Essen. Plastikgeschirr hat jetzt auf dem Essener Weihnachtsmarkt ausgedient. Was Essens Marketinggesellschaft (EMG) sagt, was sich noch ändern soll.
Der Essener Weihnachtsmarkt ist für viele Besucherinnen und Besucher eine wohl vertraute wie liebgewonnene Institution. Auch weil auf den ersten Blick alles so ist wie in jedem Jahr. Doch auch der Budenzauber geht mit der Zeit. Plastikgeschirr und Pappschalen haben ausgedient, Speisen werden in diesem Jahr erstmals nur noch auf Mehrweggeschirr serviert. Das soll nicht alles sein. In den Kassen dürfte bald seltener Kleingeld klingeln, denn Kunden sollen auch auf dem Weihnachtsmarkt öfter bargeldlos zahlen können.
Bezahlt gemacht hat sich nach Einschätzung der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) bereits die Einführung der städtischen Mehrwegsatzung. „Der Markt ist sauberer. Das ist nicht zu übersehen“, sagt EMG-Chef Richard Röhrhoff. Durch die Einführung von Mehrweggeschirr falle deutlich weniger Müll an als in vergangenen Jahren. „Sonst haben wir die Mülltonnen fünf bis sechs Mal am Tag geleert. Jetzt ist es vielleicht noch zwei Mal pro Tag der Fall“, berichtet Röhrhoff. Die EMG denke bereits darüber nach, die Zahl der Müllbehälter im kommenden Jahr zu reduzieren, um Entsorgungskosten einzusparen.
Mehrweg-Satzung der Stadt Essen findet auf dem Weihnachtsmarkt Anwendung
Die Stadt Essen hatte die Mehrwegsatzung bereits zum Beginn des vergangenen Jahres eingeführt. Für bereits angemeldete Veranstaltungen galt jedoch eine Karenzzeit, wie Röhrhoff erläutert. So auch auf dem Weihnachtsmarkt. Dort findet die Satzung deshalb in diesem Jahr zum ersten Mal Anwendung. Die Händler sind verpflichtet, auf Einweggeschirr zu verzichten.
Eine erste Bilanz der Budenbetreiber fällt durchwachsen aus. „Die Leute waren oft verunsichert, weil sie es nicht gewöhnt sind, für eine Currywurst zu zahlen und ihre Wurst am Stand zu verzehren, weil sie sich ihr Pfand zurückholen müssen“, berichtet Händler Oliver Müller, der seit Jahrzehnten auf dem Essener Weihnachtmarkt vertreten ist. Müller spricht von einem hohen Erklärungsbedarf.: „Das war sehr anstrengend.“ Auch wenn in der Regel jeder eingesehen habe, dass es besser sei, Müll zu vermeiden.
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Diese Erfahrung hat auch Ismael am Stand von „Pizza Pishi“ gemacht. „80 Prozent unserer Kunden finden Mehrweg gut, 20 Prozent finden es weniger gut“, so seine Einschätzung wenige Tage vor Ende des Budenzaubers.
Unstrittig ist: Die Einführung von Mehrweggeschirr bedeutet für die Budenbetreiber mehr Aufwand. „Wir brauchen mehr Personal. Personal, das wir nicht haben“, sagt Oliver Müller. Das Geschirr muss gespült werden, an Ort und Stelle oder von einem Spülservice, der das Geschirr abholt und zurückbringt. Auch das kostet. Seiner Einschätzung machen nur wenige Händler davon Gebrauch, sagt Müller.
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In der „Gourmet-Hütte“ läuft die Spülmaschine fast pausenlos, berichtet David Beck, der am Imbiss hinterm Tresen steht. Zwei Euro Pfand müssen Kunden fürs Mehrweggeschirr hinterlegen. Die EMG überlässt den Händlern, wie viel Pfand sie nehmen. In der „Gourmet Hütt‘n“ sind es 3,50 Euro. Astrid serviert Schnupfnudeln mit Schwarzwälder Schinken in Schälchen aus Porzellan. Das macht was her, das Auge isst schließlich mit. 2000 Schälchen hat die Händlerin angeschafft. Eine Portion Schnupfnudeln kostet 6,50 Euro, 50 Cent mehr als im vergangenen Jahr.
Händler müssen sich bei Vertragsabschluss in Essen verpflichten, bargeldloses Zahlen anzubieten
Der Mehraufwand will bezahlt werden, sagt Oliver Müller. Seiner Einschätzung nach haben sich viele Händler trotz der Einführung von Mehrweggeschirr mit Preiserhöhungen zurückgehalten. Aber: Allein Pfand zu verlangen bedeutet auch, dass Imbissbuden-Betreiber mehr Kleingeld bereithalten müssen. Essens Marketinggesellschaft aber möchte weg vom Münzgeld, hin zum bargeldlosen Bezahlen. Insbesondere Besucher aus dem Ausland seien es oft nicht gewöhnt, viel Bargeld dabei zu haben, sagt EMG-Chef Röhrhoff. Etwa Gäste aus den Niederlanden, woher der Essener Weihnachtsmarkt schon traditionell besonders viele Besucher begrüßt.
Händler, die mit der EMG einen neuen Vertrag über einen Stand auf dem Weihnachtsmarkt abschließen, müssen sich verpflichten, bargeldlose Bezahlung anzubieten. Nach und nach will die Marketinggesellschaft diesen Service dadurch ausbauen. Dafür, so betont Oliver Müller, müsse die EMG für eine „stabile Infrastruktur“ sorgen. Das kostenlose W-Lan auf dem Kennedyplatz sei zu langsam.
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