Gladbeck. Viele Gladbecker Familien sind von der aktuellen Kündigungswelle einiger Discount-Stromanbieter überrascht worden. Was es jetzt zu beachten gilt.
Der plötzliche Rückzug etlicher Anbieter von Discount-Stromverträgen und die Kündigungswelle betrifft auch eine große Anzahl Gladbecker, die auf die Schnäppchenangebote von Stromio & Co. gesetzt hatten. Auf Initiative der Senioren-Union hat die CDU-Ratsfraktion jetzt beantragt, das Thema im Ausschuss für Senioren und Soziales zu besprechen. Befürchtet wird, dass viele Betroffene in teure Stromtarife wechseln müssen, was bei knappem Einkommen „eine existenzielle Katastrophe“ sein könne. Die WAZ hakte beim Stromgrundversorger nach, ob wirklich Anlass zur Sorge besteht.
Dass eine enorme Zahl Gladbecker betroffen ist, betätigt Stefanie Genthe von der Pressestelle des Energieversorgers ELE, „die Meisten, rund 4800 Kunden“, würden über die Aufgabe des Stromgeschäftes bei Stromio anfallen. Hinzu kämen Kunden weiterer Stromdiscounter, deren Verträge gekündigt worden seien, „so dass uns insgesamt rund 7500 Betroffene in Gladbeck gemeldet sind, die bei uns in den Ersatzvertrag fallen“. Die Emscher Lippe Energie ist im geschilderten Fall automatisch laut Energiewirtschaftsgesetz zuständig, da sie für die Region der Grundversorger ist. Dies ist immer das Unternehmen, das die meisten Kunden vor Ort mit Strom im öffentlichen Energienetz versorgt.
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Bei keinem Betroffenen geht plötzlich das Licht aus
Die gute Nachricht: „Bei keinem Betroffenen geht also plötzlich das Licht aus“, so Stefanie Genthe, da die Ersatzversorgung automatisch bei Geschäftsaufgabe oder Insolvenz eines Stromanbieters greife und die Energieversorgung so gesetzlich weiter sichergestellt sei. Aufgeschreckt durch die überregionale Berichterstattung, sorgen sich Michael Dahmen und Jürgen Zeller von der Senioren-Union aber, dass „gerade Seniorinnen und Senioren mit teilweise sehr kleinen Renten dadurch in große Schwierigkeiten geraten“. Denn viele Grundversorger hätten bereits angekündigt, dass sie gezwungen seien, deutlich höhere Preise für diese Neukunden zu verlangen, da sie für diese sehr teuren Strom hinzukaufen müssten.
Dies bestätigt Stefanie Genthe: „Es ist richtig, dass an der Strombörse die Preise exorbitant gestiegen sind, um vergleichsweise mehrere 100 Prozent seit dem Sommer.“ Mitbewerber hätten teils ihre Konditionen entsprechend für Neukunden angepasst. „Die ELE kann es wirtschaftlich noch so darstellen, dass allen Kunden in der Ersatzversorgung die Möglichkeit offensteht, in einen günstigeren Tarif unseres Angebotsportfolio zu wechseln.“ Zudem bestehe die Möglichkeit, zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Übertriebene Eile sei nicht nötig, da die Ersatzversorgung für maximal drei Monate gelte. „Danach wechseln alle Kunden, die gar nicht aktiv werden, in die Grundversorgung und es ändert sich preislich nichts im Vergleich zur Ersatzversorgung.“
Ausschuss soll über das Thema öffentlich diskutieren
Die CDU-Fraktion möchte das Thema im Ausschuss für Soziales und Senioren weiter besprechen und bittet darum, einen Vertreter der ELE einzuladen, um den Sachverhalt darzustellen. Das Gremium tritt nach bisheriger Planung am 25. Januar ab 17 Uhr in öffentlicher Sitzung im Ratssaal zusammen.