Essen. Essens Corona-Jahr 2021 im Rückblick: turbulenter Start des Impfzentrums, Ausgangssperre, ein ruhiger Sommer, neue Rekord-Inzidenzen im Herbst.

2021 ist Essens zweites Corona-Jahr, und erneut gibt es viel Auf und Ab. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt im Juni bei 6, Mitte Dezember dann bei 287,6 – neuer Rekord. In der Messe startet das Impfzentrum mit Turbulenzen; Handel, Friseure und Gastronomen klagen, nicht wenige geben auf. Schulen und Kitas schließen und öffnen wieder, Testzentren entstehen überall.

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Ende Januar steht das Impfzentrum in der Messe vor dem Start (begonnen wird am 8. Februar); die elektronische Termin-Vergabe der Kassenärztlichen Vereinigung beginnt chaotisch. Bürgerinnen und Bürger über 80 dürfen sich zuerst impfen lassen, doch Hunderte Senioren hängen in Warteschleifen und kommen im Internet nicht weiter.

Gleichzeitig wird eine erweiterte Maskenpflicht eingeführt für Bus und Bahn, Bahnhöfe und Geschäfte. Sie wird weitgehend klaglos akzeptiert, zeigen erste Umfragen. Die Inzidenz in Essen liegt zu diesem Zeitpunkt bei 123.

Corona in Essen: Kinderärzte warnen im Februar erstmals vor den Folgen

Im Februar senden Kinderärzte einen ersten und dramatischen Appell an den Oberbürgermeister: Sie berichten von massiven psychischen Schäden bei den jungen Bürgern, ganz zu schweigen von Gewichtszunahme und Rückschritten in der sprachlichen und motorischen Entwicklung. Man führt das im Wesentlichen auf die Schließungen von Schulen und Kitas zurück; dort kehrt man flächendeckend erst im Mai zum Normalbetrieb zurück. So lange gab es an den meisten Schulen nur „Wechselunterricht“ – also jeden zweiten Tag.

War von Februar bis September in Betrieb: das Impfzentrum in der Messe Essen.
War von Februar bis September in Betrieb: das Impfzentrum in der Messe Essen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Im März folgt dann das große Entsetzen bei Medizinern und Laien: Der Impfstoff „Astrazeneca“ wird für knapp 14 Tage bundesweit ausgesetzt; es gibt Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen. In Essen müssen deshalb 10.000 terminierte Impfungen verschoben werden. Gleichzeitig entstehen überall Test-Zentren, auch die Super- und Drogeriemärkte verkaufen ab sofort Schnelltests für den Privatgebrauch. In Essen entstehen rund 150 Stellen für einen kostenlosen Schnelltest. Ein Bochumer Anbieter, der in Essen unter anderem eine Teststelle auf dem Ikea-Parkplatz betreibt, schummelt jedoch kräftig bei den Zahlen, um abzukassieren. Die Verantwortlichen landen Anfang Dezember wegen millionenschweren Betrugs vor Gericht. Der Prozess läuft.

Rassismus-Vorwürfe gegen den Gesundheits-Dezernenten

Später im Frühjahr kann das Impfzentrum seine Kapazitäten erhöhen und ein neues Online-Terminvergabe-System einführen; jetzt läuft es rund. Essens Gesundheitsdezernent Peter Renzel muss sich unterdessen mit Rassismus-Vorwürfen herumschlagen, weil er berichtet, dass ein überproportional großer Anteil der Infizierten einen Migrationshintergrund hat. Die Zahlen steigen derweil weiter; die Bundesregierung führt die „Notbremse“ ein. Auch für Essen gilt ab Ende April eine Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr.

Erste Lockerungen zu Pfingsten: Die Außengastronomie darf wieder öffnen. Eine Szene aus dem Fritzpatrick’s Irish Pub in Rüttenscheid.
Erste Lockerungen zu Pfingsten: Die Außengastronomie darf wieder öffnen. Eine Szene aus dem Fritzpatrick’s Irish Pub in Rüttenscheid. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Die Maßnahmen zeigen Mitte Mai deutliche Wirkung – die Ausgangssperre wird aufgehoben, auch Geschäfte dürfen wieder öffnen. Später wird auch Gastronomen erlaubt, zumindest ihre Außenbereiche zu öffnen; Ende Mai kehrt so etwas wie Normalität ein in Essen. Im Handel fallen Test- und Terminpflicht weg, und Essen erlebt – bis Mitte August – einen ziemlich Corona freien Sommer. Im Juni fällt die Inzidenz auf 6; 29 von 50 Stadtteilen melden „Inzidenz null“.

Impfen in den Stadtteilen hat großen Erfolg

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Im Juli beginnt die Stadt damit, Impfaktionen in den Stadtteilen anzubieten – ein großer Erfolg, der lange anhalten wird. Im August steigen die Inzidenzwerte wieder deutlich - man vermutet: Es liegt an den Reiserückkehrern. Es steigen die Zahlen der Infektionen, aber – wenn auch langsam – jene der Geimpften. Es wird diskutiert über 3G und 2G, und im September ist das „Rü-Oktoberfest“ eine der ersten Veranstaltungen stadtweit, die auf 2G setzt. Das wird damals noch kontrovers diskutiert, weil wohl niemand ahnen kann, dass 2G wenige Wochen später auch für den Einzelhandel beschlossen wird.

Weihnachtsmarkt Essen 2021: Zutritt nur mit 2G und Maske erlaubt.
Weihnachtsmarkt Essen 2021: Zutritt nur mit 2G und Maske erlaubt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ende November startet der Weihnachtsmarkt in Essen noch mit 3G, sattelt dann aber wegen eines neuen Landes-Erlasses um auf 2G; Gleiches gilt für Restaurants und alles, was man in der Politik unter „Freizeitbereich“ versteht. Doch die Zahlen erreichen im Dezember einen neuen Rekordwert – gleichzeitig werden die ersten Fälle der Omikron-Variante registriert, die im Verdacht steht, noch viel ansteckender zu sein als die bisher bekannten Corona-Viren.