Essen. Der Essener Peter Valerius will sich als neuer Bezirksbürgermeister für Sacharbeit stark machen und politische Grabenkämpfe vermeiden.

Die politische Arbeit der Bezirksvertretung I kennt er aus dem Effeff. Nicht nur, dass er dem Gremium im Bezirk I seit 36 Jahren angehört - ohne Unterbrechung war Peter Valerius auch schon drei Amtsperioden lang Bezirksbürgermeister, von 1999 bis 2014. Nun ist er es erneut und kann auf eine breite Unterstützung setzen. Seine Wahl erfolgte in der konstituierenden Sitzung ohne Gegenstimmen.

Über Beschwerden von Anwohnern des Eltingplatzes sprechen

Auf eine Bedenkzeit verzichtete der gelernte Industriekaufmann, als die CDU-Fraktion, deren Vorsitz er in den vergangenen sechs Jahren innehatte, fragte, ob er nun ein weiteres Mal für den Spitzenposten zur Verfügung stehe. Die Aufgabe hatte Valerius auch früher schon gern übernommen, weil er sich an vorderster Stelle für die Belange der Menschen in den Stadtteilen einsetzen möchte.

Dass er schließlich breite Unterstützung fand, die Stimmen aus den Reihen von Grünen, SPD als auch von der FDP und der EBB kamen, wie der Christdemokrat schildert, dafür dürften wohl vor allem zwei Gründe ausschlaggebend gewesen sein. Zunächst kann er auf Erfahrung bauen wie kaum ein anderer in dem Gremium, des Weiteren gilt er als Politiker, dem an einem Ausgleich von Interessen über Parteigrenzen hinweg gelegen ist. Gerade eine Bezirksvertretung sei nicht der Platz, um politische Grabenkämpfe auszufechten, betont der CDU-Mann.

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Wie er seine Arbeit versteht, zeigt eine kleine Episode direkt nach der Wahl: Die Sitzung war eigentlich schon beendet, als er die Fraktionen von CDU, Grüne und SPD bat, doch noch einen Moment zu bleiben. Sie hatten sich im Vorfeld darauf verständigt, dieses Mal keine Koalitionen zu bilden. Von Anwohnern des Eltingplatzes hätten ihn Beschwerden erreicht, berichtete er. „Das Areal soll formschön gestaltet werden, aber die Anlieger befürchten, dass der Charakter des Platzes als Treffpunkt verloren geht.“ Darüber müsse man dringend sprechen, so Valerius vor versammelter Runde und möglichst schnell mit den Bürgern einen Termin vereinbaren.

Fraktionen in der Bezirksvertretung I verzichten auf Koalitionsverträge

Zwei Stellvertreter gewählt

Peter Valerius, verheiratet, ist gebürtiger Essener, lebt in Frillendorf, hat zwei Kinder und drei Enkelkinder.

Lange Jahre war er Vorsitzender der Kolpingfamilie in Frilldendorf, hat das Amt aber in Frühjahr abgegeben.

Bei der Kommunalwahl erhielt die CDU mit 29,28 Prozent die meisten Stimmen, auf Platz 2 landeten die Grünen mit 25,43 Prozent und dahinter folgte die SPD mit 19,58 Prozent.

Die Sitzverteilung in der 19-köpfigen Bezirksvertretung: CDU: 5, Grüne: 5, SPD: 4, Linke: 1, EBB-FW: 1, FDP: 1, Die Partei: 1, AfD: 1.

Zu stellvertretenden Bürgermeistern wurden Marion Buschkönig (Grüne) und Stefan Pfeifer (SPD) gewählt.

Zum Bezirk I gehören Stadtkern, Ostviertel, Nordviertel, Südviertel, Westviertel, Südostviertel, Huttrop, Frillendorf.

Gehöre es sonst gern zum Geschäft, dass Parteien versuchten, politisches Kapital aus einem solchen Zoff zu schlagen und ihr eigenes Süppchen zu kochen, würden in der Bezirksvertretung andere Vorzeichen gelten. Schon in der kurzen Besprechung habe sich gezeigt, dass die drei Fraktionen sich einig seien und die Kritik der Anwohner offensichtlich ihre Berechtigung habe, sagt Valerius. Der Eltingplatz stehe als ein Beispiel für viele, die deutlich machten, dass man nicht zwingend Koalitionsverträge brauche. In der Sache seien sich die Parteien in aller Regel einig, denn „wir alle suchen nach der besten Lösung für die Bürger“. Solch ein Satz klingt sehr stark nach jemanden, der das Teamspiel hochhält. Früher hat Valerius viel Fußball gespielt, heute sorgt er in seinem Hobby als Schiedsrichter für Betriebssport dafür, dass die Regeln auf dem Platz auch eingehalten werden.

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Beruflich nähert sich Peter Valerius mit Riesenschritten der Rente. Ende November ist beim Essener Sportbund endgültig Schluss. 15 Jahre war er für ihn tätig, hat sich unter anderem um Projekte für junge Leute gekümmert, nachdem er lange Zeit vorher als Projektleiter in der Baubranche tätig war.

Geschicke lenken steht auch jetzt wieder in der Bezirksvertretung an. Und es gibt, wie Valerius erklärt, eine Menge zu erledigen, die Liste der Aufgaben sei lang. Zu den drängendsten Problemen gehöre aktuell der Zustand mancher Friedhofe. Die Begräbnisstätte in Frillendorf oder genauer gesagt die dortigen Toilettenanlagen, der jüdische Friedhof im Nordviertel stehen ganz oben auf der Agenda. Anfang des neuen Jahres werde sich die Bezirksvertretung alle fünf Anlagen im Bezirk I ansehen und sich um erforderliche Instandsetzungen kümmern. Auf einer weiteren Tour wolle man sich die Schulen anschauen, für 15 sei das Gremium immerhin zuständig, Grund- und Förderschulen sowie eine Hauptschule. Zudem werde man sich mit dem Thema Verkehrsberuhigung im Südviertel befassen und auch noch mal genauer analysieren, welche Gründe zur geringen Wahlbeteiligung im Norden des Bezirks geführt haben.

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Valerius selbst möchte darüber hinaus auch eigene Akzente setzen und hat dabei vor allem den Radschnellweg von Duisburg nach Dortmund im Blick. Hier will er sich dafür einsetzen, dass schon mal einzelne Abschnitte fertiggestellt werden. Wenn man erst abwarten wolle, bis alle Pläne für die gesamte Verbindung entworfen seien, gehe zu viel Zeit ins Land.

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