Duisburg. Manche gingen still und leise, andere starben plötzlich und überraschend: Um diese bekannten Gesichter hat Duisburg im Jahr 2024 getrauert.

Einige gingen ganz leise, andere wurden überraschend aus dem Leben gerissen: Duisburg hat im Jahr 2024 bekannte Gesichter verloren. Sie prägten die Stadt, Politik, Unternehmen, ihre Vereine, oder ihre Viertel auf ganz unterschiedliche Weise. Von diesen Menschen mussten wir uns im vergangenen Jahr verabschieden:

Die Menschen im Ruhrgebiet kannten sie als Unternehmerpersönlichkeit, deutschlandweit und international machte sich als Olympiasiegerin einen Namen. Im Februar starb Gabriela Grillo im Alter von 71 Jahren plötzlich und unerwartet. Die gebürtige Duisburgerin, die in Mülheim an der Ruhr zu Hause war, feierte ihren größten sportlichen Erfolg mit nur 23 Jahren bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal. In Kanada gewann die Dressurreiterin im Mannschaftswettbewerb Gold auf ihrem Erfolgspferd Ultimo. Bis 1982 ritt sie für die Nationalmannschaft. Die Ururgroßnichte des Essener Industriellen Friedrich Grillo (1825-1888) war seit 1993 geschäftsführende Gesellschafterin der Wilhelm Grillo Handelsgesellschaft. 1995 wurde sie Vorstandssprecherin und Aufsichtsratsmitglied der Grillo-Werke AG, seit 2004 war sie Vorsitzende des Aufsichtsrates. Zu ihrem Tod versprach das Unternehmen: „Wir werden Gabriela Grillo ein ehrendes Andenken bewahren.“

1976 wurde Gabriela Grillo in Montreal Olympiasiegerin.
1976 wurde Gabriela Grillo in Montreal Olympiasiegerin. © WAZ | Repro: Ilja Hoepping

In Duisburg und Umgebung gab es kaum eine Kirmes oder ein Fest ohne Ralf Reminder – bis zum Oktober 2024. Da starb der 66-Jährige völlig überraschend. Der Tausendsassa, der als Vorsitzender des alten Schaustellervereins beliebt und vernetzt war, hinterlässt zwei Kinder aus erster Ehe, seine Lebensgefährtin Judith Böttner und viele traurige Weggefährten aus der Schaustellerbranche. Reminder stammte aus einer Schaustellerfamilie, machte sich im Alter von nur 18 Jahren mit einem Mandel-Wagen, Bällewerfen und einer Blumenverlosung selbstständig. Später kamen dann der Getränkeausschank und ein Schwenkgrill hinzu. Wie bekannt der gebürtige Wanheimer wirklich war, zeigte auch seine Beerdigung, zu der sehr viele Menschen kamen und seine langjährigen Weggefährten große Fahnen schwenkten.

Zu der Beerdigung von Ralf Reminder kamen mehr Leute, als in die große Trauerhalle passten.
Zu der Beerdigung von Ralf Reminder kamen mehr Leute, als in die große Trauerhalle passten. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Er flog hoch, erlebte bittere Tiefen und wurde durch eine Sportschau-Dokumentation zum MSV-Kultfan: Danny Wustlich überlebte einen Herzinfarkt am 9. Oktober nicht. Seine Mutter Lydia sagte Tage nach seinem Tod über ihren einzigen Sohn: „Er hat das Leben geliebt, leider blieb dafür zu wenig Zeit.“ Sie kannte auch die unbekannten Seiten des Mannes, der mit seinem Stirnband, der direkten Art und seinen markigen Sprüchen nicht nur Fußballromantiker begeisterte – und der seinen „Zebras“ für immer treu bleiben wollte. „Du wechselst ja auch nicht nach sechs Jahren die Frau, nur weil die mal ein Bein verliert“, hat es der Familienvater mal auf seine ganz eigene Art beschrieben. Er konnte damals nicht ahnen, dass sein Platz in der Fankurve schon so bald frei bleiben würde.

Auch interessant

Diese Nachricht kam am Morgen des 26. April überraschend: Duisburgs zweiter Bürgermeister Volker Mosblech ist tot, gestorben nach kurzer, schwerer Krankheit. Der bürgernahe Kommunalpolitiker und ehemalige Landtags- sowie Bundestagsabgeordnete wurde 69 Jahre alt. Der Obermarxloher war mehr als 50 Jahre in der CDU. Der Versicherungskaufmann wurde 1994 erstmals für die CDU in den Rat der Stadt Duisburg gewählt. Der Norden seiner Heimatstadt lag ihm besonders am Herzen. Mosblechs kommunikative und gesellige Art zeigt alleine die Tatsache, dass er in 23 Vereinen und Verbänden aktiv war. Die letzte Ehre erwies ihm seine Stadt mit einer emotionalen Trauerfeier in der Salvatorkirche.

