Gladbeck. Resultate von Corona-Tests verunsichern viele Gladbecker. Fachleute erklären, welche Fehlerquellen es gibt und worauf zu achten ist.
Testen, Testen, Testen: Das gehört mittlerweile für viele Menschen in Gladbeck zum Alltag wie das Schulbuch zum Unterricht. Dieses Corona-Prozedere bedeutet jedoch nicht, dass allgemein Klarheit besteht, wie die Resultate einzuordnen sind. Eine Frage, die immer wieder aufploppt: Wieso sind Selbsttests bei typischen Symptomen zunächst negativ, kurz darauf – beispielsweise in einem Testzentrum – kommt ein positives Resultat heraus? Fachleute klären auf.
Ein Vater (Name der Redaktion bekannt) berichtet: „Mein Kind hatte donnerstags eine leichte Erkältung, dann kam Fieber hinzu. Wir haben zwei Tests durchgeführt, die negativ ausfielen. Aber am Samstag hatten wir ein positives Ergebnis.“
Unbedingt zu beachten ist die korrekte Handhabung der Tests
Solche Erfahrungen, wie sie nicht nur der Gladbecker beschreibt, sind Svenja Küchmeister bekannt. Die Sprecherin in der Kreisverwaltung Recklinghausen sagt: „Dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich. Momentan sind verschiedene Schnelltests auf dem Markt und zugelassen, die eine unterschiedliche Sensibilität haben. Wir wissen nicht, welche Teststelle mit welchem Produkt arbeitet.“ Küchmeister verweist auf das Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das eine Liste bewerteter Selbst- und Schnelltests zusammengestellt hat. Sie wird kontinuierlich erweitert.
Geschultes Personal führt Corona-Schnelltests durch, unter anderem in Testzentren und Apotheken. Die Probe eines Abstriches in Rachen/Nase ist nach 15 bis 20 Minuten analysiert. Corona-Selbsttests, die an vielen Stellen zum Kauf angeboten werden, kann jeder daheim eigenhändig einsetzen.
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Verwaltungssprecherin Küchmeister führt zwei Faktoren an, die Einfluss auf die Ergebnisse haben. Sie erläutert: „A: Bei den Tests gibt es generell eine Fehlerquote. B: Der klassische Rachenabstrich muss korrekt angewandt werden.“
Dr. Gregor Nagel bestätigt genau diese grundsätzlichen „Knackpunkte“ im Verfahren. Der Sprecher des Ärztenetzes Gladbeck betont: „Die Tests sollten zertifiziert sein und richtig durchgeführt werden.“ Einmal halbherzig in Windeseile das Stäbchen einführen, genügt eben nicht, um eine Corona-Infektion festzustellen zu können, stellt der Hausarzt klar. Es müsse „fünf, sechs, sieben Sekunden bis zur Rachenhinterwand“ reichen. Bei manchen Menschen löse das einen Würgereiz aus: „Das ist unangenehm, aber leider notwendig.“ Nagel berichtet aus der Praxis: „Wir machen hier erst einen Rachen- und dann einen Nasenabstrich. Die Stäbchen, die wir verwenden, haben eine kleine Rille als Markierung, wie weit es eingeführt werden muss.“
Quarantäne-Vorschrift
Wer positiv auf das Coronavirus getestet worden ist, muss sich eigenständig in Quarantäne begeben. Darauf weist die Kreisverwaltung Recklinghausen hin.Sie begründet diese verstärkte Eigenverantwortung aller: „Die hohen Fallzahlen sorgen dafür, dass die Corona-Teams den Fokus ab sofort gänzlich auf die Betreuung von Pflegeeinrichtungen, Schulen, Kitas und anderen Einrichtungen mit positiven Fällen richten.“ Für positiv Getestete gilt eine Quarantäne von zehn Tagen. Der erste Tag ist der Tag nach dem Test. Wer mindestens 48 Stunden symptomfrei ist, kann sich ab dem siebten Tag der Quarantäne mit einem negativen Schnelltest an einer Bürgerteststelle freitesten. Das Testergebnis muss für einen Monat als Nachweis aufbewahrt werden.Beschäftigte in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen sowie Einrichtungen der Eingliederungshilfe benötigen für die Freitestung einen negativen PCR-Test oder einen positiven PCR-Test mit CT-Wert über 30. Für Arbeitgeber oder Schule ist das positive Ergebnis der Nachweis über die Quarantänepflicht. Hinweis: „Der Arbeitgeber darf von seinen Mitarbeitern kein zusätzliches Dokument vom Gesundheitsamt anfordern.“ Es gibt keine schriftliche Quarantäneanordnung vom Gesundheitsamt bzw. Ordnungsamt mehr.“ Ein Anruf vom bzw. beim Gesundheitsamt ist nicht erforderlich.
Ein weiteres Moment, das entscheidend ist für ein Resultat: die Viruslast. Nagel erklärt: „Es geht ja darum, eine Infektion nachzuweisen. Die Viruslast ist zu Beginn nicht so hoch. Damit ein Test reagiert, muss eine ausreichende Viruslast vorhanden sein.“ Der Mediziner: „Wenn jemand beispielsweise in der Familie einen positiven Selbst- oder Schnelltest hat, kann man davon ausgehen, dass auch die Kontaktpersonen infiziert sind.“
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Dr. Gregor Nagel schätzt, dass die Quote der unerkannten „positiven“ Menschen in der Bevölkerung sehr hoch ist: „Wir haben viel, viel größere Zahlen an Infizierten als in der Statistik.“ Der Experte sagt: „Ein korrekt durchgeführter Selbst- oder Schnelltest ist akzeptabel.“ Das sicherste Mittel, sich gegen eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, sei die FFP2-Maske. Wobei auch da gelte: Der Mund-Nasenschutz muss fehlerfrei und sachgemäß angelegt werden.