Hattingen. Das Café Sprungbrett in Hattingen hat in diesem Jahr 20. Geburtstag, eine große Feier gibt’s aber nicht. Das sind die Gründe, das ist der Wunsch.
Seit 20 Jahren besteht das Café Sprungbrett in Hattingen in diesem Jahr. Eine große Feier wird es indes nicht geben, sie ist finanziell nicht drin. Das Geld zur Unterhaltung des suchtmittelfreien Cafés ist vielmehr so knapp wie nie.
Das Haus im Steinhagen 19 musste „Sprungbrett“ verkaufen
Es gebe mehrere Gründe für die derzeitige Situation des Café Sprungbrett, sagt Magdalene Georg vom Vorstand des Fördervereins zur Suchtarbeit Sprungbrett. So etwa erhält Sprungbrett heute deutlich weniger an Zinsgeldern aus einer 2007 eigens gegründeten Stiftung, mit dem die Arbeit des Fördervereins dauerhaft finanziert werden sollte. Dies liege, so Magdalene Georg, vor allem an den Niedrigzinsen. Vor drei Jahren schließlich musste „Sprungbrett“ dann das denkmalgeschützte Haus im Steinhagen 19, in dem das gleichnamige Café beheimatet ist, verkaufen. Seitdem zahle man für die Nutzung der Räume Miete.
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Dadurch, dass das Café aufgrund der Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren mehrfach monatelang geschlossen werden musste, es bei laufenden Kosten somit keine Einnahmen gab, habe sich die finanzielle Situation zusätzlich zugespitzt.
„Wir brauchen jetzt eine feste Förderung von der Stadt“
„Wir brauchen jetzt eine feste Förderung in jährlich fünfstelliger Höhe von der Stadt“, erklärt Magdalene Georg. Nur so sei das Café mit einer Vollzeitkraft, fünf Plätzen zur Wiedereingliederung von Menschen ins Arbeitsleben sowie knapp zwei Dutzend Ehrenamtlichen auch weiterhin 365 Tage im Jahr zu betreiben. Zurzeit erhalte „Sprungbrett“ von der Kommune jährlich zwischen 5000 und 7000 Euro für die Suchtarbeit. Der EN-Kreis zahle derweil an „Sprungbrett“ seit 2019 bereits einen jährlichen Festbetrag von 30.500 Euro, so Magdalene Georg. Davon sind 20.500 Euro Landesmittel. Spenden, so Georg, seien zusätzlich zu diesen Förderungen aber weiter willkommen.
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„Dieses Café punktet dadurch, dass Menschen ungezwungen vorbeikommen und sich beim Kaffee erst mal alles ansehen können, sich nicht zu erkennen geben müssen, so tun können, als ob sie für einen Bekannten fragen. Die Mischung aus Selbsthilfe und professioneller Hilfe ist für Betroffene dabei nach wie vor enorm wichtig“, betonen Magdalene Georg und Britta Vahrenholt, seit 2021 als Einrichtungsleiterin des Fördervereins mit im Boot.
Der Förderverein Sprungbrett e. V.
Der Förderverein Sprungbrett e. V. wurde 1997 als Förderverein zur Suchtarbeit für Hattingen/Sprockhövel gegründet.
Er ist Arbeitgeber und Träger der Suchthilfeeinrichtung Café Sprungbrett. Herzstück der Einrichtung ist die niederschwellige Kontakt- und Begegnungsstätte für Suchtkranke und deren Angehörige.
Neben dem Café und einer offenen suchttherapeutischen Sprechstunde bietet „Sprungbrett“ ambulant betreutes Wohnen für chronisch mehrfach Abhängigkeitskranke und Menschen mit einer psychischen Erkrankung an. Weiterhin unterhält „Sprungbrett“ dasProjekt Amitaszur intensiven Betreuung suchtkranker Senioren in Hattingen-Bredenscheid.
Kontakt:02324-596970, E-Mail: info@sprungbrett-e-v.de
Die Bedeutung niederschwelliger Suchtarbeit übrigens erkannten 1997 bereits die Gründungsmitglieder des „Sprungbrett“. Weil derlei Angebote anfangs in den politischen Gremien aber „gar nicht so gewünscht waren“, wie sich Magdalene Georg erinnert, nahm der Verein damals 300.000 Mark Spendengelder für das Café in die Hand, startete „ohne die Politik“. Doch schnell waren Stadt und EN-Kreis mit im Boot bei dem anfangs nur auf zwei Jahre angelegten Projekt.
Im Sommer Tag der offenen Tür mit Gesprächsangeboten geplant
Diese Zeit hat das Café längst überlebt, im Sommer soll es bei einem Tag der offenen Tür Gesprächsangebote für Interessierte geben; und zumindest im kleinen Rahmen der 20. gefeiert werden. Und Magdalene Georg, Britta Vahrenholt und mit ihnen Mitglieder und Mitstreiter des „Sprungbrett“ hoffen, dass dies nicht der letzte runde Geburtstag des Cafés bleibt.