Essen. Der Essener Politiker Peter Valerius wird auch heute wieder zum Nikolaus – und nimmt den Job ernst: Ab September rasiert er sich nicht mehr.

Ein Nikolaus, wie er im Buche steht: Mit weißem Rauschebart, rotem Mantel, Mitra auf dem Kopf und einem Krummstab steht Peter Valerius (68) in seinem Wohnzimmer und prüft, ob das Gewand für den diesjährigen Einsatz noch perfekt sitzt. Seine Ehefrau Evelyn Valerius (68) steht ihm zur Seite und hilft beim Ankleiden.

Sobald die Vorweihnachtszeit beginnt, holt der Bezirksbürgermeister von Bezirk 1 sein Nikolaus-Gewand aus dem Schrank. Der CDU-Politiker lässt seinen Bart eigens für diese Aufgabe bereits ab September wachsen – der Authentizität wegen – damit er pünktlich zum Nikolaustag, am 6. Dezember, die richtige Länge hat.

Essener Politiker möchte eine Botschaft transportieren

„Es kommt nicht selten vor, dass die Echtheit meines Bartes von Kindern oder auch Erwachsenen getestet wird. Vor meinen Besuchen als Nikolaus kämme ich den Bart auch noch einmal in Form, damit er fluffig ist“, erzählt Valerius mit einem Schmunzeln. Nachdem alles angezogen ist, legt er noch die weißen Handschuhe an, greift nach dem Bischofsstab und schaut zufrieden an sich herunter: „Der Stab kommt in die linke Hand, mit der rechten Hand wird gesegnet.“

So sieht der Essener Bezirksbürgermeister Peter Valerius ohne Nikolaus-Kostüm aus.
So sieht der Essener Bezirksbürgermeister Peter Valerius ohne Nikolaus-Kostüm aus. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Spätestens in diesem Moment wird deutlich: Für Peter Valerius ist der Auftritt als Nikolaus weit mehr als bloße Inszenierung – er verfolgt eine wichtige Botschaft: „Ich möchte den Menschen, denen ich als Nikolaus begegne, ein gutes Gefühl geben und mit meinen Besuchen ausschließlich Freude bringen. Vor allem für Kinder soll eine positive Erinnerung an den Nikolaus geschaffen werden.“

Seit 2010 wird der Essener Bezirksbürgermeister zum Nikolaus

Außerdem wolle er das „negative Image“ des bösen Nikolaus, der mit Kindern schimpft, die nicht lieb waren, aus der Welt schaffen. Stattdessen, so erklärt Valerius, erzähle er während seines Auftrittes die Geschichte der „Wundersamen Kornvermehrung“, verteile Schoko-Nikoläuse und schaue dabei in strahlende Kinderaugen.

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Seit 2010 schlüpft er jedes Jahr zwischen dem 5. und 11. Dezember in die Rolle des Nikolaus und besucht unter anderem Schulen, Kindertagesstätten, Jugendeinrichtungen und Seniorenzentren: „Ich absolviere jedes Jahr rund zwölf Termine als Nikolaus. Die meisten Besuche mache ich am 5. und 6. Dezember. Auch dem Oberbürgermeister statte ich immer einen Besuch im Rathaus ab.“

Bei der Jugendhilfe Essen und beim Essener Sportbund tätig gewesen

Der pensionierte Betriebsfachwirt, der sich aktuell in seiner vierten Amtsperiode als Bezirksbürgermeister von Bezirk 1 befindet, war zunächst in einem Baubetrieb tätig, anschließend bei der Jugendhilfe Essen und schließlich, bis zu seinem Renteneintritt, beim Essener Sportbund. Seine Rolle als Nikolaus übernahm er jedoch schon einige Jahre zuvor – genauer gesagt im Jahr 2010: „Ich war damals für die Jugendhilfe Essen tätig und benötigte das Nikolausgewand, welches eigentlich für die Kolpingsfamilie gedacht war, in der ich seit vielen Jahren aktiv bin. Das Gewand wurde bei der Jugendhilfe für mich aufbereitet, und als Dankeschön trat ich dort als Nikolaus auf“, erinnert sich Valerius.

Aus Essener Politiker wird der Nikolaus: Video

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Alles Weitere habe sich dann von selbst entwickelt: „Ich habe über viele Jahre hinweg den Nikolaus-Cup, ein Fußballturnier der Jugendhilfe Essen, als Nikolaus begleitet. Dort stand ich in voller Montur als Torwart im Tor.“ In den folgenden Jahren habe es weitere Anfragen von verschiedensten Einrichtungen gegeben, so Valerius.

Politiker besucht als Nikolaus Essener Schulen und Kindergärten

Der Vater von zwei Töchtern und Großvater von vier Enkelkindern besuche ebenfalls die Schulen und Kindertagesstätten seiner Enkel als Nikolaus, wobei es schon zu mancher amüsanten Situation gekommen sei: „Nach meinem Besuch fragte eine Lehrerin meinen Enkel, ob ich ein Kissen unter meiner Nikolaus-Albe trage. Stolz erklärte dieser daraufhin, dass der Bauch echt sei – alles Natur“, erzählt Valerius lachend.

Ehefrau Evelyn Valerius unterstützt das Engagement ihres Mannes mit Begeisterung: „Frau Nikolaus kümmert sich um die Wäschepflege. Ich wasche alle Teile, die gewaschen werden dürfen und habe schon das ein oder andere Mal etwas geflickt.“

Nikolaus-Bart: „Der kommt direkt danach ab“

Es seien neben den Kindern vor allem ältere Menschen, die der Bezirksbürgermeister mit seinem Besuch berühre, wie er erzählt: „Bei vielen älteren Leuten kann ich Kindheitserinnerungen wecken, über die sie sich sehr freuen. Manche haben auch in der Kindheit schlechte Erfahrungen mit dem Nikolaus gemacht und können diese noch im hohen Alter in positive Erfahrungen umwandeln.“

Für den Christdemokraten seien diese Begegnungen mit den Menschen der Antrieb, jedes Jahr aufs Neue wieder in das Nikolaus-Gewand zu steigen und zu seinen Besuchen loszuziehen. Und der Bart? „Der kommt direkt danach ab und ich genieße es, wenn wieder mehr Luft an die Haut kommt. Bis zum nächsten September, wenn er wieder wachsen darf.“

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