Essen. Für das Gastronomen-Paar ist das Ausräumen des Lokals in Werden sehr emotional. Gäste sichern sich Andenken. Bald gibt es einen Neuanfang.
Die Möbel sind zusammengestellt oder bereits weggegeben, die Kisten mit Geschirr, Besteck und Accessoires gepackt: Nach zehn Jahren verlassen Gastronom Daniel Schiffer und seine Lebensgefährtin Julia Witte die Brückstraße in Essen-Werden. Dort hatten sie sich mit ihrem Restaurant „Schiffers im alten Löwen“ eine Existenz aufgebaut und in die Herzen der Gäste gekocht. Viele von ihnen sicherten sich zum Abschied noch das ein oder andere Andenken und wollen das Gastronomen-Paar künftig an neuer Wirkungsstätte im „Schiffers Frites“-Imbiss in Heidhausen besuchen.
Am Silvesterabend hatte das „Schiffers im alten Löwen“ letztmals geöffnet, der Abschied sei für alle Beteiligten sehr emotional gewesen, berichten die Betreiber. Jetzt sind Daniel Schiffer und Julia Witte dabei, ihre Gaststätte auszuräumen, bis Mitte Januar müssen die Räume übergeben sein.
Essener Gastronomen-Paar räumt das Restaurant „Schiffers“ gerade aus
Parallel dazu laufen die Umbauarbeiten in der ehemaligen „Frittenschmiede“ an der Heidhauser Straße 195. Dort will Daniel Schiffer im Februar – der genaue Eröffnungstermin steht noch nicht fest – mit dem „Schiffers Frites“ einen „gehobenen Imbiss“ eröffnen.
„Eine Pommesbude war eigentlich mein Jugendtraum, den ich gemeinsam mit einem WG-Freund umsetzen wollte und den ich jetzt, viele Jahre später, realisiere“, sagt der 44-Jährige. Natürlich gebe man das „Schiffers“ mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf. „Wir hatten hier eine unfassbar spannende Zeit, haben so viele tolle Menschen kennengelernt. Da kommen einem schon die Tränen, wenn man jetzt die Sachen zusammenpackt und ausräumt“, sagt Julia Witte.
Die Gäste hätten in den letzten Tagen immer wieder ihr Bedauern bekundet und versichert, auch den Imbiss in Zukunft besuchen zu wollen. „Viele Stammgäste wohnen dort im Umfeld und freuen sich, zu Fuß dorthin kommen zu können oder weniger Parkplatzprobleme zu haben als hier an der Brückstraße“, so Schiffer.
Neustart der Essener Gastronomen hat mehrere Gründe
Ausschlaggebend für die Neuorientierung waren laut Julia Witte verschiedene Gründe: Der Pachtvertrag sei ausgelaufen und nicht verlängert worden. „Die über hundertjährige Geschichte der Gastronomie in diesem Gebäude endet somit“, sagt sie. Künftig werde dort eine gebürtige Chinesin Tee und Seide verkaufen.
Auch die Probleme, geeignetes Personal zu finden, hätten dazu beigetragen, sich gastronomisch neu zu orientieren. Im „Schiffers Frites“ wird das Paar nur mit einem der bisherigen Köche zusammenarbeiten. „Außerdem wird alles teurer, die Menschen haben nicht mehr so viel Geld zur Verfügung und verzichten im Zweifel auf einen Restaurantbesuch“, weiß die 46-Jährige aus vielen Gesprächen. Das Ausgehverhalten der Leute habe sich verändert, vielleicht auch aufgrund der Corona-Pandemie.
Julia Nachtigall (42) steht jetzt in dem fast leeren Raum und erinnert sich an Hochzeitstage und andere Feste, die sie mit ihrem Mann im „Schiffers“ gefeiert hat. „Es ist schon traurig, aber es ist ja kein Ende, sondern irgendwie ein neuer Anfang“, sagt die Überruhrerin, die auch den Imbiss testen will.
- Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!
Selbst bei Kollegen aus der Gastro-Szene war das „Schiffers“ offenbar beliebt. Christos Christidis betreibt die Etuf-Gastronomie am Baldeneysee und war selbst gelegentlich in Werden zu Gast. „Wir haben eine gute Verbindung, ich war gern hier und bin sehr traurig, dass das Lokal jetzt geschlossen ist“, sagt er bei einem letzten Besuch vor Ort. Er kann die Neuorientierung aber gut verstehen: „Das neue Konzept ist zeitgemäß und effizient und die Abhängigkeit vom Personal fällt weg.“
Trotz Backsteinwänden und Holzfußboden: Das „Schiffers Frites“ soll keine zweites „Schiffers“ werden, versichert Julia Witte. „Wir starten etwas komplett Neues, auch wenn dort einiges an das Ambiente hier erinnert. Es soll modern, aber gemütlich werden.“ Aktuell wird im Imbiss, der nur halb so groß wie das „Schiffers“ ist, gestrichen, die Möbel sind bestellt. Die Küche übernimmt das Paar vom Vorbesitzer, der Mitte vergangenen Jahres verstorben war.
Im „Schiffers Frites“ wird es selbstgemachte Pommes, auch aus Süßkartoffeln, geben. Dazu Schnitzel und Currywurst (auch eine vegane Variante ist geplant), Kibbeling, Trüffel-Mayonnaise und, eher untypisch für einen Imbiss, eine Weinauswahl. „Wir wollen wechselnde Tagesgerichte und Aktionsabende anbieten“, so Witte. Alles soll entspannter zugehen, das zeitaufwändige Reservierungsmanagement entfalle. „Wir sind glücklich mit unserer Entscheidung und freuen uns sehr auf den Neustart.“
- Schiffers: Abschied von Essener Restaurant: Die Kisten sind gepackt
- Wer kommt, wer geht? Das neue Jahr in der Essener Wirtschaft
- Parkleuchten in Essen: Was Gruga-Besucher 2025 erwartet
- Silvesterparty in Essener Theater missglückt: „Ein Desaster“
- Mordversuch in Essen-Bredeney: Mann festgenommen
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]