwendung.“