Gelsenkirchen. Die Finanzierung der Offenen Ganztagsbetreuung in Gelsenkirchen ist weiter unklar. Konsequenzen für Eltern, Kinder und Träger sind in Aussicht.
Zehn Prozent Kürzungen bei Personal-, Sach- und Fortbildungskosten - damit plant aktuell die Caritas als Träger von Angeboten der Offenen Ganztagsbetreuung an Gelsenkirchens Schulen (OGS) für das im August beginnende Schuljahr. Bei den anderen Trägern gibt es ähnliche Szenarien. Der Grund: Die Landesplanung sieht jährlich eine Steigerung der OGS-Zuschüsse um drei Prozent vor, allein die Tariferhöhungen der Beschäftigten in dem Bereich sind jedoch im vergangenen Jahr um bis zu 13 Prozent gestiegen.
Kürzungen beim Personal, nicht bei den Betreuungszeiten
Hinzu kommen steigende Sachkosten in allen Bereichen. Dass der Standard nicht gehalten werden kann, wenn nicht mindestens rund zehn Prozent mehr Unterstützung kommt, hatten die Träger der Wohlfahrtsverbände bereits im vergangenen Herbst angekündigt. Geschehen ist bisher jedoch noch nichts. Nicht von Seiten des Landes und auch für zugesagte Verhandlungen mit der Bildungsverwaltung in Gelsenkirchen gibt es noch keinen Termin.
Kürzen wollen die Träger allerdings nach eigenen Angaben nicht bei den Zeiten, da Eltern darauf dringend angewiesen seien. Ohnehin seien die Wartelisten jetzt schon lang, könnten nicht alle berufstätigen Eltern mit einem Platz versorgt werden. Was fehlt, sind Räume, vor allem ausreichend große Küchen zum Aufwärmen der angelieferten Tiefkühlkost für jedes Kind. Die Anlieferung warmer Speisen würde deutliche Mehrkosten verursachen, erklärt Christoph Grün, Leiter der Caritas-Teams.
Weitere Verschlechterung der Betreuung, schnellere Teilschließung bei Krankheit
Grün fürchtet durch die Personalreduzierung eine weitere Verschlechterung der Qualität des Angebotes, die schon jetzt nicht den Bildungsauftrag erfüllen könne; das bestätigt auch Bärbel Rakowski, Teamleiterin beim Bauverein Falkenjugend. Durch die Reduzierung des Personals werde aber jeder weitere Personalausfall etwa durch Krankheit oder Fortbildung zu einer außergewöhnlichen Schließung (von Teilen) der OGS führen müssen, befürchten beide.
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Beim Bauverein haben laut Bärbel Rakowski sogar bereits Mitarbeitende gekündigt. Gründe für die Kündigungen seien gewesen: Unsicherheit bei der künftigen Ausstattung der OGS, Überlastung aufgrund der Arbeitsbedingungen und die Möglichkeit, Arbeitsplätze in anderen pädagogischen Bereichen mit einer höheren Stundenzahl und entsprechend besserer Bezahlung zu bekommen. Bei der OGS sind 25 Stunden die Höchstgrenze bisher. Auch die Neubesetzung mit Fachkräften sei aus diesen Gründen schwierig, so Rakowski.
Zuschüsse müssten doppelt so hoch sein, um genug Fachkräfte zu bezahlen
Schon jetzt müsse man zum Teil mit nur bedingt oder gar nicht pädagogisch vorgebildeten Mitarbeitenden planen, beklagen die Gelsenkirchener Träger, da eine den Tarifgehältern entsprechende Bezahlung von Fachkräften nicht finanziert werden könne. Laut Landesverband der Freien Wohlfahrtspflege müssten die Zuschüsse von Land und Kommune doppelt so hoch sein, um durchgehend mit Fachkräften im Tarif arbeiten zu können.
In Gelsenkirchen sind neben Caritas und Bauverein auch der Evangelische Kirchenkreis und die Awo Anbieter von Offener Ganztagsbetreuung. Die Bildungsverwaltung hat ihre Bereitschaft zu Gesprächen über die künftige Ausstattung zwar signalisiert, ohne jedoch Zusagen für die Aufstockung der Eigenmittel beziehungsweise deren Höhe zu machen. Die Verhandlungen sollen jedoch zeitnah geführt werden. Die Kommune selbst wartet indes auf konkretere Aussagen zur Finanzierung des künftigen Rechtsanspruches auf einen OGS-Platz.
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Zwar sind ab 2026 Betriebskostenzuschüsse des Bundes zugesagt, aber nur für Posten wie Mieten und Energiekosten. Die jetzige Finanzierungssystematik für das Personal aber soll laut Kabinettsbeschluss beibehalten werden. Dabei hatte die vom Land selbst eingesetzte Expertenkommission eine deutliche bessere Ausstattung mit Fachkräften für den Ganztagsbetrieb und klare Qualitätsstandards gefordert. Gelsenkirchens Bildungsdezernentin Anne Heselhaus hatte dies zunächst auf mehr Unterstützung bei den dadurch stark steigenden Personalkosten hoffen lassen. Im Gesetz ist dies jedoch nicht verankert. Dass das System bereits jetzt unterfinanziert ist, räumte sie schon zu Jahresbeginn gegenüber der WAZ ein.