Essen. Der Juwelier Brinckmann & Lange hat in der Innenstadt ein Geschäft eröffnet. Was den Händler nach Essen zog und auf welche Kundschaft er setzt.

Das Signal für die zuletzt arg gebeutelte Innenstadt könnte kaum stärker sein: Der Luxus-Juwelier Brinckmann & Lange hat seine neue Boutique auf der Kettwiger Straße 42 eröffnet. Lange Zeit schien es, als wäre der qualitativ hochwertige Handel in der Essener Innenstadt vor allem eines: auf dem Rückzug. Doch mit der neuen Juweliers-Kette in der ehemaligen Douglas-Filiale gewinnt die Einkaufsmeile zweifelsohne an Niveau.

Brinckmann & Lange gehört zur Hagener „Christ Juweliere und Uhrmacher seit 1863 GmbH“, die mit der Marke im Jahr 2019 ins Luxus-Segment vorstieß. Neben Läden in Frankfurt, Leipzig und Stuttgart ist Essen nun die sechste Boutique – noch dazu mit 350 Quadratmetern Verkaufsfläche die bislang größte. Was aus Sicht von Arthur Oesterle, Chef von Brinckmann & Lange, zeigt: „Wir sehen in Essen Potenzial.“ Dabei macht er kein Hehl daraus, dass man vor allem auf die kaufkräftige Kundschaft aus dem Essener Süden und den umliegenden Städten zielt.

Brinckmann & Lange will Beitrag zur Belebung der Innenstadt leisten

Dass Brinckmann & Lange dennoch keinen Laden in Rüttenscheid oder Bredeney ins Auge gefasst hat, hat vor allem mit dem Konzept zu tun. Ein qualitativ hochwertiges Umfeld sei zwar nicht unwichtig, aber „wir brauchen auch Frequenz“, beschreibt Oesterle die Balance, um die es bei der Suche nach neuen Standorten geht. Im unteren Teil der Kettwiger Straße, der sich zuletzt mit der Neueröffnung von Anson’s oder WMF positiv entwickelt hat, sieht Oesterle diese Balance durchaus gegeben.

Dennoch hat die Kettwiger Straße nicht erst seit Corona als Besuchermagnet eingebüßt. Die Passantenfrequenzen sinken seit Jahren. Eine Entwicklung, die freilich auch Brinckmann & Lange bei der Analyse des Standortes nicht verborgen geblieben ist. „Das sind Herausforderungen, die viele Städte haben, nicht nur Essen. Das heißt aber nicht, dass sich daran nichts ändern ließe. Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten“, betont Oesterle.

Brinckmann & Lange will sich mit einem modernen und vor allem offenen Konzept von der Konkurrenz unterscheiden. „Bei uns muss man nicht klingeln, muss durch keine Schleuse gehen. Man wird auch nicht gemustert, wenn man den Laden betritt. Wir wollen offen und nahbar sein“, sagt Oesterle.

Arthur Oesterle, Chef des Juweliers Brinckmann & Lange, und Tanja Wieder, Area Sales Managerin, präsentieren die neue Boutique in der Kettwiger Straße in Essen.
Arthur Oesterle, Chef des Juweliers Brinckmann & Lange, und Tanja Wieder, Area Sales Managerin, präsentieren die neue Boutique in der Kettwiger Straße in Essen. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Gerade bei der jüngeren Kundschaft komme dies gut an, meint er. Und auf diese zielt das Unternehmen vornehmlich. Der klassische Kunde bzw. die Kundin ist zwischen 20 und 45 Jahren und ist gewillt, durchaus 6000, 7000 Euro und auch mehr für eine Uhr auszugeben. Zum Sortiment des Luxus-Juweliers gehören neben Schmuck vor allem bekannte und teure Uhrenmarken wie Tudor, Omega, Panerai, IWC, Cartier oder Glashütte. Dass es gerade bei Männern einen Trend dahin gibt, mehr als nur eine teure Uhr zu besitzen und diese je nach Anlass und Kleidungsstil zu tragen, kommt dabei auch Brinckmann & Lange zugute.

Brinckmann & Lange schließt langfristigen Mietvertrag

Der Laden ist in edlen Grau-, Braun- und Petroltönen gehalten. Stuckleisten zieren die Wände. Einen mittleren einstelligen Millionenbetrag hat der Juwelier in Essen investiert und ist gewillt, durchaus lange in Essen zu bleiben. Der Mietvertrag mit dem Bistum als Eigentümer der Immobilie läuft über zehn Jahre. Das ist heute eher ungewöhnlich, setzen doch viele Händler mittlerweile auf kürzer laufende Verträge. „Wenn man so viel investiert, dann bleibt man nicht nur zwei, drei Jahre“, betont Oesterle jedoch.

Mit den ersten Verkaufstagen in Essen ist der Chef zufrieden, zumal der Start etwas improvisiert lief. So sind die Auslagen zur Kettwiger hin noch mit großformatigen Werbepostern verhüllt, drinnen fehlen die Lounge und der Kamin und auch der Ladenbau ist noch nicht ganz abgeschlossen. „Da sind wir Opfer der allgemeinen Lieferprobleme geworden.“ Dennoch wollte das Unternehmen das für einen Juwelier äußerst wichtige Weihnachtsgeschäft schon mitnehmen. Spätestens im Februar 2022 soll es die offizielle Eröffnungsfeier geben.