Essen. Das Oktoberfest in Essen wird nach der 2G-Regel gefeiert. Um die Veranstaltung in Rüttenscheid ist deswegen eine heftige Kontroverse entbrannt.
- Rü-Oktoberfest: Nur Geimpfte und Genesene sollen Eintritt erhalten, es gilt die 2G-Regel.
- Essens Ordnungsdezernent Christian Kromberg hält das Vorgehen für rechtens, der Veranstalter habe Hausrecht.
- Trotz der Ankündigung der 2G-Regel läuft der Kartenverkauf offenbar gut.
Um das Rü-Oktoberfest in Essen-Rüttenscheid ist eine heftige Kontroverse entbrannt, seit der Veranstalter bekanntgab, es gelte die 2G-Regel. Nur Geimpfte oder Genesene sollen Einlass erhalten. Negativ-Getestete müssen draußen bleiben.
Während Ordnungsdezernent Christian Kromberg die Handhabe als durchaus rechtmäßig ansieht, scheint der Ruf des Volksfestreigens nicht gelitten zu haben. Der Kartenverkauf für die neun zünftigen Abende in den Festzelten am Flughafen Essen/Mülheim läuft auf vollen Touren, zwei Samstage sind schon fast ausverkauft.
Essens Ordnungsdezernent rückt beim Rü-Oktoberfest das Hausrecht in den Fokus
Es handele sich, hebt der Dezernent hervor, um Feiern eines privaten Veranstalters. Der wiederum habe nun mal ein Hausrecht. Wenn Kritiker von 2G als Argument ins Feld führen, ein Ausschluss von einer großen Personengruppe widerspreche dem Diskriminierungsverbot, widerspricht Kromberg klar und deutlich. Das gebe der Gesetzestext nicht her. Die Leute würden keineswegs aufgrund personenbezogener Merkmale, wie Geschlecht, ethnischer Herkunft oder Religion benachteiligt. Folglich sei es vollkommen in Ordnung, wenn der Veranstalter festlege, dass nicht immunisierte Personen, die nach den neuen Coronaregeln sogar einen PCR-Test für private Tanzveranstaltungen vorlegen müssen, keinen Zutritt erhalten.
Der springende Punkt liege schließlich darin, so Kromberg, dass solche Tests, auch wenn sie ein hohes Maß an Verlässlichkeit haben, dennoch keine letzte Sicherheit bieten können. Würde ein Besucher mit negativem Test kurz nach der Feier dann doch an Corona erkranken, müsste man nach den geltenden Gesetzen mit allen Getesteten Kontakt aufnehmen und für sie Quarantäne verordnen. Das könnten im Zweifelsfall Tausende von Menschen sein. Zudem stelle sich die Frage, ob der Veranstalter auch unter Datenschutzaspekten registrieren dürfe, ob die Gäste getestet, genesen oder geimpft sind.
Oktoberfest soll seinen Charakter behalten
Wollte man auch nur im Ansatz versuchen, Kontakte unter den Besuchern nachzuverfolgen, müssten zumindest feste Plätze vorgeschrieben sein, an die sich die Gäste dann auch halten. Aber das widerspreche nun mal ganz und gar dem Charakter des Oktoberfestes, ebenso wenig ließen sich Abstandsregeln einhalten oder die Maskenpflicht. Das seien alles Vorgaben, die einem Oktoberfest, bei dem gesungen, getanzt und geschunkelt wird, entgegenstehen, so der Dezernent.
Veranstalter Ted Terdisch hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass das Oktoberfest genau so gefeiert werden solle, wie in all den Jahren zuvor. Würde er zudem Getestete zulassen, befürchtet der Organisator, dass das Fest ein Wackelkandidaten wäre. Man müsse befürchten, dann abhängig zu sein von Inzidenzwerten, ob nun bezogen auf Krankenhausbelegung oder Zahl der Infizierten.
Für die gesundheitliche Sicherheit der Besucher werde in hohem Maß Sorge getragen, so Terdisch, der ein Hygienekonzept entworfen hat. Unter anderem komme neue Technik zum Einsatz, die ermögliche, dass fünf Mal so viel Luft in den Zelten ausgetauscht wird wie früher. Zudem würden 60 Desinfektionssprüher aufgestellt und regelmäßig dafür gesorgt, Tische zu desinfizieren.
Das Risiko möglicher Impfdurchbrüche wird als gering angesehen
Sowohl Terdisch wie auch Kromberg wissen um die Gefahr, wonach auch die Geimpften das Virus in sich tragen könnten, bleiben aber bewusst gelassen. Nach dem jetzigen Stand der Erkenntnisse sind von solchen Impfdurchbrüchen meist Menschen in einem sehr hohen Alter oder mehrfach Erkrankte betroffen. Beide Gruppen „zählen nicht unbedingt zur Klientel“ der Oktoberfest-Besucher, meint der Dezernent.
Sei auch die Veranstaltung in Coronazeiten „nicht ganz unproblematisch“, gehe aber von dem Fest ein wichtiges Signal aus: Gewohntes und Beliebtes hat wieder eine Chance. Im Übrigen verstehe er auch so die neue Corona-Schutzverordnung, die offensichtlich darauf ausgelegt sei, wieder Normalität in den Alltag der Menschen zu bringen.
Kromberg vermutet, dass auch andere Veranstalter auf den Zug aufspringen und Getestete außen vor lassen, weil eben die gesamte Handhabe von Festen und Feiern dann deutlich einfacher sei. Mit der Pflicht des PCR-Tests werde es ohnehin für die Gäste komplizierter, da sie ihn schon mehrere Tage vorher erledigen müssen, um auch noch rechtzeitig das Ergebnis zu erhalten. Schließlich werde es auch teuer, denn ein solcher Test koste meist um die 70 Euro, die man in einem solchen Fall selbst bezahlen müsse.
Vorverkauf läuft auf vollen Touren
Als im März des vergangenen Jahres die Absage des Rü-Oktoberfestes erfolgte, war das Kartenkontingent zu gut einem Drittel verkauft (etwa 9000 Karten). Die Käufer erhielten daraufhin Gutscheine, die sie nun für die Auflage in 2021 einlösen konnten. 75 Prozent der Leute haben davon, so Veranstalter Ted Terdisch, Gebrauch gemacht. Die übrigen Karteninhaber haben die Möglichkeit, sich das Geld auszahlen zu lassen oder schon Karten für 2022 zu buchen.
Angesichts der 2G-Regel gab es für Ungeimpfte bis vor wenigen Tagen die Chance, ihre Karten für das bevorstehende Fest zurückzugeben. Das waren nach Angaben des Veranstalters rund 360 Kartenbesitzer. Um die Zahl einzuordnen: Zu den insgesamt neun Veranstaltungen kamen in den vergangenen Jahren jeweils über 30.000 Gäste.
Zwei Samstage, 25. September und 9. Oktober sind so gut wie ausgebucht, die anderen beiden, 18. September und stark 16. Oktober stark gebucht, bei einigen Freitagen liege die Nachfrage bei rund 50 Prozent. Die Veranstalter gehen allerdings davon aus, dass die Zahlen noch mal nach dem Auftakt am 17. September steigen.
Die sich stets ändernden Corona-Vorgaben sind längst zu einer enormen Herausforderung für die Organisatoren Sven Morsbach und Ted Terdisch geworden, die gemeinsam das Unternehmen BRT-Event betreiben. Ob es nun das Einlösen oder Auszahlen der Gutscheine anbelangt oder die Stornierung der Karten für 2021, das alles sei mit einem erheblichen logistischem Aufwand verbunden, so Terdisch.