Gladbeck. Das Eurofins-Labor prüft für Gladbecker Ärzte Proben auf Corona-Varianten. Direktor Prof. Willmann sagt, wie schnell Omikron Delta verdrängt.

Der ärztliche Leiter des Eurofins-Labor in Gelsenkirchen, in dem auch der Großteil der positiven Gladbecker Coronaproben untersucht wird, hat wenig Illusionen. Für Professor Matthias Willmann steht anhand der vorliegenden Ergebnisse fest, dass die infektiösere Coronavariante Omikron schnell Delta verdrängt haben wird. Trotz insgesamt leichterem Krankheitsverlauf bei Omikron-Infizierten sieht er aber keinen Grund zum Aufatmen.

„Aktuell ist es so, dass zum Ende der Vorwoche schon rund 40 Prozent der von uns untersuchten Proben die Omikron-Variante aufwiesen“, so Willmann. Dass der Deltavirus seine noch vorhandene Vormachtstellung schnell verliert, ist für den Wissenschaftler aber sicher. „Bis Mitte Januar wird der Omikron-Anteil schon 60 bis 80 Prozent ausmachen und zum Ende des Monats Delta komplett verdrängt haben.“ Mit der Untersuchung von positiven Corona-Proben, also Verdachtsfällen, wird das Labor von Auftraggebern aus der gesamte Region beauftragt, darunter niedergelassene Gladbecker Ärzte, das St. Barbara-Hospital, Schulträger oder auch Gesundheitsbehörden.

Rund zehn Prozent der untersuchten Proben sind positiv

„Wir untersuchen mit unseren Standorten in Gelsenkirchen, Siegen und Iserlohn bis zu 35000 Proben pro Woche, von denen sich rund zehn Prozent als positiv erweisen. Am Standort Gelsenkirchen würden dann von etwa 1000 dieser Proben weiter die Virusvariante bestimmt. Das Ergebnis belege die auch in der Region und Gladbeck rasch voranschreitende Ausbreitung der Omikron-Variante.

Matthias Willmann, Ärztlicher Leiter des Gelsenkirchener Eurofins-GeLa-Med-Labors, das eine große Zahl von PCR-Tests vornimmt.
Matthias Willmann, Ärztlicher Leiter des Gelsenkirchener Eurofins-GeLa-Med-Labors, das eine große Zahl von PCR-Tests vornimmt. © Eurofins GeLaMed | Melanie Graas

Ganz einfach ist es allerdings nicht, die neue, erstmals in Südafrika nachgewiesene Variante zu erkennen. Hier blickt man auf nur eine oder wenige Mutationen im Coronavirus. „Da geht es um Mutationen, bei denen man weiß, dass sie bei den anderen, als besorgniserregend eingestuften Varianten in dieser Konstellation nicht vorkommen.“ Konkret geht es bei Omikron um eine bestimmten Mutation am Spike-Protein des Coronavirus. Das Virus zu erkennen, sei zum Beispiel auch für Krankenhäuser wichtig, „damit infizierte Coronapatienten mit unterschiedlichen Varianten zum Beispiel in der Isolierstation nicht in das selbe Zimmer gelegt werden“.

Die Sequenzierung des Virus zeigt auch neue Mutationen

Um möglicherweise eine neue Corona-Mutation zügig zu entdecken und Gegenmaßnahmen ergreifen zu können, ist Eurofins wie alle untersuchenden Labore von der obersten Gesundheitsbehörde des Bundes zu weiteren Maßnahmen angehalten. „Nach Vorgabe des Robert-Koch-Instituts sollen fünf Prozent aller unserer positiven Coronaproben nach einem aussagekräftigen Zufallsprinzip gensequenziert werden“, so Prof. Willmann. Dabei könne dann ganz genau gesehen werden, ob es sich um eine der bekannten Corona-Virustypen handele, „oder eine neu Variante durch Mutation entstanden ist, die sich möglicherweise in der Bevölkerung verbreitet“.

Die Sequenzierung ist um ein Vielfaches teurer als die normale PCR-Untersuchung, die Kosten werden über einen Gesundheitsfonds des Bundes getragen. Die Genom-Untersuchungen zeigen bereits minimale Veränderungen bekannter Typen an, so gebe es von Delta bereits 133 Subvarianten „und von Omikron sind es derzeit drei“, so der ärztliche Direktor. Festzuhalten sei, dass sich bei den weltweit verbreiteten Coronaviren „bislang jede neue Variante als ansteckender erwiesen hat als der Vorgänger“.

Die Intensivstationen der Krankenhäuser bleiben weiter belastet

Die sich nun dominant durchsetzende Variante Omikron verbreite sich entsprechend schneller als zuvor Delta, „verursacht glücklicherweise aber wohl nicht so schwere Lungenerkrankungen, da sich der Virus offenbar mehr in den oberen Atemwegen festsetzt“. Für Matthias Willmann aber kein Anlass aufzuatmen. „Denn auch wenn insgesamt weniger schwere Krankheitsverläufe zu beobachten sind, gibt es diese trotzdem noch. Und durch die höhere Ansteckungsgefahr erkranken mehr Menschen, so dass die Intensivstationen der Krankenhäuser weiter belastet sein werden.“