Duisburg. Der Hauptbahnhof in Duisburg ist seit zwei Jahren Großbaustelle: Ein wichtiger Teil wird jetzt fertig. Was aus den Panzertape-Fenstern wurde.

Der Duisburger Hauptbahnhof war eine Legende: Die nur von Panzertape gehaltenen Fenster waren ein viel geteiltes Motiv in den sozialen Netzwerken. Das letzte vorhandene Element des Wahrzeichens steht jetzt zur Ansicht und als Andenken in einem Schaufenster im Bahnhof.

In den neuen Scheiben am Osteingang sind nur noch feine Metallstreifen zu erkennen, sie sollen vor Vogelschlag schützen. Es fehlen zwar noch etliche Fenster, aber ansonsten glänzt es hier schon wie neu. Schade eigentlich, dass der ganze Rest der Klebe-Kunst entsorgt wurde. „Wir haben sogar Anfragen aus Amerika bekommen“, erzählt Stephan Boleslawsky, der Bahnhofschef für NRW.

An der Großbaustelle am Hauptbahnhof Duisburg nimmt der Osteingang inzwischen Formen an.
An der Großbaustelle am Hauptbahnhof Duisburg nimmt der Osteingang inzwischen Formen an. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Osteingang am Duisburger Hauptbahnhof: Glasfassade fast fertig

Auch nach der Sanierung könnte der Hauptbahnhof wieder eine Legende werden, das markant geschwungene wellenförmige Dach ist schon jetzt ein Hingucker und die 150 Meter breite Glasfassade Richtung Neudorf lädt freundlich ein. Bis 2025 wird noch an der 1600 Quadratmeter großen Front gewerkelt, betont die Bahn.

Innen ist es noch ordentlich zugig, weil 126 der insgesamt 400 Scheiben an der Front fehlen. Sie sind je 100 Kilo schwer, erklärt Projektleiterin Anke Goldbaum-Adam, windstill werde es aber auch nach deren Einbau auf den Bahnsteigen nicht, zusätzliche Glasschilde im Wartebereiche sollen die Passagiere schützen.

Dezernent Martin Linne erklärt, er sei froh, dass der Bahnhof endlich „entsprechend seiner großen Verkehrsbedeutung gestaltet wird“. Das komplexe Bauwerk sei ein „Riesenbrocken. Wenn zur IGA 2027 über zwei Millionen Gäste kommen, können sie ein neues Bild von Duisburg mitnehmen“.

Aktuell wird an den Bahnsteigen 3 und 4 parallel gearbeitet.
Aktuell wird an den Bahnsteigen 3 und 4 parallel gearbeitet. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die nächsten Baustellen-Schritte im Herbst und Winter

Ohne solche Events kommen täglich 120.000 Besucher und Reisende in den Bahnhof. Sie können sich über einen fertigen Bahnsteig 6 mit den Gleisen 12 und 13 freuen, von da aus aber auch auf die Baustelle auf den Bahnsteigen 3 und 4 schauen. Hier wurden seit Juli erst die Bahnsteige freigeräumt und Aufsichtshäuschen abgerissen, aktuell liegen akkurate Haufen mit Backsteinen da, wo einst Koffer entlang rollten. Erst danach folgen der Neubau der Bahnsteige und des Hallendachs.

Dass jetzt parallel an zwei Bahnsteigen gearbeitet wird, sei so geplant und beschleunige nichts. Verkehrstechnisch sei das an den anderen Bahnsteigen aber nicht möglich. An Steig 3 und 4 sollen noch im Oktober die Fundamente für das neue Hallendach fertig werden, danach wird das alte Gleisdach entfernt.

Zu Beginn der Baumaßnahmen an Bahnsteig 6 lief dieser Prozess noch andersherum, aber es habe sich gezeigt, dass auch ein hier und da undichtes Dach genug Witterungsschutz biete für bestimmte Arbeiten, erklärt Goldbaum-Adam.

Baustelle am Osteingang am Hauptbahnhof Duisburg
Ilyan Seidel und Anke Goldbaum-Adam sind die Projektleiter der Großbaustelle am Hauptbahnhof in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Im Dezember beginne wieder „die Zeit der fliegenden Bauteile“, dann werden die großen Fischbauchträger platziert, die das Wellendach halten. Sie werden über die Straße angeliefert, 90 Prozent der anderen Bauteile werden über die Schiene via Oberhausen angeliefert, sagt die Projektleiterin.

Kostenentwicklung für die Mega-Baustelle

Der Umbau des Hauptbahnhofs war ursprünglich für 260 Millionen Euro geplant. Die Kosten seien seit Baubeginn 2022 stabil, sagt Anke Goldbaum-Adam. Ursprünglich habe man aber nicht die Erneuerung der Oberleitungen mit einkalkuliert, die an der alten Gleishalle hängen. Sie werden auf 1,2 Kilometern Länge neu gezogen.

Insgesamt komme man so für die Kosten der Fahrwege auf rund 50 Millionen Euro. Der Umbau des Personen-Bahnhofs, also Halle und Bahnsteige kosten demnach 260 Millionen Euro.

Die Wellenkonstruktion sei übrigens nicht teurer als eine einfache eckige Lösung. Die Konstruktion sei ein klassischer Stahlbau, betont NRW-Bahnhofschef Stephan Boleslawsky.

Neues Mobiliar, neue Beschilderung und Beschallung

Inklusive sind auch die sogenannten Essener Dächer, die auf den Gleisen Richtung Nord und Süd weiteren Schutz bieten sollen. Taubenschutz und Mobiliar, Beschilderung und Beschallung glänzen perspektivisch ebenfalls neu. 42 neue Monitore sind bestellt.

Überraschungen habe man während der Bauarbeiten bislang nicht gefunden, berichtet Projektleiterin Goldbaum-Adam. „Herausforderungen“ verbargen sich aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs zwar schon, aber immerhin keine Kampfmittel.

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Die aktuelle Hauptbahnhof-Baustelle in Zahlen

  • An den Bahnsteigen 3 und 4 werden nach Angaben der Bahn rund 145.000 Tonnen Schutt und etwa 600 Tonnen Stahl entfernt.
  • Die beiden Bahnsteige sind 330 bzw. 360 Meter lang. Ihre Sperrung soll bis Herbst 2025 dauern.
  • Während der Baumaßnahme kommt es zu Taktausdünnungen, manche Züge enden auch vorzeitig.
  • Seit zwei Jahren laufen die Arbeiten in Duisburg, bis 2028 wird hier unter rollenden Rädern noch gebaut.

Die Bahn dokumentiert auf einer Webseite den Baufortschritt, hier werden auch regelmäßig Drohnenvideos hochgeladen: https://bauprojekte.deutschebahn.com/p/duisburg-hbf