Essen-Katernberg. Nach dem verheerenden Feuer stand das Restaurant vor dem Aus. Wie die Betreiber Rückschlägen trotzen und was Gäste im neuen Lokal erwartet.
Das „Abseits“ hat wieder geöffnet. Nach dem Brand im Gebäude des alten Restaurants in Essen-Schonnebeck haben die Betreiber ihr Restaurant an anderer Stelle wieder aufgemacht.
Auch im neuen Lokal setzt das Ehepaar Rihovski auf eine kulinarische Mischung aus deutscher, osteuropäischer und amerikanischer Küche. Für die Betreiber ist die Eröffnung das Ergebnis harter Arbeit und eines großen Zusammenhalts. „Ohne die ganze Unterstützung hätten wir das niemals hinbekommen.“ Ein Satz, den die Rihovskis immer wieder sagen.
Neue Technik soll im Katernberger Restaurant auch Bestellungen erleichtern
Eugen Rihovski sitzt an einem Holztisch im hinteren Teil des Restaurants. Der Laptop ist aufgeklappt, daneben liegt die neue Speisekarte. Er tippt auf die Tastatur des Computers und schaut immer wieder zu seiner Frau Tatjana. „Wir müssen hier noch die ganze Technik einstellen“, sagt Eugen Rihovski. Bestellungen soll die Bedienung künftig über ein Tablet direkt ins System übertragen. Das soll ihr die Arbeit auch erleichtern. „Wenn zum Beispiel ein Schnitzel bestellt wird, soll auf dem Bildschirm direkt nach Pommes, Mayo und Ketchup gefragt werden.“
Nicht nur die Technik, auch das Team ist neu zusammengestellt worden. Besonders in der Küche habe sich viel getan, so die Betreiber. In der alten Lokalität sei noch viel über offenem Feuer vorgekocht worden. Das würde jetzt nicht mehr so einfach gehen. „Mir hat mal ein Freund gesagt: Du musst nicht die Küche an die Speisekarte anpassen, sondern die Speisekarte an die Küche. Er hat recht“, sagt Eugen Rihovski.
Er erinnert sich noch gut an Zeit nach dem Brand: „Ich bin jeden Tag zum Haus gefahren, um zu sehen, ob ich doch wieder rein kann. Natürlich war das Blödsinn, aber ich habe es irgendwie einfach gehofft“, erinnert sich der Gastronom. Diese Zeit sei eine große Belastung für die Familie gewesen. Das Geld sei knapp gewesen. Mit der Versicherung befindet sich Rihovski aktuell noch in einem Rechtsstreit. Der finanzielle Schaden belaufe sich auf circa 150.000 Euro.
Viele Gäste und Freunde halfen nach dem Brand im Essener „Abseits“ mit Spenden
- Knöllchen-Rekord: Blitzer lassen Essens Stadtkasse klingeln
- Thomas Stauder über RWE: „Das Stadion ist ein magischer Ort“
- Parkleuchten in Essen: Was Gruga-Besucher 2025 erwartet
- Von Dieter Bohlen bis Till Brönner: Diese Events plant Essen 2025
- Hund Robert hat fast sein ganzes Leben im Tierheim verbracht
„Wir müssen dabei aber auch immer bedenken, dass in den anderen Etagen im Haus auch noch andere Menschen gewohnt haben. Die haben persönliche Gegenstände, wie zum Beispiel Fotos, für immer verloren. Bei uns war es ‚nur‘ ein Restaurant.“ Das sie allerdings schließen mussten. Denn schnell war klar: Das Haus muss abgerissen werden.
Viel Zeit zum Verschnaufen habe es für sie nicht gegeben, erzählen die Rihovskis. Es musste schnell eine neue Einkommensquelle her: „Ich wurde in das Jobcenter gerufen. Mir wurde dann auch relativ schnell ein Job in einer anderen Gastronomie angeboten. Für mich war aber immer klar, dass ich zurück in meinen eigenen Laden möchte“, so Eugen Rihovski.
Nach dem Brand seien 3500 Euro an Spenden eingegangen. Mit diesem Geld hätten sie den neuen Fußboden bezahlt. Freunde, Verwandte, die Stauder-Privatbrauerei und vor allem Kunden hätten sich nach dem Brand zusammen getan, um zu helfen. „Die Menschen haben mit angepackt und Sachen hin und her geschleppt. Was die Leute alles für uns gemacht haben, hat mich umgehauen!“
„Für mich war aber immer klar, dass ich zurück in meinen eigenen Laden möchte.“
Vier Tage vor der offiziellen Eröffnung des neuen Restaurants habe sich das Ehepaar bei den Helfern mit einer Aktion bedankt. Über hundert Gäste konnten bei diesem sogenannten „soft opening“ kostenlos essen und trinken.
Als Rihovski die Geschehnisse noch einmal Revue passieren lässt, wird er kurz nachdenklich und hält inne: „Irgendwie ist es schade, dass man erst nach so einer Sache sieht, wie viele Menschen hinter einem stehen.“
Stammgäste wollten ihr Essener Lieblingslokal nicht verlieren
- Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!
Jenny und Lars Enders gehen schon seit vielen Jahren regelmäßig im Abseits essen. Sie wohnen direkt gegenüber dem alten Restaurant-Standort. „Die Küche ist gut. War sie auch schon damals. Das Restaurant galt lange als Geheimtipp“, erinnert sich Jenny Enders. Auf die Frage nach dem besten Gericht im Restaurant haben beide eine deutliche Meinung: „Schaschlik!“
Lars Enders habe nach dem Brand zu den Spendern gehört: „Es sollte einfach nicht zu Ende sein mit Restaurant. Das Feuer war ja vor allem nicht selbst verschuldet.“
Ein paar Tische weiter sitzen zwei weitere Gäste. Auch sie haben damals geholfen. Mit seiner Möbelmanufaktur hat Mike Ebing einen Transporter organisiert. So konnten die Gegenstände aus dem abgebrannten Haus weggebracht werden. Immer wieder sei er privat und mit seiner Firma im „Abseits“ zu Gast gewesen. „Wir wollten die lokale Gastronomie mit unseren Ressourcen unterstützen“, sagt der 57-Jährige. Neben ihm sitzt Nathalie Becker. Auch sie geht gerne ins „Abseits“. „Es gibt nicht mehr viele kleine und gute Gastronomien. Man schmeckt hier einfach, dass das Essen selbst gemacht wurde.“
Video: So sieht es im neuen „Abseits“ in Essen aus
[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]