Gladbeck. Für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe kommt viel Hilfe aus Gladbeck. Über eine Facebook-Gruppe hat sich eine große Initiative entwickelt.

Die Hilfsbereitschaft aus Gladbeck für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe ist unglaublich groß. Viele Menschen haben sich direkt am vergangenen Wochenende organisiert und sind seitdem in großem Einsatz. Gebündelt werden die meisten Initiativen über eine Facebook-Gruppe. Und gefühlt ganz Gladbeck beteiligt sich.

„Aus dem Nichts“ sei die Aktion am Freitag ins Leben gerufen worden, so Mitorganisatorin Nadine Müller. Und bis heute zieht das Projekt weite Kreise. Die Gladbeckerin Sina Mind hatte in den sozialen Netzwerken den Wunsch vieler Menschen gespürt, helfen zu wollen. Also wurden schnell Kontakte aktiviert, die Stadt stellte rasch eine Halle am Wehlingsweg zur Verfügung, die seitdem als Sammel- und Sortierstelle dient.

Trinkwasser wird gerade besonders benötigt – die Fluthilfe schickte bereits zwei große Lieferungen

Elf Lkw, vier Transporter sowie zwei Lkw nur mit Trinkwasser haben die Helfer, die sich zunächst in der Gladbecker Facebookgruppe „Du weiss, dat du aus Gladbeck komms ...“ gefunden hatten und sich inzwischen Gladbecker Fluthilfe nennen, bisher bereits beladen und vorwiegend nach Euskirchen gebracht. Wasser wird dort gerade besonders benötigt. „Die Kläranlagen funktionieren nicht, das Wasser ist verseucht“, berichtet Achim Petersen, einer der Initiatoren. Die Menschen sollen das Wasser abkochen. „Aber wie soll das gehen, ohne Gas, ohne Strom?“

Neben stillem Wasser – still, damit es auch zum Kochen und zur Zubereitung von Babynahrung genutzt werden kann – werden derzeit beispielsweise Lebensmittel, Kerzen, Hygieneartikel, Gummistiefel sowie Verbands- und Baumaterial benötigt. Geldspenden werden bis 20 Euro angenommen. „Davon haben wir bisher dann selbst Trinkwasser besorgt.“ Aber auch Geldspenden bis 800 Euro werden den Helfern angeboten. „Dafür haben wir jetzt über die Stadt ein eigenes Spendenkonto (Anm. der Red.: siehe Box) einrichten lassen“, so Nadine Müller.

Eine gute Vorsortierung gehört zur Aufgabe der Helfer in Gladbeck. Hier stapelt Stephan Schulz, einer der vielen Gladbecker, die helfen, Kartons für abgegebene Kleiderspenden.
Eine gute Vorsortierung gehört zur Aufgabe der Helfer in Gladbeck. Hier stapelt Stephan Schulz, einer der vielen Gladbecker, die helfen, Kartons für abgegebene Kleiderspenden. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Die Zahl der Helfer ist nach und nach gewachsen

Auch sie selbst ist begeistert von den vielen Menschen, die sich einbringen wollen. „Es gibt viele, die sagen, sie können selbst nichts abgeben, aber sie können helfen.“ Und so ist die Zahl der Ehrenamtlichen seit Freitag kontinuierlich gewachsen. „Die Aktion hat so einen großen Wert für unsere Stadt.“

Auch das Bottroper Umzugsunternehmen Zibret hat seine Hilfe angeboten und bringt die Spenden in die Eifel. Die Berichte, die die Helfer von den betroffenen Menschen hören, gehen nahe. „Da müssen Anwohner mit ansehen, wie das Haus der Nachbarn weggerissen wird – und mit ihnen die Familie mit drei Kindern weggespült wird, die sich auf das Dach gerettet hatte“, berichtet Müller.

