Essen. Die Eigentümer des Overbeck-Hauses in Essen stellen die komplette historische Schaufensterfront wieder her. Auch dahinter tut sich Neues.

Die Bauarbeiten am Overbeck-Haus auf der Kettwiger Straße in Essen deuten schon auf die Veränderung hin: Das Luxus-Juweliergeschäft Mauer nebenan im ehemaligen Café erweitert seine Verkaufsfläche. Dafür werden die beiden Ladenflächen daneben zusammengelegt und bieten künftig Platz für das neue Verkaufskonzept „Loft by Mauer“ – ein modernes Ambiente mit Industrie-Design. Ende März 2022 ist die Eröffnung geplant.

Für das Unternehmer-Ehepaar Petra und Andreas Mauer eröffnete sich mit dem Auszug der beiden bisherigen Geschäfte noch eine weitere Chance, die sie schon lange ins Auge gefasst hatten: Mit dem Umbau der Ladenflächen komplettieren sie auch die Außenfassade nach dem historischen Vorbild des Hauses. „Wir stellen sie wieder in dem Zustand von 1955 her“, sagt Petra Mauer. „Das war schon unser Wunsch, als wir das Haus 2015 erworben hatten.“

Eine Aufnahme des Café Overbeck an der Kettwiger Straße in den Jahren 1950er Jahren. Neben dem Café waren damals noch ein Bekleidungsgeschäft und ein Kaffee-Laden in dem Gebäude ansässig.
Eine Aufnahme des Café Overbeck an der Kettwiger Straße in den Jahren 1950er Jahren. Neben dem Café waren damals noch ein Bekleidungsgeschäft und ein Kaffee-Laden in dem Gebäude ansässig. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Mauers haben bereits das denkmalgeschützte ehemalige Café wieder liebevoll und detailgerecht saniert und es somit behutsam in die Moderne gehoben und dabei trotzdem den alten Charme des Hauses erhalten. In den beiden nebenstehenden Läden sei zwar im Inneren nichts Historisches mehr erhalten, sagt Petra Mauer. Aber wenigstens die Schaufensterflächen und Eingangstüren, die im Laufe der Jahre stark verändert wurden, sollen wieder so hergestellt werden, wie sie 1955 der bekannte Kölner Architekt Wilhelm Köp entworfen hatte. Unter anderem hatte Köp, ebenfalls in den 1950er Jahren, das Blau-Gold-Haus für das Parfümunternehmen „4711“ ausgearbeitet.

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Das Besondere der Schaufensterfront im Overbeck-Haus ist ihre beschwingte Form, die im Gegensatz zur streng gegliederten Fassade des Gebäudes steht. Schon als die Mauers das Café zum Juweliergeschäft umbauten, war das eine Herausforderung gewesen. Schließlich mussten die allein schon wegen ihrer Form speziellen Fensteranlagen auch noch aus Panzerglas bestehen. Die gleichen Anforderungen gelten nun auch für die Erweiterung.

Schon die ehemaligen Räume des Café Overbeck haben die Eigentümer liebevoll saniert. Heute ist das Caféhaus ein Juweliergeschäft.
Schon die ehemaligen Räume des Café Overbeck haben die Eigentümer liebevoll saniert. Heute ist das Caféhaus ein Juweliergeschäft. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die fortgeschrittenen Bauarbeiten außen lassen mittlerweile das Gesamtbild erkennen. Der Sockel ist aufgemauert und mit schwarzen Fliesen verkleidet. Seit Donnerstag dieser Woche sind auch die Scheiben eingesetzt. Sie werden anschließend die messingfarbenen Metallbeschläge im 50er-Jahre-Stil bekommen. Auch die Markise wird dann bei schönem Wetter wieder die gesamte Fensterfront überspannen. Und die Leuchtreklame darüber in den Proportionen der früheren Werbeschrift gestaltet.

Im Inneren dagegen geht es modern zu. Die Wände sind bis auf die Ziegel freigelegt, ebenso alte Versorgungsleitungen. Andreas Mauer, der auf der Baustelle selbst mit Hand anlegt, zeigt auf die Baupläne. Da schwebt ein orangefarbenes U-Boot über einer pinkfarbenen Sitzlounge. An den Wänden stehen Vitrinen mit Bullaugen. „Alles eigens für uns gefertigt“, sagt Mauer.

Juwelier Mauer setzt mit neuem Laden auf junges Publikum

Das Erscheinungsbild steht im Gegensatz zum eher gediegenen Ambiente des bisherigen Ladens im ehemaligen Café. Ein bewusster Bruch. Denn in seinem Loft will Juwelier Mauer künftig vor allem das jüngere Publikum ansprechen. Das Sortiment wird daher aus Schmuck für die Zielgruppe und sportlichen Luxus-Uhren im Einstiegssegment bestehen. Unter anderem soll dort die Marke Tudor Platz finden.

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„Man muss sich heute unterscheiden“, sagt Andreas Mauer. Das gilt umso mehr, als auch die Konkurrenz in Essen gewachsen ist. Ende 2021 eröffnete ebenfalls auf der Kettwiger Straße der Luxus-Juwelier Brinkmann & Lange ein Ladengeschäft.

Die Mauers sind seit 36 Jahren in Essen und gehören damit zu den alteingesessenen Kaufmannsfamilien. Wenn mehr Eigentümer eine solche Wertschätzung für ihre Immobilie empfänden, dann würde die Kettwiger heute wohl ein anderes Bild abliefern. Petra Mauer aber bleibt in ihren Worten bescheiden: „Wir hoffen, dass wir andere damit anstecken können.“