Essen. Essener Grugabad wird zur Bühne: Mischung aus Kultur- und Freizeiterlebnis macht die Reihe anziehend. Erstmals geht das Format auch aufs Welterbe

Eine versierte Opern-Sopranistin, einen international renommierten Akkordeonisten und einen „Tatort“-Schauspieler in einer Veranstaltungs-Reihe anzutreffen, ist schon ungewöhnlich genug. Nicht minder bemerkenswert und atmosphärisch ziemlich einmalig ist der Ort des sommerlichen Künstlertreffens – das Essener Grugabad. Bereits zum sechsten Mal geht dort das „Kunstbaden“ an den Start. Zum Auftakt am kommenden Samstag, 27. Mai, gibt es ein Jazzsong-Programm von Aalto-Ensemblemitglied Christina Clark nebst Band. Weitere beliebte und namhafte Künstler von Franziska Dannheim bis „Uwaga! folgen.

Wer zum „Kunstbaden“ geht, packt nicht nur die Badehose ein

Wer zum „Kunstbaden“ geht, der nimmt vielleicht nicht nur die Badehose mit, sondern auch Klappstuhl und Picknickkorb. Vieles ist möglich bei diesem von Jelena Ivanovic mit Herzblut gestalteten Veranstaltungsformat, das sich mittlerweile über eine eingeschworene Fangemeinde freut – und so auch immer wieder neue Zuschauer gewinnt. Die positive Mund-zu-Mund-Propaganda sei ein Erfolgsgeheimnis von „Kunstbaden“, weiß auch Thomas Schulte, Betriebsleiter im Grugabad.

Aber auch diese wohl einmalige Mischung aus Kultur- und Freizeiterlebnis macht das Konzept so anziehend. Wer eine Eintrittskarte besitzt, kann schon zwei Stunden vor Konzertbeginn kommen und schwimmen gehen. Danach darf es sich das Publikum am Beckenrand auf mitgebrachten Sitzgelegenheiten bequem machen und die selbst zubereitete Konzertverpflegung auspacken. Für die künstlerische Leiterin Jelena Ivanovic ist gerade diese lockere Atmosphäre mit nächtlichen Naturklängen und gelegentlichem Kinderlachen ein wichtiger Teil des Gesamtkonzepts: „Dafür braucht man gute, erfahrene Künstler und ein Publikum, das den Abend mitgestaltet.“

Vom Kölner „Tatort“ ins Essener Grugabad: Roland Riebeling spielt „Dädalus und Ikarus“

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Viele „Kunstbaden“-Akteure werden nach dem ersten Auftritt jedenfalls überzeugte Wiederholungstäter. Darunter auch „Tatort“-Schauspieler Roland Riebeling, der nach seiner „Kontrabass“-Inszenierung nun mit einem weiteren Soloabend im Grugabad gastiert: „Dädalus und Ikarus – nach Dario Fo“, steht am 10. Juni auf dem Programm. Für den zweistündigen Parforceritt durch die griechische Mythologie braucht es dabei nicht mehr als einen Tonträger und einen Darsteller, der alles in einem ist – Vater, Sohn, Minotaurus, selbst die Vögel, die übers Labyrinth hinweg fliegen, lässt Riebeling in Personalunion erscheinen.

Auf die alten Griechen folgen am 17. Juni „Ritter, Reime und Romanzen“. Und ein Komiker und Sprachakrobat, der ziemlich gut ins denkmalgeschützte 60er-Jahre-Freibad passt: Heinz Erhardt. Dem 1979 verstorbenen Komikeridol der Wirtschaftswunderzeit hat der Schauspieler und Kulturjournalist Stefan Keim einen Abend gewidmet, der Klassikerparodien wie Goethes „König Erl“ ebenso im Programm hat wie Chansons von „Fräulein Mabel“ bis „Linkes Auge blau“.

„Kunstbaden“ ist erstmals zu Gast im Werksschwimmbad der Kokerei Zollverein

Ein vertrauter Name im Kunstbaden-Kosmos ist auch Goran Kovacevic. Der grandiose Akkordeonist mit internationaler Konzerthauserfahrung und einem Faible für Klangabenteuer sorgt für das einzige„Auswärtsspiel“ der Kunstbaden-Saison. Erstmals nämlich macht die Reihe einen Abstecher aufs Essener Welterbe. Am Werksschwimmbad der Kokerei Zollverein gestalten Goran Kovacevic und der aus Recklinghausen stammende Autor Thomas Matiszik an 15. Juli einen musikalischen Krimiabend vor beeindruckender Industriekultur-Kulisse.

Drei Sängerinnen und Songschreiberinnen aus Essen und Köln feiern dann am 5. August ihr „Kunstbaden“-Debüt. Melissa Muther, Lydia Schiller und Rosa Kremp sind „Morley“. Ihre zeitlose Soundmischung aus Folk, Pop und Jazz dürfte für einen lauschigen Sommerabend mit Klangkulisse sorgen.

Im vergangenen Jahr sorgten sie für reichlich „Glück“ am Beckenrand: Das Duo „Wein, Weib . . . & Cello“ mit Katja Heinrich und Florian Hoheisel präsentiert in dieser Saison ein neues 20er-Jahre-Programm.
Im vergangenen Jahr sorgten sie für reichlich „Glück“ am Beckenrand: Das Duo „Wein, Weib . . . & Cello“ mit Katja Heinrich und Florian Hoheisel präsentiert in dieser Saison ein neues 20er-Jahre-Programm. © Kunstbaden

Auf eine Zeitreise in die 1920er-Jahre begibt sich am 12. August das Duo „Wein, Weib . . . & Cello“ mit dem neuen Programm „Solang nicht die Hose am Kronleuchter hängt“. Der Cellist Florian Hoheisel und die Schauspielerin Katja Heinrich sind schon so etwas wie Stammgäste im Grugabad. Fans dürfen sich auf die Premiere ihres neuen Programms mit Liedern von Zarah Leander bis Kurt Weill und Texten von Kurt Tucholsky bis Bert Brecht freuen.

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Zur Rubrik „Musik-Legenden“ kann man auch sie getrost zählen: Whitney Houston. Die Queen of Pop wurde nicht mal 50 Jahre alt, ihre Songs aber sind unsterblich. Die Essener Sängerin Franziska Dannheim und Musiker Markus Stollenwerk widmen ihr am 26. August ihn persönlichen Briefen und behutsamen Musik-Arrangements einen besonderen „Schwanengesang“.

Für einen ganz eigenen Musikstil steht auch die Formation „Uwaga“. Die gefeierte Formation mixt Klassik mit osteuropäischer Musik, Jazz und Punkrock-Einsprengseln. Für den Auftritt am 1. September versprechen die vier Musiker ein besonderes „Grugabad-Special“, das nicht nur Lieblingssongs der vergangenen Jahre, sondern auch jede Menge neues Material hören lässt.

Fester „Kunstbaden“-Bestand ist auch „Das letzte Ma(h)l“. Der abschließende Tanz- und Konzertspaziergang lässt die Saison am 16. September mit Live Musik, einem leckeren Abendessen und dem Tanzstück „Kontra Punkt“ ausklingen.

>>>>>>Mehr Infos zur Reihe „Kunstbaden“

„Kunstbaden“ ist eine Reihe von Tanzgebiet e.V. in Zusammenarbeit mit den Sport- und Bäderbetrieben Essen.

Gefördert wird das Format in diesem Jahr vom Regionalverband Ruhr, der Kulturstiftung Essen und der Essener Bezirksvertretung II.

Tickets und Infos unter www.jelena-ivanovic.com/kunstbaden