Gladbeck. Krankenhausaufenthalte können besonders für Menschen ohne Angehörige schwierig sein. Wie ehrenamtliche Patientenbegleiter da helfen können.

Für Menschen ohne Angehörige können Krankenhausaufenthalte eine seelische und organisatorische Herausforderung sein. Für Betroffene bietet die AWO in Gladbeck daher bereits seit zehn Jahren die sogenannte Patientenbegleitung an. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer unterstützen die Patienten auf vielfache Art und Weise. Für Heidi Schulte, die seit Beginn des Angebots als Patientenbegleiterin bei der AWO tätig ist, eine sehr erfüllende Tätigkeit.

„Ich wollte etwas Sinnvolles tun“, erklärt die Rentnerin ihr Ehrenamt. Schon seit vielen Jahren engagiert sich Schulte in der Seniorenbetreuung, lange fuhr sie als Begleiterin bei Seniorenreisen des Deutschen Roten Kreuzes mit. Durch einen Aufruf in der Zeitung wurde Schulte 2014 auf das Projekt der Gladbecker AWO aufmerksam.

Umfang der Begleitungsaufgaben von Bedürfnissen der Patienten abhängig

Seitdem ist Schulte als Patientenbegleiterin aktiv. In ihrer Tätigkeit leistet sie alleinstehenden Patientinnen und Patienten im Krankenhaus Gesellschaft und kümmert sich um die anfallenden Aufgaben. Darunter zählen das Packen der Krankenhaustasche und die Unterstützung bei der Aufnahme ins Krankenhaus. Bei längeren Aufenthalten geht Schulte nach Absprache mit den Patienten auch in die Wohnungen, um etwa frische Kleidung zu holen. Nach der Entlassung begleitet sie Patienten nach Hause und übernimmt notwendige Einkäufe oder Besorgungen in der Apotheke.

Der Umfang der Betreung richtet sich nach dem Bedürfnis des Patienten. Die AWO-Patientenbegleiter seien allerdings keine täglichen Pfleger, macht Schulte deutlich. Und auch sonst gibt es Grenzen im Aufgabenbereich. Schulte erinnert sich an einen älteren Herrn, der nach einem Schwächeanfall stationär im Krankenhaus behandelt wurde. Von der Patientenbegleiterin erwartete er nur, dass sie sein Auto von einem Supermarktparkplatz umparke. Für sowas sei sie aber nicht zuständig, sagt Schulte und lacht.

AWO-Patienbegleiter werden regelmäßig geschult

Rund 60 Patienten sind aktuell bei der AWO registriert. Vor Corona seien es mehr gewesen, so Schulte. Noch immer herrsche bei vielen älteren Menschen die Angst vor Ansteckungen, zudem sorgen Enkeltricks und allerlei Betrugsmaschen für Unsicherheiten. Auch das Unwissen, ob das Angebot der AWO kostenfrei sei oder nicht, führe laut Schulte zu einer „leichten Skepsis“. Sie erklärt daher: Die Begleitung kostet den Patienten nichts.

AWO Patientenbegleitung feiert 10-Jähriges - aber was tun Patientenbegleiter? Heidi Schulte aus Gladbeck ist bei der AWO als Patientenbegleiterin aktiv. Sie erzählt uns von ihrer Tätigkeit
Heidi Schulte ist seit zehn Jahren Patientenbegleiterin. Die Gladbeckerin möchte das Ehrenamt auch weiterhin ausüben. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Schulte und ihre Ehrenamtskollegen kommen alle vier Wochen bei der Gladbecker AWO zusammen, um sich auszutauschen. Einmal jährlich müssen alle Patientenbegleiter einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren, auch Übungen mit einem Deffribillator stehen auf dem Plan. Regelmäßige Schulungen und der Austausch von den gemachten Erfahrungen gehören zum Lehrprogramm und sind gerade für neue Patientenbegleiter sehr wichtig, um sich auf die Tätigkeit vorzubereiten. Die AWO steht zudem unter anderem mit Trägern aus dem Gesundheitswesen in Verbindung und arbeitet eng mit den örtlichen Krankenhäusern zusammen.

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Alleinstehende können sich jederzeit an die AWO wenden

Vorwissen ist für die Tätigkeit als Patientenbegleiter jedoch nicht relevant, Schulte arbeitete beispielsweise als Sekretärin bei Brauereien aus dem Ruhrgebiet. „Jeder kann sich jederzeit bei uns melden“, macht sie nochmals auf das kostenlose Hilfsprogramm aufmerksam. Durch Vorträge in Heimen und Kirchen wirbt die AWO für die Patientenbegleitung, Betroffene können sich auch vorsorglich bei dem Programm registrieren lassen. Schulte ist sich sicher: Sie wird auch weiterhin als Begleiterin tätig sein.

Die AWO-Patientenbegleitung sucht Verstärkung für das zurzeit sechsköpfige Team Ehrenamtlicher. Interessierte können sich an die Programm-Koordinatorin bei der AWO, Gudrun Müller, wenden (02043/295467, patientenbegleitung@awo-msl-re.de). Auch für alleinstehende Menschen, die sich vorsorglich registrieren lassen möchten, ist Gudrun Müller die Ansprechpartnerin. Am Dienstag, 1. Oktober, ist die AWO-Patientenbegleitung bei der Seniorenmesse „Älter werden in Gladbeck“ in der Stadthalle Gladbeck vertreten.

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