Essen. „Hinter Gottes Füßen“: Wie aus dem Bestseller von Saša Stanišić ein Stück für Schauspielerinnen, Tänzerinnen und Akkordeonist Goran Kovačević wird.

Opernhaus oder Kinobühne, Elbphilharmonie oder Stadtbücherei. Es gibt viele Orte, an denen man Goran Kovačević begegnen kann. So unterschiedlich wie die Bühnen und Stile, die der Musiker bedient, sind auch die künstlerischen Allianzen des international gefeierten Akkordeonisten. Kovačević ist als Solist ebenso gefragt wie als Kammermusiker, Hochschul-Dozent, Komponist, und Theatermusiker. Im Aalto-Theater hat der gebürtige Schweizer mit serbischen Wurzeln vor über 30 Jahren denn auch seinen ersten Auftritt in Essen gehabt. Seither ist er immer wieder in der Stadt zu Gast, unter anderem auch im Zusammenspiel mit der Essener Choreografin Jelena Ivanovic, die Kovačević nun für ein besonderes Projekt gewonnen hat. Am Montag, 24. Februar, 20 Uhr, bringen die beiden im Rahmen der Reihe „Theatino“ mit dem Ensemble Tanzgebiet das Projekt „Hinter Gottes Füßen“ heraus.

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Gemeinsam mit den Schauspielerinnen Silvia Weisskopf und Harriet Kracht, der Tänzerin Anna Wehsarg und dem Musiker Goran Kovačević erzählt Ivanovic, angelehnt an den Roman „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ von Saša Stanišić, die Geschichte eines Menschen in der Fremde. Stanišić‘ Roman hat schon 2006 für Furore gesorgt. Er erzählt vom jugoslawische Bürgerkrieg aus der Sicht eines Heranwachsenden, handelt vom Zerfall des Landes, vom aufkeimenden Hass, einer Flucht nach Deutschland, aber auch von einer ungewöhnlichen Kindheit und Jugend. 800 Seiten pralle Weltgeschichte im Privaten, die der „Theatino“-Abend nun in Sprache, Musik und Bewegung auf die Bühne bringt.

Ein künstlerischer Vielklang, wie er Kovačević gefällt. Der 54-jährige Ausnahmemusiker hat schon mit unterschiedlichen Instrumentalisten, Theater-Ensembles und Orchestern gearbeitet und die gesamte Bandbreite seines Instrumentes ausgelotet - vom Jazz über den Tango, die Klassik, Folklore oder Weltmusik. Als Sechsjähriger hat er mit dem Akkordeonspiel begonnen, spätestens als 13-Jähriger habe er gewusst: „Ich will Musiker werden.“ Und was für einer! Wettbewerbs-Preise, Kultur-Auszeichnungen und Dutzende CD-Einspielungen zeugen vom Erfolg des Akkordeonisten.

Das Akkordeon kann alles: Jazz und Tango, Klassik, Folklore und Weltmusik

Die Zusammenarbeit mit Jelena Ivanovic hat 2010 in der Schweiz mit einem gemeinsamen Tanzstück begonnen. Seither haben die beiden Künstler immer wieder gemeinsame Projekte realisiert, unter anderem im Rahmen der beliebten „Kunstbaden“-Reihe . „Am Anfang war es die Kunst, aber auch der Background“, sagt Kovačević über das freundschaftliche Verständnis, das sich nicht nur im „vic“ im Nachnamensende manifestiert. Beide haben, obwohl in Essen und Schaffhausen geboren, durch ihre Familien noch etwas von diesem verbindenden „Balkan“-Gefühl in der Kindheit und Jugend mitbekommen, das auch Stanišić‘ in seinem Buch beschreibt.

„Ich nenne es gerne meine persönliche Bibel“, sagt Jelena Ivanovic über den Roman, zu dem auch die ausgiebige Beschreibung eines Fußballspiels zwischen den verfeindeten Parteien gehört. Eine Szene, die auch für Goran Kovačević gut beschreibt, was dieser Bürgerkrieg ab 1990 verändert hat. „Es war bis dahin nicht wichtig, ob jemand Serbe, Bosnier oder Kroate war“, erinnert der Musiker, der auch mal mit der Idee geliebäugelt hat, Profi-Fußballer zu werden. Auch deshalb kommt er immer wieder gern ins Ruhrgebiet:. So viele Stadien, noch mehr Auftrittsorte. Und der Wunsch, dass die genre- und grenzübergreifende Musik den Austausch der Kulturen weiterhin beflügelt. Nicht umsonst hieße das Akkordeon ja auch „Schifferklavier“, sagt Kovačević : „Es war auch ein Instrument der Auswanderer“

Tickets kosten 17/erm. 12 Euro. Kartenreservierungen sind möglich unter info@jelena-ivanovic.com. Vorverkaufstickets gibt es außerdem online: www.filmspiegel-essen.de

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