Essen. Rätselhaftes Verbrechen in Essen-Bredeney: Auf einen Mann wird mehrfach geschossen. Im Quartier fiel seit längerem ein mysteriöser BMW auf.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach einem rätselhaften Verbrechen, das sich in der Nacht auf Montag (30. Dezember) in der Wiedfeldtstraße im Essener Stadtteil Bredeney abgespielt hat. Dort wurde gegen 3.30 Uhr ein Mann (40) von Unbekannten mit sechs Schüssen in einer Hauseinfahrt lebensgefährlich verletzt. Das Opfer soll mittlerweile wieder außer Lebensgefahr sein.
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Anwohner, die von den Schüssen wach wurden, riefen die Polizei. Viele Nachbarn im Quartier dachten zunächst, dass jemand Silvesterböller zündet.
Der Tatverdächtige versteckte sich in einem Gebüsch in Essen-Bredeney
Die Polizei teilte am Montagvormittag mit, dass kurz nach der Tat ein Verdächtiger festgenommen werden konnte: Der Mann (26, türkischer Staatsbürger, der in Bocholt gemeldet ist) sollte noch am Montag dem Haftrichter vorgeführt werden. Der Verdächtige war noch in der Nacht bei Fahndungsmaßnahmen entdeckt worden, er hatte sich in einem Gebüsch versteckt. Ob er der einzige Täter ist, oder ob es einen Komplizen gibt, der noch auf freiem Fuß ist, ist derzeit unklar.
„Die Hintergründe der Tat sind Gegenstand der Ermittlungen“, heißt es. Und sie sind völlig diffus. Das Opfer, ein Mann mit deutscher und afghanischer Staatsbürgerschaft, soll seit wenigen Monaten in der feinen Wohngegend direkt am Waldrand in einem Appartement leben, in zweiter Reihe, nicht direkt an der Wiedfeldtstraße.
Nachbarn war aufgefallen, dass seit Wochen ein ungewöhnliches Auto im Quartier parkt
Nachbarn war bislang lediglich aufgefallen, dass seit Wochen ein ungewöhnliches Auto regelmäßig und wiederholt so schlecht geparkt im Quartier steht, dass sogar schon die Polizei gerufen werden musste, weil mal ein Schulbus nicht durchkam. Regelmäßig, berichten Nachbarn, komme der Mann erst spät nachts nach Hause, stelle sein Fahrzeug meistens viel zu weit vom Bordstein entfernt ab.
Am Tag nach der Tat sind Polizisten über Stunden im Morgengrauen damit beschäftigt, die Spuren des Verbrechens zu sichern. Gegen den feinen Nieselregen, der unentwegt vom Himmel kommt, hat man ein weißes Plastikzelt aufgestellt, um die Spuren zu sichern. Sechs goldenen Patronenhülsen liegen über dem Pflaster der Einfahrt verteilt, die Ermittler finden auch Zigaretten und ein Feuerzeug sowie zwei Mobiltelefone, die auf einer Mauer abgelegt wurden. Und: Ein Schlüsselbund liegt auf dem Asphalt.
Gibt es im Auto des Opfers eine Spur? Zumindest findet man Anwaltsschreiben
Die Beamten heben den Schlüssel Stunden später auf, gehen zu dem auffälligen Fahrzeug, drücken den Knopf des Autoschlüssels – und der BMW, ein Modell der kostspieligen „M“-Reihe – dunkle Scheiben, auffällige Sportfelgen – reagiert mit Lichtsignalen. Gibt es Spuren im Fahrzeug, die die Ermittler weiterbringen könnten bei der Aufklärung dieser rätselhaften Tat?
Womöglich: Gut von außen einsehbar und achtlos auf dem Beifahrersitz abgelegt sind Schreiben einer Kölner Anwaltskanzlei, in denen es um einen offenbar aktuellen Rechtsstreit geht, den eine deutschlandweit aktive Döner-Kette mit einem Mitbewerber austrägt. Dabei geht es um Namensrechte. Was der Halter des Autos, das Opfer des Mordversuchs in dieser Nacht, damit zu tun hat, ist jedoch unklar. Der Mann, so wird irgendwo erzählt, soll auch in anderen Branchen wirtschaftlich aktiv sein, unter anderem im Personenschutz-Milieu. Fest steht nur: Der dunkle BMW hat ein Kölner Kennzeichen, die Döner-Kette ihren Sitz in Köln, die Kanzlei, die die Kette vertritt, ebenfalls.
Im Stadtteil Bredeney, so viel ist klar, macht die Nachricht von den Schüssen schnell die Runde. Auch Anwohner und Anlieger, die am Montagvormittag ihre Autos durch die Wiedfeldtstraße lenken, machen große Augen angesichts des rot-weißen Flatterbandes, der Komplettsperrung der Straße. „Was ist denn hier los“, fragen immer wieder Autofahrer, Spaziergänger, Hundehalter, Radfahrer. Nicht wenige sind geschockt von der Tatsache, dass sich ausgerechnet hier, in einer der vornehmsten Wohngegenden der Stadt, ein solches Verbrechen ereignet hat.
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Weitere Einzelheiten gibt die Polizei am Montag nicht bekannt. Nachbarn sind unterdessen in Sorge, dass es bei diesen Schüssen von 3.30 Uhr nicht bleiben wird, sondern der Anfang einer langen Fehde zwischen rivalisierenden Gruppen ist. Auch, wenn zum jetzigen Zeitpunkt niemand so richtig weiß, worum es geht, und warum der 40-Jährige offenbar sterben sollte, nur wenige Schritte von seiner Wohnungstür entfernt.
Der oder die Täter, das scheint sicher, hatten auf ihr Opfer in der Nacht auf dem Bürgersteig gewartet.
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