Gladbeck. EM-Spieler und Taylor Swift setzen Frisuren-Trends. Was Gladbecker Experten dazu sagen – und zum Hautpilz, der in einigen Barbershops grassiert.

Aus den Köpfen ist die Fußball-Europameisterschaft der Männer mehr oder weniger verschwunden, aber auf den Köpfen wirkt sie nach – in Form von High Fade oder Undercut, wenn’s schlecht läuft, auch in Form von Trichophyton tonsurans. Und was hat das alles mit Taylor Swift zu tun?

Die Friseure kennen das Phänomen: Wenn ein sportliches Großereignis ansteht, dann kommen nicht wenige Kunden ins Geschäft und wollen genau so aussehen wie ihr Vorbild in der Arena. Und das heißt nach der Heim-EM in den vergangenen Wochen: High Fade. Oder wie man früher sagte: der klassische Fassonschnitt. Im Nacken ist das Haar am kürzesten und zum Deckhaar hin wird es kontinuierlich länger – so wie bei Joshua Kimmich, Niklas Füllkrug oder David Raum.

Nein, einen neuen Trend haben die EM-Kicker nicht gesetzt, sagt ein Gladbecker Friseur

Nein, einen neuen Trend haben die Kicker damit nicht gesetzt, sagt Klaus Tadsen, erfahrener Friseurmeister aus Zweckel. „Das ist ein Modetrend, den schneiden wir schon länger“, sagt er. Ach, die Frisur habe es schon vor dem Krieg gegeben und sei letztlich nur eine Abwandlung der Elvis-Frisuren, die man vor 50, 60 Jahren getragen habe. Klaus Tadsen kann dem Schnitt aber was abgewinnen: „Das sieht jung und frisch aus.“

„Wir machen bei Jugendlichen mittlerweile mehr Dauerwellen als bei Damen“

Irene Weigen
Obermeisterin der Vetischen Friseurinnung

Irene Weigen ist Obermeisterin der Vestischen Friseurinnung, zu der auch die Gladbecker Friseurinnen und Friseure gehören. Der Fassonschnitt sei eine der Prüfungsfrisuren für die angehenden Gesellinnen und Gesellen, weiß die Hertenerin zu berichten. Für den High Fade sollte man volles Haar haben, sagt die Obermeisterin. Viele junge Leute würden sich noch eine Dauerwelle machen lassen, weil High Fade mit einem Lockenkopf noch einmal einen besonderen Reiz habe. Weigen: „Wir machen bei Jugendlichen mittlerweile mehr Dauerwellen als bei den Damen.“

Für Friseuere wichtig: Auf die Gesichtsform achten

Und wenn sich Kopfform oder Haarmenge für den modernen Schnitt nicht eignen? Dann sollte man als Friseur schon abraten, sagt Klaus Tadsen. „Wir arbeiten schließlich typgerecht.“ Irene Weigen formuliert es etwas vorsichtiger. „Unsere Aufgabe als Friseure ist es, mit den Kunden so schonend wie möglich zu sprechen und sie möglicherweise umzustimmen.“ Die Friseurinnen und Friseure würden sich schon in der Ausbildung mit Gesichtsformen beschäftigen und lernen, etwas zu kaschieren oder herauszustreichen.

Corina Wehling vom Haarstudio Klein war ob des Aussehens der deutschen Kicker nicht ganz so glücklich. Einen neuen Trend, da ist sie sich mit Klaus Tadsen einig, hätten die Fußballer nicht gesetzt. Aber dass nahezu alle Fußballer mit der gleichen Frisur aufgelaufen seien, das sei nun doch etwas übertrieben gewesen. Wenn ihre Kundinnen und Kunden auf ein Foto verweisen und sagen würden „So möchte ich auch aussehen“, antwortet sie gerne etwas flapsig: „Ich bin Friseurin, nicht Chirurgin.“ Die Erwartungen, mit einer neuen Frisur gleich das ganze Aussehen und den Typ verändern zu können, seien mitunter sehr hoch.

Vom Hautpilz Trichophyton tonsurans, der gerade in vielen Barbershops umgeht

Immer wieder wird in diesen Tagen davon berichtet, dass sich junge Männer im Barbershop einen Hautpilz namens Trichophyton tonsurans eingefangen haben. Die Hautärzte registrieren eine vermehrte Anzahl von Erkrankungen auf der Kopfhaut – möglicherweise ausgelöst durch Verletzungen beim Rasieren in einem Barbershop oder bei einem Friseur.

Zum Frisuerhandwerk gehört es auch, sagt der Gladbecker Friseurmeister Klaus Tadsen, sein Schneidegrät regelmäßig zu reinigen.
Zum Frisuerhandwerk gehört es auch, sagt der Gladbecker Friseurmeister Klaus Tadsen, sein Schneidegrät regelmäßig zu reinigen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Eigentlich dürfe das nicht passieren, sagt der Zweckeler Friseurmeister Klaus Tadsen. Schließlich würden die Betriebe der Aufsicht der Ordnungsämter unterliegen. Und es gehöre zum Handwerk, die Schneidegeräte regelmäßig zu reinigen. Die Hygiene, erläutert Obermeisterin Irene Weigen, sei bei der Ausbildung das Lernfeld Nummer 1. Und auch mit Hautkrankheiten müssten sich die Auszubildenden beschäftigen. „Wenn man sich an die Vorschriften hält, passiert nichts.“

Sie rät den Kundinnen und Kunden darauf zu achten, dass es sich um Meisterbetriebe handelt, in denen sie sich ihre Haare schneiden lassen – zu erkennen am Aufkleber der Friseurinnung und am aushängenden Meisterbrief. Die Obermeisterin hält mit ihrer Kritik an der Handwerkskammer nicht zurück. Sie erteile mitunter zu leichtfertig Ausnahmebewilligungen oder Ausübungsberechtigungen. Und so gebe es immer wieder Betriebe, in denen keine Meisterin oder kein Meister arbeite, so Weigen. Das sei unfair gegenüber den Betrieben, die um eine solide Aus- und Fortbildung ihrer Beschäftigung bemüht seien, sagt die Obermeisterin aus Herten.

Betroffene sollten sich schnell einen Termin beim Hausarzt besorgen

Wer von dem Hautpilz betroffen ist, sollte sich schnell einen Termin beim Hautarzt besorgen. Wer zu lange wartet, kann der Pilz starke Hautveränderungen hervorrufen, die auch zum Ausfall der Haare führen. Und dann hat’s sich mit High Fade für immer.

Und was hat das Ganze nun mit Taylor Swift zu tun? Was den jungen Herren der High Fade ist, das ist den Swifties der Bob, der Vollpony oder die Hochsteckfrisur. Im Gegensatz zu einem Fußballer wechselt die Popsängerin während eines Auftritts mehrfach ihre Frisur. Aber es ist nichts dabei, was Meister Klaus Tadsen überrascht. „Alles schon einmal dagewesen“, sagt der Zweckeler, der sich darüber freuen würde, wenn es mal einen ganz neuen Trend geben würde. Ahnt er denn schon, was als nächstes in sein wird? Der Gladbecker Experte schüttelt mit dem Kopf. „Wenn ich das nur wüsste.“

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