Gladbeck. Corona hat das Kreisgesundheitsamt phasenweise komplett überfordert. Jetzt werden neue Stellen geschaffen. Die Frage ist, ob das reicht.

Die nächste Pandemie nach Corona wird irgendwann kommen. Darin sind sich Experten einig. Die Frage ist, ob die Gesundheitsämter dann besser auf eine solche Extremlage vorbereitet sind. „Wir werden auf jeden Fall auf Strukturen und Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre aufbauen können“, sagt Svenja Küchmeister, Sprecherin der Kreisverwaltung Recklinghausen, die auch für Gladbeck zuständig ist.

Keine Frage, Corona hat das Gesundheitsamt des Kreises Recklinghausen phasenweise komplett überfordert. Das hat auch mit dem Stellenabbau zu tun, der die Gesundheitsbehörde – wie alle kommunalen Verwaltungseinheiten im Vest – seit Jahrzehnten begleitet. So verfügte das Kreisgesundheitsamt in früheren Jahren sogar über Experten, die auf die Herausforderungen einer Pandemie und mögliche Gegenmaßnahmen spezialisiert waren.

Es musste im Kreishaus viel improvisiert werden

Während der akuten Corona-Krise musste im Kreishaus hingegen viel improvisiert werden, mussten Mitarbeiter aus anderen Abteilungen für die Kontaktnachverfolgung abgezogen werden. Das wiederum führte zu Einschränkungen in anderen Bereichen: Privatleute konnten zum Beispiel vorübergehend nicht mehr ihre Fahrzeuge in der Zulassungsstelle des Kreises an- oder ummelden, Schuleingangsuntersuchungen für Erstklässler mussten teilweise gestrichen werden.

Auch die Bundesregierung hat die Notwendigkeit erkannt, die Gesundheitsämter personell zu stärken. Aus dem „Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst“, einem Förderprogramm des Bundes, sind dem Kreis Recklinghausen 33,5 zusätzliche Vollzeitstellen bewilligt worden. Zehn von ihnen sind nach Angaben der Verwaltung bereits 2021 besetzt worden, der Rest soll in diesem Jahr folgen. Durch das zusätzliche Personal soll sich der Öffentliche Gesundheitsdienst besser auf Pandemien und gesundheitliche Notlagen vorbereiten können, heißt es. Auch ist es ein Ziel des Förderprogramms, die Gesundheitsämter technisch zu modernisieren und zu vernetzen.

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Für die personelle Verstärkung gibt es eine Finanzierungszusage bis 2026

Aber reicht das alles? Die Verwaltung freue sich natürlich über die 33,5 zusätzlichen Stellen, sagt Küchmeister. Die Zahl muss man allerdings in Relation setzen zu den 117 regulären Planstellen, über die das Gesundheitsamt bereits verfügt und die eigentlich schon benötigt werden, um das normale Tagesgeschäft jenseits der Pandemiebekämpfung abzuwickeln.

Auch Bundeswehr-Soldaten unterstützen

Auch Bundeswehr-Soldaten sind zwischenzeitlich ins Kreishaus eingerückt, um die Kräfte dort beispielsweise in der Kontaktnachverfolgung zu unterstützen. Wenn Corona unter Kontrolle ist, werden sie alle die Kreisverwaltung Recklinghausen wieder verlassen.

Wie herausfordernd Corona für die Kreisverwaltung ist, zeigt sich an der Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zusätzlich zum Stammpersonal angeheuert worden sind. Die Hilfstruppe entspricht nach Angaben der Verwaltung einer Größenordnung von 116,5 Stellen. Damit hat sich das Personal im Gesundheitsamt quasi verdoppelt. Die mit befristeten Verträgen eingestellten Mitarbeiter arbeiten unter anderem in der Kontaktnachverfolgung oder an der Corona-Hotline. Bei ihnen handelt es sich um sogenannte RKI-Scouts, die vom Bund geschickt und bezahlt werden, um Studenten sowie um junge Ärzte, die frisch mit ihrem Studium fertig sind.

Die zusätzlichen Beschäftigten aus dem „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ werden bleiben. Sie haben unbefristete Verträge. Eine Finanzierungszusage des Bundes gebe es allerdings nur bis Ende 2026, so die Sprecherin der Kreisverwaltung. Die personelle Verstärkung werde aber auf jeden Fall hilfreich sein, um notwendige Strukturen für eine mögliche neue Pandemie aufzubauen. „Außerdem haben wir in den letzten beiden Jahren gelernt, was funktioniert und was nicht“, betont Svenja Küchmeister.