Gladbeck. Der Zahnarzt Dr. Klaus Dohle kommt zu Gladbecker Patienten nach Hause. Dabei setzt er auch auf ein sportliches Fortbewegungsmittel.

Es sieht eher nach einer fröhlichen Radtour aus, wenn Klaus Dohle in flotter Zivilbekleidung den bunten Korb auf seinen Drahtesel schnallt. Wer es nicht besser weiß, ahnt wohl kaum, dass der Mediziner im beruflichen Einsatz ist und sich im Korb nicht Ausflugsverpflegung sondern medizinisches Gerät befindet. Denn der Zahnarzt macht Hausbesuche und angesteuert wird dabei regelmäßig auch ein ganz bestimmtes Ziel in Gladbeck.

Die Rede ist vom Seniorenzentrum Martaheim in der Gladbecker Stadtmitte. Dr. Dohle ist Kooperationspartner der Einrichtung an der Hermannstraße, die er von seiner Praxis an der Hochstraße in Buer anfährt, bei akzeptablem Wetter mit dem Rad, wie auch die Adressen weiteren Patienten in Gladbeck. Auch Hausbesuche anzubieten, das sei ihm schon lange ein Anliegen, sagt der Mediziner. Denn er wolle seine Patienten weiterhin gut versorgt wissen, „wenn sie altersbedingt nicht mehr so mobil, dement oder bettlägerig sind“.

Mediziner hat einen Kooperationsvertrag mit acht Senioreneinrichtungen

Viele seiner Patienten leben in Alten- und Seniorenheimen. 14 Einrichtungen sucht der Zahnarzt auf, mit acht hat er einen Kooperationsvertrag. Hintergrund: „Seit einigen Jahren sind Senioreneinrichtungen dazu angehalten, ihren Bewohnerinnen und Bewohnern auch zahnärztliche Behandlung zukommen zu lassen“, berichtet Dohle. Der Mediziner besucht weitere Patientinnen und Patienten in ihren Privatwohnungen. „Bedingung dafür ist allerdings, dass sie einen Pflegegrad haben“, so Dr. Dohle.

Zahnarzt Klaus Dohle (56) packt für seine Hausbesuche zahnmedizinisches Instrumentarium zur Untersuchung der Patienten ein.
Zahnarzt Klaus Dohle (56) packt für seine Hausbesuche zahnmedizinisches Instrumentarium zur Untersuchung der Patienten ein. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Gerade ältere Menschen bräuchten eine häufigere Kontrolle ihres Zahnzustandes, weiß Dohle. Während es bei jüngeren Menschen ausreiche, dass sie sich zweimal pro Jahr zur Kontrolle in den Zahnarztstuhl setzen, sollte es bei Senioren besser einmal pro Quartal sein. Und gerade bei anfälligen alten Menschen könne eine gute Zahnprophylaxe in manchen Fällen lebensrettend sein. „Eine Entzündung, die im Zahn entsteht, kann eine Kettenreaktion auslösen“, so Dohle, „und im schlimmsten Fall etwa zu einer Lungenentzündung und so zum Tode führen.“

Medizinische Eingriffe werden nicht außerhalb der Praxis durchgeführt

Zahnärztliche Eingriffe führt Dohle allerdings in der Regel nicht außerhalb der Praxis durch – „wenn ich beispielsweise einen Zahn ziehen müsste und mit Betäubung arbeiten würde, bräuchte ich einen Notfallkoffer“, sagt er. Auch andere Eingriffe seien aufgrund der Gegebenheiten außerhalb seiner Praxisräume schwierig. „Ich habe ja beispielsweise kein Becken, in das die Patienten ausspucken könnten“, sagt er. Und so reist Dr. Dohle mit kleinem Gepäck: „In der Regel habe ich Handschuhe dabei, sterile Spiegel und Sonden sowie Papier“, sagt er. Aber auch Gerätschaften wie eine kleine Düse für Druckluft, die per USB aufgeladen wird und mit der man etwa Zahnkronen trockenblasen kann, gehören zu seinen Arbeitsutensilien vor Ort, etwa im Martaheim.

Zusatzausbildung zahnärztliche Geriatrie

Dr. Klaus Dohle hat sich auf Seniorenzahnmedizin spezialisiert und dafür im Jahr 2014 sein Curriculum „zahnärztliche Geriatrie“ an der Akademie in Stuttgart erfolgreich abgeschlossen und sich dazu jüngst in Münster weiter fortgebildet. Mit seinem daraus persönlich entwickelten Behandlungskonzept besucht er seine Patienten. Die Behandlung kann über die Krankenkassen abgerechnet werden.Da die Patienten oft ihre Mundhygiene nicht mehr so gut alleine bewältigen können, beschäftigt sich die Seniorenzahnmedizin auch mit Vertretern der Gesundheitswissenschaften, Ernährungswissenschaften, Pflegewissenschaften, Geriatrie und der Medizinethik. Ziel: Zur oralen sowie allgemeinen Gesundheit und damit auch zur Lebensqualität der Betagten und Hochbetagten beizutragen.

„Wenn ich bei den Untersuchungen feststelle, dass ein Eingriff vorgenommen werden muss, dann wird der Patient oder die Patientin per Krankentransport in die Praxis gebracht“, berichtet der Zahnarzt, „schwierigere Eingriffe werden in der Kieferchirurgie im Klinikum Vest in Recklinghausen vorgenommen.“ Früher war der Transport mit dem Krankenwagen für nichtmobile Menschen der einzige Weg zum Zahnarzt. „Aber eben immer nur dann, wenn behandelt werden musste“, sagt Klaus Dohle. Durch die regelmäßigen Untersuchungen ließen sich viele Eingriffe durch Vorsorge verhindern.

Der Zahnarzt weiß in vielen Fällen schnell zu helfen

Was allerdings sehr gut vor Ort machbar ist, sind Arbeiten an Zahnprothesen. Da die meisten seiner Hausbesuchs-Patienten inzwischen künstliche Zähne hätten, erspare das eine Menge Weg, sagt der Zahnarzt. Dass die Prothese gut sitzt sei wichtig für die Nahrungsaufnahme und trage so zum Gewichtserhalt und guten körperlichen Zustand bei. Manchmal könne der Zahnarzt aber auch ganz praktisch helfen, erzählt Dohle. Er berichtet von zwei Damen, die gemeinsam im Seniorenheim untergebracht waren und bei schlechter werdenden Augen Schwierigkeiten hatten, „ihre Prothesen nicht zu verwechseln“. Der Zahnarzt wusste Rat: „Ich haber die Namen der Damen jeweils gut sichtbar in den Kunststoff gefräst.“