In der Salvatorkirche verabschiedete sich seine Heimatstadt von Volker Mosblech.
In der Salvatorkirche verabschiedete sich seine Heimatstadt von Volker Mosblech. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dass Christoph Daum ein Duisburger war, dürfte sogar einigen eingefleischten Fußballanhängern unbekannt gewesen sein. Der berühmte Meister-Trainer wurde zwar in Zwickau geboren, aufgewachsen ist Daum aber in Beeckerwerth. Dorthin zog der junge Christoph mit seiner Mutter, nachdem sein Vater gestorben war. Am 24. August erlag der Fast-Bundestrainer einem Krebsleiden.

Duisburg war auch für den ehemaligen Traumschiffarzt Horst Naumann ein wichtiger Hafen. Hier lebte er jahrelang, bevor er am 19. Februar im Alter von 98 Jahren friedlich einschlief. Nicht nur seine Rolle beim Traumschiff machte Naumann bekannt, er spielte unter anderem auch den Dr. Horst Römer in der Schwarzwaldklinik. Ins Ruhrgebiet steuerte er der Liebe wegen. Bei einem Engagement lernte er Martina Linn, Chefin der „Säule“, kennen. Sie heiratete er 2010 mit 85 Jahren. Bis zuletzt war das Paar glücklich.

Während seine Frau das Frühstück zubereitete, schlief Horst Naumann friedlich ein.
Während seine Frau das Frühstück zubereitete, schlief Horst Naumann friedlich ein. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

„Wir wollen noch zehn Jahre die Hütte hier rocken“, hatte Wolfgang Hoffmeister noch Wochen vor seinem Tod über seinen Kult-Laden „Die Schallplatte“ am Pulverweg gesagt. Ende September dann das jähe Ende. Seitdem ist der mit 70 Jahren älteste Plattenladen der Republik geschlossen.

Wolfgang Hoffmeister hatte noch so viele Pläne für seinen Laden „Die Schallplatte“.
Wolfgang Hoffmeister hatte noch so viele Pläne für seinen Laden „Die Schallplatte“. © FUNKE Foto Services | Tamara Ramos

Trauer in Duisburg: Schrottplatz-König starb im Sommer, MSV-Legende bleibt unvergessen

Als Schrottplatz-König von Duisburg wurde Alfred „Fred“ Bauhaus zur TV-Kultfigur. Bei „Freds Revier“ regierte er in seiner eigenen Reality-Serie. Seine markigen Sprüche und das berühmtes „Auuutoverwertung Bauhaus“, mit dem er jedes Telefonat annahm, sind im August endgültig verstummt. Das Ruhrpott-Original starb im Sommer im Alter von 66 Jahren. Sage und schreibe 42 Jahre arbeitete er auf dem Schrottplatz an der Oberen Kaiserswerther Straße, saß dort hinter dem ikonischen Schreibtisch, umringt von Schlüsseln, Notizen und Zigaretten. Diesen Platz hat nun sein Schwiegersohn Ali eingenommen. Aber: Noch immer kommen Fred-Fans in Wanheim vorbei, um zu sehen, wo er über vier Jahrzehnte lang das Zepter schwang.

Über Jahrzehnte regierte Alfred „Fred“ Bauhaus  auf seinem Schrottplatz.
Über Jahrzehnte regierte Alfred „Fred“ Bauhaus auf seinem Schrottplatz. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Mit seiner Elfmeterstatistik ging Ludwig „Lulu“ Nolden in die Bundesligageschichte ein: 15 Mal trat der gebürtige Meidericher zwischen 1963 und 1966 in der Eliteliga für seinen MSV zum Elfmeter an – 15 Mal zappelte der Ball im Netz. Nicht nur deshalb wählten die Anhänger der „Zebras“ den leidenschaftlichen Brieftaubenzüchter in den Kreis der Vereinslegenden. Nolden hatte sich in den Anfangsjahren der Bundesliga mit seiner Spielweise schnell in die Herzen der Fans gespielt. Heute kaum vorstellbar: Der zweifache Vater kickte in seiner ganzen Karriere nur für einen Verein: den MSV Duisburg. Dort wird er auch nach seinem Tod am 11. Februar unvergessen bleiben. „Lulu“ Nolden wurde 88 Jahre alt.

Ludwig „Lulu“ Nolden (5. von rechts) mit der legendären Vizemeister-Mannschaft des MSV Duisburg.
Ludwig „Lulu“ Nolden (5. von rechts) mit der legendären Vizemeister-Mannschaft des MSV Duisburg. © picture-alliance/ dpa | dpa Picture-Alliance / dpa

Gerdi Witkowski kannten die meisten nur unter ihrem Spitznamen – „Muddi“. Denn sie war der Kopf hinter „Muddi hilft“, ihrem Hilfsprogramm für diejenigen, die nicht viel haben und auf der Straße leben. Unter anderem versorgte sie die Szene am Hauptbahnhof und organisierte dort sogar stets einen Weihnachtsmarkt für Obdachlose. Es gab Lebensmittel, Seife und sogar ein Weihnachtsmann fuhr vor. Sogar ihren 70. Geburtstag feierte Gerdi Witkowski auf der „Platte“. Dort müssen die Menschen nun ohne ihre „Muddi“ auskommen.

Gerdi Witkowski kannten alle nur als „Muddi“.
Gerdi Witkowski kannten alle nur als „Muddi“. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND