Gladbeck. Fast alle Eisdielen in Gladbeck werden teurer, beim Eis aber auch kreativ. Wo es Sorten wie Limoncello, Schoko-Chili und Campari-Orange gibt.
Die neue Kreation des Gladbecker Eiscafés „Cortina“ kommt frisch aus der Eismaschine: eine dunkelbraune Creme aus drei verschiedenen Kakao-Sorten, verziert mit pinken, gefrorenen Kernen, und mitten drin eine gelbe und rote Chili-Schote. Café-Chef Alberto Fabbro hat sie gerade erst probiert, an seinen Mundwinkeln kleben noch Reste. „Süß, kräftig und ein bisschen piccante“, schwärmt er.
Fabbro und seine Gladbecker Kollegen probieren sich immer öfter an exotischen Sorten. Gleichzeitig müssen Eis-Fans immer mehr Geld für eine Kugel bezahlen. Die Redaktion hat bei Eisdielen in Gladbeck nachgefragt, welche besonderen Sorten in diesem Sommer in den Kühltheken ruhen, und wie teuer die Kugeln sind.
Wie Eiscafé „Cortina“ Kosten sparen will
Alberto Fabbro vom Eiscafé „Cortina“ an der Hochstraße will dieses Jahr gleich mehrere Exoten präsentieren, dazu gehören Sorten wie Rosmarin-Mascarpone, Blutorange-Zimt und Schwarze Apfelbeere. Schoko-Chili hat er jetzt schon im Sortiment. Diese Sorte bedeutet für Fabbro ein Stück Kindheit. Die Chocolaterie in seiner italienischen Heimatstadt Pordenone habe Schoko-Chili als heißen Kakao verkauft. „Das hat mir als Kind immer super geschmeckt.“
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Eine Kugel Eis im Café „Cortina“ kostet nun 1,50 Euro – 20 Cent mehr als vergangenes Jahr, 30 Cent mehr als noch 2021. Damit gebe Alberto Fabbro nicht mal alle Preissteigerungen der Zutaten, Energie und des Personals weiter: „Sonst würde die Kugel mindestens 1,80 Euro kosten.“ Selbst den jetzigen Kugelpreis biete er nur ungern an: „Es tut mir vor allem bei Kindern leid, so viel Geld fürs Eis zu verlangen.“
Um die Kosten aufzufangen, wolle er weniger Sorten anbieten: zwölf anstelle von 30, wie es noch vor ein paar Jahren war. Außerdem wolle er im Winter öffnen, dann aber auf Eis setzen, das bei höheren Temperaturen gekühlt werden kann und dadurch weniger Strom frisst. Er sagt: „Ich kann es mir nicht leisten, in den Wintermonaten zu schließen.“
Eisdielen in der Innenstadt schlagen auf
Auch das schlechte Wetter in diesem Frühjahr macht den Gladbecker Eisdielen zu schaffen – selbst dem Eiscafé „San Remo“ im City-Center. Inhaber Bekim Krasniqi erklärt: „Dieses Jahr kann man bisher vergessen. Wenn Kunden bei der Kälte drei Stunden mit einem Kaffee hier sitzen, denkt man, es ist voll, aber eigentlich ist nicht viel los.“
Der Café-Chef hat den Eispreis um zehnt Cent angehoben. Eine Kugel Eis zum Mitnehmen kostet dort 1,40 Euro. Wer sie im Café „San Remo“ essen möchte, muss 1,60 Euro zahlen.
Zwei Straßen weiter beim Eiscafé „Cremé“ zahlen Kunden für ein Eisbällchen auch zehn Cent mehr als im Vorjahr, also 1,50 Euro. Inhaber Wolfgang Haas meint: „Zwei Euro pro Kugel wie in Düsseldorf oder München, das geht hier nicht. Aber auch bei uns wird Eis langsam zum Luxusgut.“ Er prognostiziert, dass die Eisbranche in diesem Jahr wenig Geld verdienen werde: „Überleben ist das Ziel.“
Die höheren Kosten halten Wolfgang Haas nicht davon ab, an neuen Sorten zu experimentieren. Ein paar Neuheiten aus dem vergangenen Jahr hätten sich im Sortiment etabliert, zum Beispiel Griechischer Joghurt mit Orangensauce und das Mascarpone-Eis. Für die kommende Sommer-Saison wolle er die Kunden zum Beispiel mit der Sorte Campari-Orange überraschen.
Warum „Wolli’s Traumeis“ in Gladbeck nicht teurer wird
Einige neue Kreationen gibt es auch bei „Wolli’s Traumeis“ in Zweckel, zum Beispiel die Sorte „Mandarinen-Törtchen“ aus ausgekochten Mandarinen mit Schmand. Seit Anfang März ruht auch Limoncello-Eis regelmäßig in der Kühltheke. Mit-Inhaber Chavez Perrech verrät: „Das schmeckt wie der Likör, enthält aber keinen Alkohol und ist vegan.“ Im Mai will er außerdem Sorten wie Weiße Schokolade und Multivitaminsaft anbieten.
Chavez Perrech und seine Mutter Andrea haben „Wolli’s Traumeis“ 2021 vom Namensgeber und langjährigen Inhaber Wolfgang Krämer übernommen. Neben dem Café in Zweckel betreiben sie auch eine Eisdiele in Reken im Münsterland. Dort verkaufen sie die Kugel Eis für 1,50 Euro, in Gladbeck aber für 1,30 Euro. Chavez Perrech erklärt: „In Gladbeck haben wir weniger Energiekosten.“
Gladbecker Vertrieb produziert 40 Tonnen Eis am Tag
Mit höheren Kosten in einer ganz anderen Dimension kämpft Fabio Gei vom Eisvertrieb „La Cremeria“ an der Karl-Schneider-Straße. Er beliefert 400 Kunden im Umkreis von 200 Kilometern mit Eis. Wenn seine Maschinen auf Hochtouren laufen, produzieren sie mal eben 40 Tonnen Speiseeis am Tag. Nicht nur Personal und Zutaten sind für Gei teurer geworden, sondern auch der Diesel für die Lieferungen.
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Der Eisvertrieb bietet 122 Sorten an, darunter auch einige besondere wie Brownie, Blueberry-Muffin, Limoncello-Prosecco und Marzipan-Praline. Insgesamt liefen die Klassiker aber am besten, wie der Chef erklärt: „An Vanille, Schoko und Stracciatella kommt nichts vorbei.“
>> Warum Eis immer teurer wird – auch im Ruhrgebiet
- Um knapp 30 Prozent gestiegen sind die Preise für Eis zwischen Februar 2022 und Februar 2023. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts. Fast alle Zutaten sind demnach teurer geworden: Zucker um 90,4 Prozent, Milch um 30,3 Prozent, Früchte um 22,6 Prozent und Waffeln um 20,5 Prozent.
- Durchschnittlich rund 1,50 Euro koste eine Kugel Eis im Ruhrgebiet. Das sagt Dirk Sternemann, stellvertretender Landesinnungsmeister des Konditorenhandwerks NRW. Dabei blieben viele Betreiber auf Kosten sitzen: „Wenn sie alle Mehrkosten weitergeben würden, würde die Kugel zwischen zwei und drei Euro kosten.“