Essen. Lungenkrebs ist aggressiv und endet oft tödlich. Nun forscht die Ruhrlandklinik zu einer zuverlässigen Früherkennung: Die könnte Leben retten.
Lungenkrebs ist so tödlich wie tückisch: Lange Zeit kann er Betroffenen verborgen bleiben, weil sie keine Schmerzen spüren. Treten dann Symptome wie Luftnot und Husten auf, ist der Tumor meist schon groß – und der Behandlungserfolg entsprechend klein. „Eine Heilung ist in der Regel nicht mehr möglich“, sagt Prof. Dr. Christian Taube, Direktor der Ruhrlandklinik der Uniklinik Essen. Dort sucht man nun Raucher und Raucherinnen für eine Studie zur Früherkennung von Lungenkrebs.
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Erste Studien haben den Erfolg von Kontrolluntersuchungen bereits gezeigt: Wer stark raucht und auf die 60 zugeht, profitiert davon, wenn regelmäßig eine Computertomografie (CT) seiner Lunge gemacht wird. Krebs wird so schneller entdeckt und kann besser behandelt werden. „Früherkennung rettet Leben“, lautet die Formel. Jetzt wollen Taube und die anderen beteiligten Wissenschaftler der internationalen Studie herausfinden, wie ein sinnvolles Behandlungs-Intervall aussehen sollte.
500 Raucher und Raucherinnen für Studie gesucht
Muss man Risikopersonen, die 30 Jahre lang täglich eine Schachtel Zigaretten geraucht haben, jedes Jahr zum CT bitten? Oder würde man das Gros der Lungenkrebserkrankungen auch rechtzeitig entdecken, wenn die Zielgruppe mit den 30 „Pack-Years“ (Jahre mit der täglichen Schachtel) nur alle zwei Jahre zur Computertomografie käme? Das soll die Studie beantworten, für die insgesamt 12.000 Raucher untersucht werden sollen: in den Niederlanden, Spanien, Italien, Frankreich, in Heidelberg – und in Essen.
Die Ruhrlandklinik ist dabei einer der großen Partner: „Wir wollen 500 Studienteilnehmer beitragen“, sagt Prof. Taube. Viele hätten sich schon auf eine Zeitungsanzeige gemeldet, auf die ersten Hundert gehe man nun zu. Sie alle bekommen zum Start eine CT, die zeigt, wie gesund ihre Lunge aktuell ist.
Teilnehmer für Studie zu Lungenkrebs gesucht
Internationale Studien haben gezeigt, dass man Lungenkrebs viel früher entdeckt, wenn man Risikopersonen (starke Raucher) regelmäßig einer Computertomografie (CT) unterzieht. So wurde auch die Sterblichkeit bei Lungenkrebspatienten deutlich gesenkt. Deutschland und andere europäische Länder planen daher entsprechende Vorsorgeprogramme.
Die zwei Jahre laufende „4-in-the-Lung-Run“-Studie, an der die Ruhrlandklinik beteiligt ist, soll helfen, ein sinnvolles Vorsorge-Intervall zu finden. Dazu erhält die Hälfte der Teilnehmer jedes Jahr eine niedrig dosierte CT, die andere alle zwei Jahre.
Teilnehmen kann an der Studie, wer raucht oder das Rauchen vor weniger als zehn Jahren aufgegeben hat, 60 bis 79 Jahre alt und krankenversichert ist und noch nie Lungen-, Nieren-, Brust- oder schwarzen Hautkrebs hatte. Interessierte melden sich bei der Essener Ruhrlandklinik telefonisch unter 0201-433 4698 oder per E-Mail an: 4.in.the.lung.run@rlk.uk-essen.de
Infos auf: www.ruhrlandklinik.de/4ITLR
Zwei Jahre lang werden die Raucher beobachtet und befragt, bekommen entweder eine oder zwei weitere Computertomografien. Pluspunkt: Die Untersuchungen im Dienst der Forschung sind kostenlos, für Normalpatienten gibt es das bislang noch nicht: „In Deutschland ist das Lungen-Screening nicht etabliert und wird nicht von der Kasse übernommen“, erklärt Taube.
Immerhin hat das Bundesamt für Strahlenschutz der niedrig dosierten Computertomografie für Risikopersonen dieses Jahr seinen Segen erteilt: „Starke (ehemalige) Raucher und Raucherinnen können von einer Lungenkrebs-Früherkennung profitieren“, sagen die Strahlenexperten. Ob das Screening nun auch eine Kassenleistung wird, entscheidet der Gemeinsame Bundesausschuss, der dazu noch gut 14 Monate Zeit hat.
„Selbst wenn ein Teil der Lunge herausoperiert werden muss, erholen sich die Patienten gut und sind später in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit nicht eingeschränkt.“
„Das kommt auf jeden Fall für Raucher ab 60 Jahren mit 30 Pack-Years. Damit erreicht man den Großteil der Risikogruppe“, sagt Christian Taube. Die jetzt laufende Studie solle den Maßstab dafür setzen, in welchen Abständen die CT gemacht wird.
So oder so besteche das Screening dadurch, dass Betroffene nicht nur eine Diagnose erhalten – sondern eine Chance. Lungenkrebs ist bei Männern die häufigste Krebsart, an der die Betroffenen sterben, bei Frauen die zweithäufigste nach Brustkrebs. Er ist aggressiv, die Prognosen ungünstig. Ein gut zugeschnittenes Screening könnte hier einen Wandel bringen: Wird der Krebs entdeckt, wenn der Tumor noch klein ist und es keine Metastasen im Körper gibt, gebe es heute gute Behandlungsmöglichkeiten, sagt Prof. Taube.
Wird der Krebs früh entdeckt, kann meist noch operiert werden
„In einem frühen Stadium kann man häufig noch operieren. Dazu kommt seit einiger Zeit die Immuntherapie, die die Ergebnisse noch weiter verbessert hat.“ Das Westdeutsche Tumorzentrum (WTZ) der Uniklinik mache eine aufwendige Diagnostik, um die beste Therapie zusammenzustellen. „Selbst wenn ein Teil der Lunge herausoperiert werden muss, erholen sich die Patienten gut und sind später in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit nicht eingeschränkt.“
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Nach einer Heilung kehre der Krebs selten zurück – sofern der Patient auf das Rauchen verzichte. Das falle vielen schwer, auch wenn ihnen bewusst sei, dass der Nikotingenuss ihre Lebenserwartung verkürze. „Es ist eben eine Sucht. Selbst nach einem einschneidenden Ereignis wie einem Herzinfarkt oder einer Lungen-OP gelingt nur gut der Hälfte der Patienten, mit dem Rauchen aufzuhören.“
Für Nichtraucher ist das Lungenkrebsrisiko minimal
Die Ruhrlandklinik engagiert sich daher seit langem in der Prävention, lädt Schulen ein, ermuntert Jugendliche, erst gar nicht mit den Zigaretten anzufangen. Für Nichtraucher sei das Lungenkrebsrisiko minimal, gleiches gelte für schwere Lungenkrankheiten wie COPD. Auch wer viele Jahre stark geraucht habe, profitiere aber noch von einem Verzicht, betont Prof. Taube: „Das kann das Fortschreiten von Erkrankungen stoppen und hat viele positive Effekte auf den Gesamtorganismus.“
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