Essen-Altenessen. Thomas Sterner hat sich in Altenessen einen Namen gemacht als Kämpfer gegen den Straßenmüll. Der Politik wirft er vor, zu oft folgenlos zu reden.

Sonntags schnappt sich Thomas Sterner einen Müllsack und eine Müllzange. Dann macht er sich auf dem Weg zum Bäcker und sammelt 35 Liter Verpackungen, leere Flaschen und zuletzt auch Spritzen. Vor einigen Jahren hatte er ein Konzept entwickelt, um der zunehmenden Vermüllung seines Stadtteils entgegenzuwirken.

Letztlich stimmte die Bezirksvertretung dagegen. „Ich bin desillusioniert“, sagt Sterner heute und meint damit nicht nur das Thema Vermüllung, sondern den Verfall seines Stadtteils insgesamt.



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„In Altenessen kriegt man keine vernünftige Bildung hin“


Er selbst ist in Altenessen aufgewachsen, hat an der Hövelschule das kleine Einmaleins gelernt und Ende der 90er-Jahre auch seine Tochter zu dieser Grundschule geschickt. „Da war ich hochzufrieden“, erklärt Sterner. In dem Stadtteil bleiben wollte seine Tochter später nicht. Wäre Sterner heute in der gleichen Situation würde er sein Kind nicht mehr in Altenessen zur Schule schicken. „Hier kriegt man keine vernünftige Bildung mehr hin.“


Untätig zusehen will der 53-Jährige aber auch nicht, wenn es um die Entwicklung Altenessens geht: Regelmäßig besucht er die Sitzungen der Bezirksvertretung, geht zur
Altenessen-Konferenz,
nimmt an den
Couch-Gesprächen des KD11/13
teil und meldet sich zu Wort, wenn es um die Entwicklung seiner Heimat geht. Sein Eindruck: „Es wird viel besprochen, aber es passiert viel zu wenig.“

Die Aussage des Bezirksbürgermeisters hält er für Schönfärberei


Die Politiker im Stadtteil hätten kein Rückgrat und würden schlicht und einfach nicht der Wahrheit ins Auge blicken wenn sie, wie etwa Klaus Hagen als stellvertretender Bezirksbürgermeister,
in unserer Schwerpunkt-Berichterstattung über Altenessen
, sagen: „In kaum einem anderen Stadtteil ist Integration und der Wille zum Zusammenhalt so lebendig.“ Auch
die Aussage des Bezirksbürgermeisters Hans-Wilhelm Zwiehoff,
dass es in Altenessen so schön sei, hält Thomas Sterner für Schönfärberei - besonders wenn er mit seinem Müllsack unterwegs ist. Sterner findet: „Wir brauchen Politiker mit Charisma, die fehlen hier im Stadtteil.“

Das, was getan wird empfindet er als Symptombekämpfung. Die Ursachen lägen in der Respektlosigkeit und der mangelnden Wertschätzung des Umfeldes vieler Altenessener. Zunächst müssten alle kräftig zur Kasse gebeten werden, die ihren Müll achtlos auf den Boden werfen. Warum sammelt er den Müll anderer Leute denn auf? „Ich will, dass es hier schön aussieht.“

Wegziehen will Sterner nicht - er ist zu sehr verbunden mit Altenessen


Und er will auch nicht wegziehen,
wie es FDP-Politiker Thomas Spilker rät
. Zu sehr verbunden ist er mit Altenessen. „Ich kann mir nicht vorstellen, noch mal woanders ganz neu anzufangen.“ Der Leidensdruck sei vermutlich immer noch nicht groß genug. Einige seien zu bequem, um wegzuziehen, andere sind durch Eigentum gebunden. Denn, wer sein Wohneigentum in Altenessen verkauft, wird in den meisten Fällen danach keinen prall gefüllten Geldbeutel vorweisen können.

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