Gladbeck. Das Projekt der Arbeiterwohlfahrt ist für den „Engagementpreis NRW“ nominiert. 70 Patienten erhalten tatkräftige Hilfe und Zuspruch.

„Es ist schön, dass sich Menschen aus Liebe zum Mitmenschen um andere kümmern. Das gibt der Stadt noch einmal ein ganz anderes Gesicht, es beflügelt mich und verursacht ein absolutes Glücksgefühl.“ Martina Waldner, Abteilungsleiterin des Gesundheitsdienstes im Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen der Arbeiterwohlfahrt (Awo), ist überzeugt von der „Patientenbegleitung“, die der Verband mit Unterstützung vieler Gruppierungen in Gladbeck initiiert hat.

Es war Gudrun Müller, die im Jahre 2013 die Awo für das Projekt begeistern konnte - und so wurde Gladbeck neben anderen zum Modellstandort. In den vergangenen sieben Jahren haben Gudrun Müller – ehrenamtlich – und Karin Gerbig in ihrer hauptamtlichen Funktion als Koordinatorinnen ein beachtliches Netzwerk aufgebaut. Zuvor wurden sie ein Jahr lang für ihre Tätigkeit qualifiziert.

Gladbeck: Zehn ehrenamtliche Kräfte engagieren sich in der Patientenbegleitung

Zurzeit sind es zehn aktive Ehrenamtler, die sich um rund 70 angemeldete Patienten kümmern. Die Zielgruppe ist klar: Menschen, die Unterstützung, Hilfe und Zuspruch benötigen, jedoch keine Angehörigen bzw. enge Freunde haben, die sich ihrer annehmen könnten. „Wir begleiten bei Arztbesuchen, packen die Tasche, wenn’s ins Krankenhaus gehen muss. Wir kümmern uns in dieser Zeit und auch danach sowohl um die Betroffenen wie auch um ihre Wohnung“, erklärt Gudrun Müller. Auch seien sie – falls gewünscht – bei Arztgesprächen dabei, aber hätten auf jeden Fall „immer ein offenes Ohr“ für die Anliegen, Sorgen und Nöte der Menschen, die ihnen vertrauen.

Der Einsatz ist ein "Beitrag zu präventiver Sozialpolitik"

Als einen Beitrag zu „präventiver Sozialpolitik“ bezeichnet Martina Waldner dieses Engagement, doch man merkt, wie sehr es den beiden Frauen auch „Herzenssache“ ist. Und die soll nun, mit etwas Glück, belohnt werden. „Engagierte Nachbarschaft“ – unter diesem Motto steht der Engagementpreis NRW 2021, den die Landesregierung in Kooperation mit der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege in diesem Jahr ausgelobt hat. Die „Patientenbegleitung“ der Awo Gladbeck gehört zu den zwölf Nominierten, von denen sich Ende des Jahres drei Preisträger über eine Finanzspritze freuen dürfen.

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Als „wichtigstes Rüstzeug“ und „höchstes Gut“ bezeichnet Martina Waldner die ehrenamtlichen Mitarbeiter: „Das Vertrauen, das die Patienten in ihre Patientenbegleiter setzen, und die Dankbarkeit sind der Motor, von dem jeder Ehrenamtliche profitiert.“ Doch scheint auch Gladbeck ein besonders gutes Pflaster für dieses ehrenamtliche Engagement zu sein, denn selbst die Pandemie konnte die Akteure nicht stoppen. So wurde unter dem Motto „Du darfst uns anrufen“ Patientenbegleitung im Distanzmodus „erfunden“, wie die Organisation von Einkäufen, der Transport von Kleidung ins Krankenhaus und die telefonische Betreuung. „Das ist nicht nur ein Awo-Projekt, sondern ein gemeinsames Stadtprojekt“, so Waldner. „Es hat mir gezeigt, wie eng eine mittelgroße Stadt wie Gladbeck in schwierigen Zeiten zusammensteht.“

Viele Trägervereine übernehmen in Gladbeck die Qualifizierung der Patientenbegleiter

In der Tat sind es sehr viele Trägervereine, die sich auch um die Qualifizierung der Ehrenamtlichen kümmern, so das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das Malteser Hilfswerk und das Netzwerk ROSE der Evangelischen Kirche, um nur einige zu nennen. Nach vielen Gesprächen mit anderen Kommunen, sagt Martina Waldner, habe sie die Erfahrung gemacht: „Dieses Projekt können Sie in dieser Form nur schwer auf andere Städte übertragen. Die Gemeinsamkeit hier in Gladbeck ist etwas Besonderes.“

Das Gladbecker Projekt ist für den „Engagementpreis NRW“ nominiert

Insgesamt 134 Projekte verschiedener Bewerber hatten sich auf die Ausschreibung hin gemeldet. Zwölf von ihnen sind in die engere Wahl gekommen. Im Laufe des Jahres werden alle Projekte auf www.engagiert-in-nrw.de als „Engagement des Monats“ vorgestellt. Ein Preisträger wird durch ein Online-Voting ermittelt, ein weiterer durch eine Jury. Zudem wird ein Sonderpreis der NRW-Stiftung vergeben. Jedes dieser drei Projekte erhält ein Preisgeld in Höhe von 3000 Euro.

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