Essen. Von „Stumblin‘ In“ bis „Can the Can“: Die 74-Jährige hat nichts verlernt. Warum es neben vielen Erinnerungen auch ein bisschen Lebenshilfe gab.
Zwei Stunden gute, alte, handgemachte Rockmusik, ein paar Balladen, viele Erinnerungen und ein bisschen Lebenshilfe – all das bekamen die rund 1200 Gäste im fast voll besetzten Essener Traditionskino Lichtburg am Mittwochabend (11.12.) geboten. Die Fans erlebten einen grandiosen Konzertabend. Auf der Bühne: Suzi Quatro, die vor allem in den 1970er Jahren viele Chart-Erfolge feierte und damals Dauergast in der legendären Fernsehshow „Disco“ bei Ilja Richter war.
Aktuell läuft Quatros World Tour 2024. Natürlich sind die 50 Jahre weder an den Fans – der Altersdurchschnitt des Publikums lag geschätzt bei 70 –, noch an der Künstlerin spurlos vorübergegangen. Das bezieht sich bei der heute 74-Jährigen aber keineswegs auf die Stimme. Die nur 1,52 Meter große Sängerin, die aus einer amerikanischen Musikerfamilie stammt und in der Autostadt Detroit in Michigan aufgewachsen ist, röhrte mit ihrer markanten Stimme drauflos wie in alten Zeiten.
Rocklegende Suzi Quatro begeistert das Essener Publikum
Statt wie früher ganz in Leder, trat sie an diesem Abend im Jeans-Jumpsuit auf – der aus Leder sei gerissen, erklärt sie augenzwinkernd und wackelt mit dem Po in Richtung Publikum. Allzu viel hat sich nicht verändert im Laufe der Jahrzehnte: Suzi Quatro steht immer noch stark und breitbeinig auf der Bühne, reckt immer mal wieder die Faust hoch. Ihr Song „The Wild One“ ist Programm. Die 74 Jahre, mit denen sie ein bisschen kokettiert, nimmt man ihr tatsächlich nicht so recht ab, auch wenn man, wie einige Zuschauer im oberen Rang, zum Opernglas greift.
Der Nachteil der eigentlich schönen Konzertlocation: Das Publikum sitzt. Und würde doch viel lieber tanzen, statt nur mitzusingen und mitzuklatschen. Nicht aufzuspringen, fällt vielen bei Liedern wie „Tear me apart“ und „She‘s in love with you“ erkennbar schwer.
Erst nach der Pause fordert Quatro, deren Energie ansteckt, die Gäste auf, aufzustehen. Ihren ersten Nummer-1-Hit „Can the Can“ von 1973 wollte wohl auch niemand allen Ernstes im gemütlichen Kinoplüsch erleben.
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Quatro gibt sich nahbar, plaudert auf Englisch über ihre 60-jährige Karriere, von der Teenyband mit ihrer Schwester bis heute. Für all das sei sie sehr dankbar. Die Sängerin erzählt von ihrer Zusammenarbeit mit Musikern von Sweet und Slade, von ihrem Album, das sie mit ihrem Sohn zusammen aufgenommen hat, von ihren Geschwistern, die alle mehrere Instrumente spielen.
Suzi Quatro spielt neben ihren Hits auch neuere Stücke
Und dann fragt sie die Frauen im Publikum, wer sich schon mal in den falschen Mann verliebt hat, bevor sie „I sold me soul today“ vom 2021 erschienenen Album „The devil in me“ präsentiert. Viele Hände gehen in die Höhe, das schafft Aufmerksamkeit für die weniger bekannten Songs.
Die Fans feiern nicht nur die Sängerin selbst, sondern auch ihre achtköpfige Band. Die stellt Quatro ausführlich vor, lässt ihre Musiker und Background-Sängerinnen immer wieder bei Soloparts glänzen. Die 74-Jährige selbst liefert im zweiten Teil des Konzerts ein großartiges Basssolo beim Song „Glycerine Queen“ ab, greift zwischenzeitlich auch mal selbst am Schlagzeug zu den Drumsticks.
Sehr emotional wird es, als Suzi Quatro ihre Musiker hinter die Bühne schickt und sich ans Keyboard setzt. Die Ballade „Can I be your girl?“ widmet sie ihren verstorbenen Eltern, denen sie nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Karriere verdanke. Nicht fehlen darf natürlich „Stumblin‘ In“, das 1978 im Duett mit Smokie-Sänger Chris Norman ein Hit war und 2023/24 in der Version von Cyril erneut zum Chart-Erfolg wurde. Suzi Quatro, Dr. h.c. of Music der Uni Cambridge, spielt die Version des australischen DJs kurz an, um dann ihre eigene zu singen und das Publikum zum Jubeln zu bringen.
Sängerin will dem Essener Publikum eine Botschaft vermitteln
Mit ihrem Song „Shine a light“ von 2023 will die Sängerin eine ihr wichtige Botschaft vermitteln: Es sei jedermanns Pflicht, den Schalter für das Licht in sich zu finden, es anzuknipsen und zu verhindern, dass es irgendjemand löscht. Es sei wichtig, sich selbst zu lieben, gibt sie den Fans mit auf den Weg und leistet so ein bisschen Lebenshilfe.
Neben eigenen Titeln stehen Lieder von Neil Young und Creedence Clearwater Revival (Bad Moon Rising) an diesem Abend auf dem Programm. Nach „If you can‘t give me love“ endet das Konzert mit leisen Tönen, nämlich mit der Jeff-Beck-Version von „Desperado“. Die treuen Quatro-Fans haben sie genossen, diese emotionale Musikreise in die Vergangenheit.
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