Gladbeck. Die Enttäuschung in Gladbeck ist groß: Die Maschinenhalle Zweckel spielt 2023 keine Rolle bei der Ruhrtriennale. Das steckt hinter dem Beschluss.

Gladbeck ist ‘raus aus dem Programm der Ruhrtriennale 2023. Eine Entscheidung, die in der Stadt Enttäuschung und böse Ahnungen weckt. Ist die imposante Maschinenhalle Zweckel den Verantwortlichen, die über die Spielstätten befinden, etwa nicht mehr gut genug? Das steckt hinter der Absage.

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„Dass Gladbeck im Jahr 2023 nicht zu den Spielorten des großen Kulturfestivals gehört, ist eine denkbar schlechte Nachricht. Für vergleichsweise kleine Städte wie Gladbeck ist es ein besonderes Highlight im Kulturkalender, Teil dieser großen Kulturveranstaltung mit enormer Strahlkraft zu sein“, meint Bürgermeisterin Bettina Weist. Die Stadtverwaltung habe Kontakt zur Geschäftsführung der Ruhrtriennale aufgenommen, um über die Hintergründe und die zukünftige Rolle der Maschinenhalle Zweckel in den Planungen für die kommenden Jahre zu sprechen.

Ruhrtriennale-Sprecherin: „Wir verneigen uns vor der Maschinenhalle Zweckel“

Ruhrtriennale-Pressesprecherin Angela Vucko sagt gegenüber der WAZ Gladbeck: „Bei der Entscheidung, ob eine Spielstätte passt oder nicht, sind die betreffenden Menschen, zum Beispiel Regisseur oder Choreographin, dabei.“ Räume an sich, Akustik, energetische Gegebenheiten, um nur einige Faktoren zu nennen, spielen eine Rolle. Ein weiterer Aspekt, der ausschlaggebend ist: die Infrastruktur. Sind etwa Toiletten vorhanden, ausreichend Parkraum? Ebenfalls wichtig sei, wie viele Aufführungen über die Bühne gehens sollen. Und: Ist das Stück mit Beteiligung des Publikums konzipiert?

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In der Maschinenhalle Zweckel ging beispielsweise das Schauspiel „Die Franzosen“ in polnischer Sprache als ein Beitrag der Ruhrtriennale über die Bühne.
In der Maschinenhalle Zweckel ging beispielsweise das Schauspiel „Die Franzosen“ in polnischer Sprache als ein Beitrag der Ruhrtriennale über die Bühne. © FUNKE FotoServices | Heinrich Jung

Viele Punkte, die bedacht und berücksichtigt werden müssen. Jahr für Jahr, so hebt Angela Vucko hervor, werde um die Spielstätten gerungen, über Für und Wider diskutiert. Die Pressesprecherin: „Da ist viel Bewegung drin, immer aufs Neue.“ Sie fügt hinzu: „Wir brainstormen intern, überlegen und schauen mit den Kunstschaffenden.“ Die Ruhrtriennale-Sprecherin bringt den Abwägungsprozess auf den Punkt: „Letztendlich entscheidet die Kunst mit all’ ihren Gewerken.“ Mal komme ein Ort hinzu, mal falle leider auch einer heraus – wie eben diesmal die historische Maschinenhalle in Zweckel.

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„Sie passte für unsere künstlerischen Projekte in diesem Jahr letztlich einfach nicht“, erläutert Angela Vucko, „das bedauern wir sehr.“ Denn: „Wir schätzen die Gladbecker Spielstätte. Und wir verneigen uns vor der Maschinenhalle Zweckel.“ Die Sprecherin erinnert daran, dass das Festival vor zwei Jahren sogar mit der Produktion „Untergang des Hauses Usher“ im Industrie-Schloss an der Frentroper Straße eröffnet wurde.

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Programm von Dialog bis Tanz

Im Jahr 2022 war das Konzert „Schwerkraft und Gnade“ mit drei Terminen Teil des großen Festivals der Künste, das seit 20 Jahren Hallen, Kokereien, Maschinenhäuser und Halden des Bergbaus und der Stahlindustrie als Spielorte in den Mittelpunkt rückt. Darunter auch in vielen Jahren die Maschinenhalle in Zweckel, so Angela Vucko.

Die Ruhrtriennale 2023 läuft von Donnerstag, 10. August, bis Samstag, 23. September. Die Darbietungen gehen in Bochum, Dortmund, Duisburg und Essen über die Bühne. Das jährliche Festival feiert die Kunst an den Schnittstellen von Schauspiel, Musiktheater, Konzert, Tanz, Performance, Installation, Literatur und Dialog.

Die diesjährige Ruhrtriennale ist die dritte Ausgabe unter der auf drei Jahre angelegten Intendanz der Schweizer Regisseurin Barbara Frey. Der Kartenvorverkauf startet mit der Programmveröffentlichung am Donnerstag, 27. April. Weitere Informationen: www.ruhrtriennale.de

Die Expertin erklärt: „Markant sind bei der Ruhrtriennale die verschiedenen Spielstätten, die besondere Räume sind.“ In der Regel handele es sich im Durchschnitt um etwa zehn Lokalitäten, die das Festival bespielt. Neu mit von der Partie sei diesmal die Dortmunder Zeche Zollern.

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Ist mit der aktuellen Entscheidung der Ruhrtriennale-Vorhang für die Maschinenhalle Zweckel endgültig gefallen? Angela Vucko antwortet vehement: „Nein! Das ist ganz und gar nicht der Fall!“ Schließlich sei das Schöne an dem Festival, dass von den ehemaligen Industriebauten in Kombination mit Kunst diverser Genres eine spezielle Atmosphäre ausgehe. Angela Vucko bekräftigt: „Die Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck zählt für uns selbstredend zu den Standorten mit größtmöglicher Magie.“

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Diese Aussage dürfte Bürgermeisterin Weist ein wenig beruhigen. Aber die Stadtverwaltung will trotzdem auch Kontakt zur Stiftung Industriedenkmalpflege aufnehmen, die für das Industrie- und Architekturdenkmal zuständig ist. Es sollen Möglichkeiten und Perspektiven des Zweckeler Veranstaltungsortes ausgelotet werden.

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