Gelsenkirchen. Die Stadt Gelsenkirchen ist bei der Finanzierung des Offenen Ganztags auf die Träger zugegangen. Aber für den Ausbau braucht es mehr.
Bei der aktuellen Finanzierung der Offenen Ganztagsbetreuung ist die Stadt Gelsenkirchen beim jüngsten Gespräch auf die Träger zugekommen. Diese hatten schon lange geklagt, dass die Zuschüsse nach der starken Anhebung der Tarifgehälter der Mitarbeitenden nicht ausreichten, um den vollen Betreuungsumfang für die Kinder aufrechterhalten zu können. Dies scheint nun zumindest aktuell gesichert.
„In dem letzten, aber noch nicht abschließenden Gespräch, wurde den Trägern 6000 Euro zusätzlich je Standort zugesagt, um so vier bis fünf Stunden mehr Betreuung je Standort anbieten zu können. Das ist bei 40 Grundschulen sehr viel Geld für eine Stadt wie Gelsenkirchen. Wirklich mehr Betreuungszeit ist dadurch allerdings nicht immer zu erreichen“, erklärt Christoph Grün, als Fachbereichsleiter für die OGS-Standorte der Caritas zuständig. An der Ebersteinschule sind rund 240 Kinder in der Betreuung, an kleinen Standorten wie der Gecksheide sind es lediglich 80. Gerade bei großen Standorten dürfte der Zuschuss kaum für den Ausgleich der höheren Gehaltszahlungen ausreichen.
OGS-Finanzierung in Gelsenkirchen: Gespräche mit der Stadt sind noch nicht abgeschlossen
Allerdings sind die Gespräche mit der Stadt noch nicht abgeschlossen, weitere Termine sind bereits in Planung. Der aktuelle Betreuungsbedarf sei jedoch sichergestellt, betont Stadtsprecher Martin Schulmann im Namen der Bildungsverwaltung. Die Verwaltung sei bereits „in einem Prozess mit einer Arbeitsgemeinschaft, die sowohl aus den Trägern als auch aus Schulvertretungen und der Schulaufsicht besteht. Das Jugendamt ist Bestandteil dieser AG und nimmt an den Workshops teil.“
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In den Workshops sollen personelle, räumliche, pädagogische und strukturelle Gegebenheiten diskutiert und weiterentwickelt werden. Hintergrund dabei ist der drängende Ausbaubedarf bei der Offenen Ganztagsbetreuung angesichts des Rechtsanspruchs aller Kinder darauf ab 2026. Zwar gilt dieser im ersten Jahr lediglich für die Erstklässler und in der Folge für jeweils einen weiteren Jahrgang. Doch in Gelsenkirchen ist der Handlungsbedarf in dem Bereich besonders hoch, da die Betreuungsquote in der Stadt mit 32,7 Prozent derzeit extrem niedrig ist.
OGS-Anspruch in Gelsenkirchen Größtes Problem ist die Raumnot
Während nicht minder finanzschwache Städte wie Oberhausen (OGS-Plätze für 78 Prozent der Grundschulkinder) und Herne (Betreuungsquote 50,7 Prozent) deutlich weiter fortgeschritten sind beim Ausbau, muss hier in den nächsten zwei Jahren noch viel geschehen. Im Landesdurchschnitt ist jedes zweite Grundschulkind mit einem OGS-Platz versorgt. Neben der landesweiten Personalnot im pädagogischen Bereich ist in Gelsenkirchen vor allem die räumliche Situation problematisch. Obwohl bereits mit der Ebersteinschule eine Grundschule bereits komplett zusätzlich neu gebaut wurde, die Grundschule Kurt-Schumacher-Straße deutlich erweitert und in Erle eine dritte bereits Richtfest feierte, ist die Raumnot das größte Problem, vor allem im Stadtsüden, wo die Schülerzahlen im Grundschulbereich regelrecht explodiert sind.
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Eine Bestandsaufnahme möglicher Räumlichkeiten für die OGS an den Grundschulen läuft aktuell durch das Referat Bildung und wird in die Gespräche der Workshops einfließen. Was weiterhin fehlt und wohl auch nicht mehr zu erwarten ist, sind klare gesetzliche Vorgaben für Standards zur Durchführung der OGS-Betreuung.
Zwar hatte das Bildungsministerium eine Expertengruppe beauftragt, Leitlinien für eine qualitativ hochwertige, pädagogische Betreuung erarbeiten zu lassen, diese jedoch letztlich nicht gesetzlich verankert. Als offizielle Begründung nannte das Ministerium, die Kommunen nicht überfordern zu wollen und ihnen „Raum für eigene Wege“ zu lassen. Eine Begründung, die in den Kommunen allerdings - auch aufgrund der vergleichsweise eher geringen finanziellen Unterstützung des Landes - und bei den Trägern auf Skepsis stößt. Auch Oberbürgermeisterin Karin Welge führte die mangelnde Unterstützung von Land und Bund bei dem Rechtsanspruch für die Ganztagsbetreuung zuletzt als ein Beispiel dafür an, warum die Gelsenkirchener Stadtfinanzen mehr und mehr in eine Schieflage geraten. Die Gestaltung des Rechtsanspruchs stehe für eine Politik, die „nicht zu Ende gedacht“ sei.
Grüne beantragen mehr Informationen im Ausschuss
Die Fraktion der Grünen hat für die nächste Sitzung des Bildungsausschusses (19. September) beantragt, das Thema Offener Ganztag auf die Tagesordnung zu setzen. Konkret fragen sie nach der Zeitschiene und den Planungsdetails für den gemeinsamen Prozess zwischen Bildungs- und Jugendreferat und freie Träger.