Essen-Rüttenscheid. In Rüttenscheid gibt es ein neues Poledance-Studio. Die Inhaberin sagt: „Pole ist ein wesentlicher Bestandteil meiner mentalen Gesundheit.“
Das „Iron X“ ist der schwierigste Trick. Trainerin Elaine macht es vor. Mit auseinander gestreckten Armen hält sie sich an der Poledance-Stange fest. Ihre Beine streckt sie ebenfalls auseinander, Spagat-artig, sodass ihr gesamter Körper ein X formt. Aber keine Angst: Mit so komplexen Übungen steigt man nicht ein. „Am Anfang unterrichten wir die verschiedenen Griffe und Druckpunkte“, erklärt Studioinhaberin Jannah Stauch (38). „Man lernt langsam, in den Händen, Ellenbogen und Schultern Kraft aufzubauen.“
Wer Poledance schon immer mal ausprobieren möchte, findet in Rüttenscheid seit drei Monaten eine neue Adresse dafür. Ins Girardethaus (Girardetstraße 8, Zugang über das Parkdeck des „Irish Pub“) ist das Studio „Sweet Pole Flow“ eingezogen. Als Jannah Stauch die Räumlichkeiten zum ersten Mal sah, habe sie sich „sofort verliebt“, berichtet die 38-Jährige. Der offene Charakter mit viel Licht habe ihr gefallen.
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Frauen beim Poledance: „Es gab so viel Wertschätzung“
Eigentlich ist die Mülheimerin gelernte Bauzeichnerin. Vor zehn Jahren wurde Poledance ihr Hobby. „Meine beste Freundin hat mich damals mit einem Gutschein ins Studio geschleppt“, erinnert sie sich. Sie sei nicht davon ausgegangen, dass der Sport ihr gefallen oder besonders gut liegen würde. Doch es kam anders. Und ihr gefiel nicht nur der Sport, sondern auch die Atmosphäre. „Beim Pole habe ich sehr schnell gemerkt, wie schön es ist, wenn Frauen sich gegenseitig unterstützen. Es gab so viel Wertschätzung.“
Ein Dreivierteljahr später ließ sich Stauch zur Trainerin ausbilden, machte den Job erst nebenberuflich und dann in Teilzeit kombiniert mit Bürojobs in verschiedenen Poledance-Studios. Irgendwann wuchs in ihr der Wunsch, sich selbstständig zu machen. „Ich hatte die Vision eines Arbeitsumfeldes, das ich nirgendwo finden konnte“, sagt sie. „Deshalb habe ich gedacht: Ich mache das einfach selbst.“
Neues Studio in Essen-Rüttenscheid bietet Poledance und Yoga an
Von Anfang an habe sie mutig investiert, um sich ihr Traumstudio zusammenzubauen: zum Beispiel wandhohe Spiegel maßanfertigen lassen und teure Yogamatten gekauft. Und das, obwohl sie anfangs gar kein eigenes Studio wollte. „Eigentlich wollte ich mich als Trainerin selbstständig machen und an verschiedenen Orten arbeiten“, erzählt sie. Dann habe sie jedoch an einem Gründercoaching der Arbeitsagentur teilgenommen und dort verschiedene Varianten durchgespielt, Selbstständigkeit mit eigenem Studio und ohne. Irgendwann habe sich der Plan verfestigt, sich Räumlichkeiten zu suchen.
Bei „Sweet Pole Flow“ hat man die Möglichkeit, an Poledance- und Yoga-Kursen teilzunehmen oder Privatstunden zu buchen. Es gibt zum Beispiel Choreographie-Kurse, Technik-Kurse, High-Heel-Kurse oder den sogenannten „Floor Flow“-Kurs, bei dem man lernt, elegante, fließende Bewegungen auf dem Boden zu machen, um die Körperbeherrschung und Beweglichkeit zu fördern.
„Sweet Pole Flow“ in Essen-Rüttenscheid: Einzelstunden und Abos buchbar
Man kann Probestunden (Pole 15 Euro, Yoga 13 Euro) und Einzelstunden (Pole 23 Euro, Yoga 20 Euro) buchen, Zehnerkarten (Pole 220 Euro, Yoga 180 Euro) und Fünferkarten (Pole 110 Euro, Yoga 90 Euro) kaufen. Außerdem gibt es verschiedene Abo-Modelle, die auf der Website zu finden sind. Eine Privatstunde für eine Person kostet 75 Euro, für zwei Personen 100 Euro. Für eine Privatstunden-Zehnerkarte zahlt man 675 Euro.
„Für mich ist Pole ein wesentlicher Bestandteil meiner mentalen Gesundheit“, sagt Jannah Stauch. Mit keinem anderen Sport habe sie vorher so richtig etwas anfangen können. Außerdem habe sie zu der Zeit, als sie mit Pole begonnen habe, ein geringeres Selbstwertgefühl und keinen Bezug zu ihrer Weiblichkeit gehabt. Poledance sei für sie ein Mittel, „sich schön und stark zu fühlen, sich ausdrücken zu können“. Der Tanz an der Stange helfe ihr, ins Fühlen zu kommen, statt alles aus der Kopf-Perspektive zu betrachten.
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Poledance als Sport: „Im Alltag haben wir kein Publikum“
Obwohl Poledance heute stärker als Hobby etabliert sei als noch vor zehn Jahren, gebe es immer noch Vorurteile. „Es beginnt mit der Distanzierung vom Rotlichtmilieu“, sagt Stauch. „Bei euch geht es doch um das Athletische, nicht ums Sexysein, oder?“, heiße es da zum Beispiel. Dabei müsse man über so etwas eigentlich gar nicht diskutieren. Der Sport habe durchaus etwas mit Sinnlichkeit und Sexualität zu tun. „Häufig herrscht aber die Annehme, dass weiblich gelesene Personen das für männlich gelesene Personen machen“, so die 38-Jährige. Das sei falsch. „Im Alltag haben wir beim Poledance kein Publikum. Wir machen es für uns selbst, nicht für männlichen Beifall.“
Freizügig angezogen seien Poledancerinnen zwar meist, weil man Hautkontakt brauche, um sich bestmöglich an der Stange zu halten. Es gebe aber alternativ sogenannte „Gripwear“, spezielle Kleidung, die den gleichen Zweck erfülle. Die einzige Regel: „Das Knie muss frei sein.“ Auch Plateau-High-Heels seien absolut kein Muss. Poledance biete ein ausgewogenes Ganzkörpertraining, man brauche die Arme und Beine gleichermaßen, arbeite viel mit dem Rumpf. „Und Yoga ist der perfekte Ausgleich.“
Mehr Informationen findet man auf der Website www.sweetpoleflow.de. Außerdem ist das Poledance-Studio telefonisch unter 0162 9342653 sowie per E-Mail an sweetpoleflow@gmail.com zu erreichen. Bei Instagram findet man es unter @sweetpoleflow.
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