Essen.. Das Juwelier-Ehepaar Mauer hat viele Details des Traditions-Cafés Overbeck in der Essener Innenstadt liebevoll erhalten und aufwendig restauriert.
Sie hatten versprochen, die historische Substanz zu erhalten – und die Juwelier-Unternehmer Petra und Andreas Mauer hielten Wort. Das Café Overbeck in der Essener Innenstadt, ein fast originales Kaffeehaus-Juwel aus dem Jahr 1955, ist trotz der neuen Nutzung als Uhren- und Schmuckgeschäft so denkmalgerecht erhalten, wie es sich Denkmalpfleger unter den gegebenen Umständen nur wünschen können. Und zwar innen wie außen. „Es war eine Herzensangelegenheit für uns, und hat richtig Spaß gemacht“, sagt Petra Mauer, als sie die WAZ durch die nahezu fertigen Räume führte.
Schon auf den ersten Blick sieht man das Herzstück des Overbeck-Hauses, das eigenwillige, elegante Treppenhaus mit den zeittypisch filigranen Geländer. Früher erschloss es die verschiedenen Ebenen des Cafés, heute geht’s in die Abteilungen eines Juweliergeschäfts.
Zahllose Details haben die neuen Eigentümer erhalten, und wo nötig teils aufwändig restauriert: den Mosaik-Boden, die Garderoben-Gitter, die herrlich konservative, neu angefertigte Lilien-Tapete und allen voran die verschiedenen Original-Lampen. Es beginnt mit den Deckenröhren im Empfangsraum über der früheren Kuchentheke, geht weiter über einen prachtvollen Leuchter und hört bei den typischen Tütenlampen an den Wänden noch lange nicht auf. Selbst unverhoffte Entdeckungen gab es. „Als wir an einer Lampe vermeintliche Messing-Teile reinigen wollen, stellte sich heraus, dass sie aus Porzellan waren“, erzählt Petra Mauer. Eine Kostbarkeit, die einen gebührenden Platz erhalten hat.
Mehr als der Denkmalschutz forderte
Wo es nichts Originales mehr gab, haben die Mauers manches in der eigenen Werkstatt nachgebaut, etwa Wandfriese mit dem Blumenmotiv, das der Innenarchitekt der 1950er Jahre als prägendes Gestaltungsdetail im ganzen Café verteilt hatte.
Aber die Mauers haben weit mehr gemacht als der Denkmalschutz forderte, und da beginnt dann die reine Liebhaberei. Im Keller wurde beispielsweise der mächtige Motor der alten Klimaanlage erhalten, den die Essener Maschinenfabrik Wilhelm Scheller hier einst installierte und der noch bis vor kurzem seinen Dienst tat – allerdings zu horrenden Energiekosten.
Ein pittoreskes Detail ist eine enge Kabine, wo eine Telefonistin einst im Keller Bestellungen entgegennahm und die zwischenzeitlich einen Wickeltisch beherbergte. Auch hier ist (fast) alles wieder wie früher, inklusive eines schwarzen Wandtelefons mit Wählscheibe. „Man merkt einfach, dass sie das Haus lieben“, bemerkte jüngst Essens Chef-Denkmalschützerin Petra Beckers erfreut.
Alter Overbeck-Schriftzug wurde restauriert
Eine besondere Herausforderung waren die Außenscheiben. „Natürlich hat ein Juweliergeschäft andere Anforderungen an die Sicherheit als ein Café“, so Petra Mauer. Dennoch sollten die charakteristischen, teils gerundeten, fast bodentiefen Fenster erhalten bleiben. Also kopierte man das alte Aussehen aufwendig mit teurem Panzerglas. Selbst der alte Overbeck-Schriftzug wurde restauriert und ist jetzt ganz oben am Flachdach des Hauses angebracht. In einer „historischen Ecke“ gibt es Fotos, wie es früher aussah, und hier sieht man schön, wie vieles in die neue Zeit gerettet wurde. Kosten für all das? Darüber möchten die Mauers, die vorher am Willy-Brandt-Platz ihr Geschäft hatten, nichts sagen. Billig war es garantiert nicht.
In ein Geschäft kann man nicht ähnlich unbefangen hineinlaufen wie in ein Café. Doch die Mauers sind nicht kleinlich, wenn jemand Interesse zeigt. „Als neulich zwei alte Overbeck-Kundinnen fragten, ob sie sich umschauen dürften, haben wir ihnen gerne alles gezeigt.“ Etwas Wehmut kam auf, denn auch Petra Mauer findet, dass ein Café wie Overbeck nun leider in der Innenstadt fehlt. Doch die langjährigen Besitzer, darüber ist oft berichtet worden, sahen keine Chance mehr, wirtschaftlich zu arbeiten.
Immerhin gab’s für die Damen noch einen Kaffee zum Abschluss. Fast wie früher.