Eine Sammelstelle für Gladbeck

Auch die Frauen-Union hatte Freitag eine Hilfsaktion gestartet. Inzwischen haben sich die Gladbeckerinnen der großen Sammelaktion am Wehlingsweg angeschlossen. Im Moment des Aufrufs habe die Union noch nicht von den anderen Initiativen gewusst, sie hält eine Zusammenarbeit und eine Sammelstelle aber für wichtig. „Wir sollten alle zusammen arbeiten“, so Ulrike Kieslers-Tenk, Vorsitzende der Frauen-Union Gladbeck. Das wichtigste sei einfach, dass die Hilfe schnell ankomme. Und Privatleute würden derzeit eh nicht in die Krisengebiete gelassen, die großen Lkw der Fluthilfe aber werden hineingelassen.

Die Aktion läuft weiter

Die Hilfsaktion für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe soll noch die ganze Woche über weitergehen. Die vielen Helferinnen und Helfer sind an allen Tagen im Einsatz. Wer spenden möchte, kann die Ware bis Freitag in der Zeit von 16 bis 19 Uhr an der Halle am Wehlingsweg 6 in Gladbeck-Ellinghorst abgeben. Samstag ist die Annahme von 10 bis 17 Uhr und Sonntag von 9 bis 14 Uhr geöffnet.

Geldspenden können auf das städtische Konto bei der Sparkasse Gladbeck eingezahlt werden. Als Verwendungszweck muss „Fluthilfe“ angegeben werden, IBAN DE63424500400000000034.

Auch die WAZ hat für die Flutopfer eine Hilfsaktion über die Caritas gestartet. Spendenkonto: Caritas, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02, Verwendungszweck Funke hilft - CY00899.

Derweil bitten Krisenstäbe, Gemeinden und Polizei in den betroffenen Regionen dringend darum, von unkoordinierten privaten Fahrten und Transporten in die Hochwassergebiete abzusehen. Teils nicht benötigte Hilfsgüter können vor Ort nicht gelagert werden, teils blockierten Fahrzeuge unkoordiniert anreisender Helfer die wenigen verbliebenen Rettungswege vor Ort. Darauf macht die Bezirksregierung Münster aufmerksam. „Wir haben schon oft von den Helfern vor Ort gehört, wie gerne sie Ladungen aus Gladbeck annehmen, da alles so gut vorsortiert ist“, berichtet Nadine Müller.

Caritas und Kirche wollen Geld spenden

Viele betroffene Städte bitten inzwischen um Geld- statt Sachspenden. Daher hat sich auch etwa die Caritas Gladbeck dafür entschieden, keine Sachspenden in die betroffenen Regionen zu schicken. Sie schließt sich vielmehr einem Spendenaufruf der Caritas in Altena/Lüdenscheid an und spendet selbst einen Betrag. „Wir tun lieber Gutes, indem wir Geld spenden. Die Helfer vor Ort haben kaum noch die Möglichkeit, die Warenausgabe zu organisieren“, so Caritas-Vorstand Rainer Knubben. Auch die katholische Kirche sammelt in den Hauptkollekten am kommenden Samstag und Sonntag für die Flutopfer in Altena und geht dazu über das Sonderkonto der Caritas.

Bürgermeisterin Bettina Weist dankte dem Team der Fluthilfe am Dienstag in einem offenen Brief. Dem Team gebühre ein „riesengroßes herzliches Dankeschön für diesen unermüdlichen Einsatz“. Und die Hilfe aus Gladbeck wird so schnell nicht abreißen. „Die betroffenen Gebiete werden verschiedene Phasen des Aufbaus mitmachen. Es ist schließlich alles zerstört“, so Nadine Müller. Geplant ist, dass die Stadt nun eine zweite Halle als Sammelstelle zur Verfügung stellt. Und ab Mittwoch möchte Müller die Fluthilfe weiter stärken und ein Organisations-Team aufbauen. „Wir werden noch einige Zeit weitermachen.“