Gladbeck. Das Gladbecker Krankenhaus stellt die Neurologie neu auf. Sie soll Bedeutung für die ganze Region erhalten. Und es gibt einen neuen Chefarzt.

Die Neurologie im St.-Barbara-Hospital stellt sich neu auf. Drei Schwerpunktbereiche richtet das Krankenhaus ein: vereinfacht gesagt einen für die akuten Fälle und die Intensivmedizin, ein Schwerpunktzentrum Multiple Sklerose (MS) und Elektrophysiologie sowie eine Sektion für Frührehabilitation und Komplexbehandlung.

Neurozentrum in Gladbeck wird von Prof. Dr. Linnebank geleitet – an seiner Seite ein neuer Chefarzt

Das Neurozentrum Kern – Kern steht für Katholische Einrichtungen im Ruhrgebiet Nord – wird weiterhin von Prof. Dr. Michael Linnebank geleitet. Neu hinzugestoßen ist Dr. Marco Michels, der vom St.-Elisabeth-Krankenhaus in Dorsten nach Gladbeck gekommen ist und sich fortan der Patientinnen und Patienten annehmen wird, die nach der Erstversorgung noch nicht wieder so weit auf den Beinen sind, dass sie in die Reha geschickt werden können.

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Beispiel Schlaganfall: Nach der Einlieferung ins St.-Barbara-Hospital landen die Patienten zunächst in der „Stroke Unit“, wo Herzrhythmus, Blutdruck, Sauerstoffsättigung im Blut und Temperatur permanent überwacht werden, um Ursachen und Komplikationen eines Schlaganfalls rasch zu klären und zu behandeln. Wenn’s gut läuft, können die Patienten in die Reha oder sogar nach Hause entlassen werden. Und wenn’s Komplikationen gibt oder der Heilungsprozess nur langsam verläuft?

In der Frührehabilitation geht es auch um die „aktivierende Pflege“

Dann werden sie in die Abteilung von Dr. Marco Michels verlegt, in den neuen Bereich für Frührehabilitation. Dort wird die medizinische Behandlung fortgesetzt, gleichzeitig aber wird im Krankenhaus auch schon mit Reha-Maßnahmen begonnen. „Wir wollen die Patientinnen und Patienten zur Rehabilitationsfähigkeit hinführen“, sagt der Mediziner. Ein Tag Bettlägerigkeit bedeute ein Prozent weniger Muskelkraft, rechnet Michels vor. Je eher mit Übungen und der Stärkung des Körpers also begonnen werde, umso besser.

Das heißt für die Patienten: Nur im Bett liegen, sich versorgen lassen und auf Heilung warten – das wird es nicht geben. „Aktivierende Pflege“ nennt Michels das, was auf der Station geleistet wird. Die Pflegekräfte schauen, was die Patienten schon selbst schaffen können. Der Chefarzt: „Wir übernehmen nur das, was nötig ist.“ Er habe die Erfahrung gemacht, dass die Betroffenen gerne mitmachen würden, weil sie letztlich vor der Frage stünden: selbst- oder fremdbestimmt?

Bis zur Verlegung in eine Reha-Klinik kann es mehrere Wochen dauern

Aufenthalte im Bereich für neurologische Frührehabilitation des St.-Barbara-Hospitals sind in der Regel nicht auf wenige Tage angelegt. Je nach Schwere der Beeinträchtigung kann es mehrere Wochen dauern, bis die Patienten in eine Reha-Klinik verlegt werden, wo die Regeneration fortgesetzt wird. Weil die Krankenkassen genau hinschauten, wer wie lange im Krankenhaus liege, sei die Arbeit mit einem „hohen Dokumentationsaufwand“ verbunden, sagt der 63 Jahre alte Neurologe. „Wir müssen für jeden Tag Station die Behandlungsnotwendigkeit nachweisen.“ Schlaganfälle, Epilepsie, Nervenentzündungen, Polyneuropathien, MS, Demenz oder Parkinson – das sind die Krankheitsbilder, die in der Sektion für Frührehabilitation und Komplexbehandlung behandelt werden.

25 Betten stehen derzeit zur Verfügung. Es sollen mehr werden, sagt Michels. Die Nachfrage nach Betten sei schon jetzt größer als das Angebot. Das Krankenhaus wird dabei nicht nur Patienten aus Gladbeck versorgen, sondern auch aus den Nachbarkommunen. Das Alfried-Krupp-Krankenhaus und die Universitätsklinik in Essen oder die Knappschaftskrankenhäuser aus Gelsenkirchen und Recklinghausen schicken ihre Patienten bereits zur Weiterbehandlung nach Gladbeck. Selbst vom Niederrhein, weiß Michels zu berichten, gebe es Anfragen.

Unternehmenssprecher nennt Neurozentrum Leuchtturmangebot für die Region

Viele Betten in der neurologischen Frührehabilitation gibt es im Lande nicht. Mit dem Neurozentrum Kern im St.-Barbara-Hospital, so Unternehmenssprecher Wolfgang Heinberg, erlange das Katholische Klinikum Ruhrgebiet Nord auch eine Bedeutung für die ganze Region. Heinberg: „Das ist ein Leuchtturmangebot.“ Weshalb er die Herausforderung eines Wechsels an ein neues Krankenhaus auch wenige Jahre vor dem Ruhestand noch einmal gerne angenommen habe, sagt Marco Michels.

Chefarzt Dr. Marco Michels (Chefarzt Neurologische Frührehabilitation und Komplexbehandlung) steht am 24.10.2024 im St. Barbara-Hospital in Gladbeck. Er gibt der WAZ-Redaktion Auskunft über die Entwicklung des

„Wir diskutieren über jeden Patienten“

Dr. Marco Michels
Chefarzt

Der Neurologe ist von den ersten Wochen in Gladbeck angetan. Die Zusammenarbeit mit der Radiologie sei ebenso hervorragend wie das Team im Krankenhaus. Die Zusammenarbeit mit den Pflegekräften und den Physiologen, Ergotherapeuten, Logopäden und Neuropsychologen ist dem 63-Jährigen extrem wichtig.

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Gerade in der Neurologie sei der Austausch in den Teambesprechungen von großer Bedeutung. „Wir diskutieren über jeden Patienten“, sagt Michels. Wie er auch ausführlich mit denen redet. „Man muss viel quatschen“, sagt der gebürtige Kölner, der von Beginn seiner medizinischen Ausbildung an in die Neurologie wollte. Das sei eines der Fachbereiche in der Medizin, in der sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte besonders viel getan habe. „Es gibt viele neue Therapieoptionen.“

Chefarzt sieht Gladbecker Hospital auf einem guten Weg

Und der Bereich wachse, weil die Lebenserwartung steige, sagt Michels. Deshalb sei das St.-Barbara-Hospital auf einem guten Weg, wenn es einen Schwerpunkt seiner Arbeit auf die Neurologie – sie zählt jetzt schon insgesamt gut 100 Betten – lege.

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