Duisburg. Eine Zigarette zwischen den Lippen und immer einen Spruch parat: So wurde Danny Wustlich zum MSV-Kult-Fan. Jetzt ist er überraschend gestorben.
Mit 14 Jahren nahm sein Opa ihn das erste Mal mit ins alte Wedaustadion. Später ging er mit seinem Vater in die Kurve, fuhr mit seinen „Zebras“ auf Auswärtsfahrten bis nach Auxerre in den Nordosten Frankreichs. Dem MSV Duisburg wollte Danny Wustlich immer treu bleiben. Jetzt muss der Club ohne seinen bekannten Anhänger auskommen: Danny Wustlich ist mit nur 53 Jahren gestorben.
Anfang 2021 machte die Sportschau-Dokumentation „Traditionsvereine nach dem Absturz“ den Kult-Fan deutschlandweit bekannt. Eine Zigarette zwischen den Lippen, die Haare zurückgekämmt und immer einen kernigen Spruch parat: So lernen die Zuschauer ihn kennen – und lieben. Die Clips mit den Auftritten des Ruhrpott-Originals berühren die Fußballromantiker.
Wohl, weil der glühende Anhänger der Meidericher sich darin nicht verstellt und so schön mit der sportlichen Talfahrt des Traditionsclubs aus Duisburg hadert. Seinem MSV den Rücken kehren? Das ist für ihn nie eine Option gewesen. „Du wechselst ja auch nicht nach sechs Jahren die Frau, nur weil die mal ein Bein verliert“, so erklärt es Wustlich. Und legt direkt das nächste Zitat hinterher: „Duisburg is‘ Duisburg, ich scheiß‘ auf die andern.“
MSV-Kult-Fan ist tot: Heimspiele waren für ihn Pflichttermine
Danny Wustlich war in den „alten Zeiten“ – also den 80ern und 90ern – das, was heute die Ultras sind. Heimspiele sind für ihn Pflichttermine. Und mit einer Gruppe von 50 bis 60 Mann geht es zu (fast) jedem Auswärtsspiel. Konflikten sei er dabei nicht aus dem Weg gegangen, wie er später unumwunden zugibt. Unvergessen ist für viele Fans seine Aktion beim Heimspiel gegen den Erzrivalen Rot-Weiss Essen: Wie von der Tarantel gestochen rennt er in den Mittelkreis, legt dort das blau-weiße Trikot nieder und betet es an. „Natürlich ist es blöd, was man damals gemacht hat. Aber es gehörte halt einfach dazu beim Fußball damals“, gesteht Wustlich später mit seiner markanten Reibeisenstimme.
Mit der Entwicklung der aktiven Fanszene tut er sich Anfang der 2020er schwer. Für Raketen und „die ganze andere Scheiße“ hat er nicht viel übrig. Und auch die Spieler der heutigen Generation sieht er kritisch: „Heute tragen sie Gucci, Prada, Louis Vuitton. Sehen super aus. Schießen aber keine Tore.“
Danny Wustlich: 40 Jahre Fanliebe mit Höhen und Tiefen
Dass er auch abseits der Fankurve ein Leben mit Höhen und Tiefen geführt hat, daraus hat Wustlich nie ein Geheimnis gemacht: Alte Aufnahmen zeigen ihn als Möbeldesigner in rotem Lacoste-Shirt, mit einer Vorliebe für weiße Ledersessel. Der Kult-Fan arbeitete aber auch auf dem Wochenmarkt und war Teilhaber eines Fischgeschäftes am Niederrhein. Sein Leben habe auch „Minusstände auf dem Konto“ mit sich gebracht.
Und was hat ihm der MSV Duisburg in fast 40 Jahren Fanliebe gegeben? „Herzschmerz und viel Freude“, fasst er es in der beliebten ARD-Doku zusammen – und zündet sich fluchend die nächste Kippe an.
- Die WAZ-Lokalredaktion Duisburg hält Sie auch hier auf dem Laufenden: zum WhatsApp-Kanal +++ Duisburg-Newsletter gratis ins E-Mail-Postfach schicken lassen +++ WAZ Duisburg bei Instagram +++ WAZ Duisburg bei Facebook
Nach dem Sportschau-Betrag bekam er nach eigenen Angaben mehrere Anfragen von TV-Produktionen. Trotzdem wurde es wieder ruhiger um den Kult-Fan. Aber es blieb immer dabei: Spiele der „Zebras“ verpasste er so gut wie nie.
MSV-Fans trauern um ihren Kult-Fan
Ab jetzt wird sein Platz im Stadion aber frei bleiben. Einen Bericht von „DerWesten“ über Wustlichs Tod bestätigten am Donnerstagabend gut informierte Stimmen aus der Fanszene. In sozialen Netzwerken trauerten viele Anhänger der Duisburger. „Ruhe in Frieden und komme gut im Zebrahimmel an und grüße unseren Tornado und alle anderen Zebras oben“, schrieb eine Nutzerin.
Sein Lebensmotto, das Wustlich in Englisch auf dem Unterarm tätowiert trug, hat ihn früher als erwartet eingeholt: „Leben und sterben lassen.“