Duisburg. Warum tragen Arbeiter im Hauptbahnhof Schutzanzüge? Der Grund: Asbest. Sogar ein Wahrzeichen war verseucht. Was das für Reisende bedeutet.
Im Duisburger Hauptbahnhof können sich Fahrgäste seit dem Sommer 2022 die Wartezeit verkürzen, indem sie die teils spektakulären Bauarbeiten zur Modernisierung der Bahnsteige beobachten. Zuletzt bekam manch Passagier mit Blick auf die Vorgänge auf Bahnsteig 5 (Gleise 10/11) ein mulmiges Gefühl: Warum gingen die Arbeiter dort hinter Sichtschutz zu Werke? Warum trugen sie weiße Schutzanzüge und Atemschutz?
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Duisburger Hauptbahnhof: Auch die Kult-Fensterwand war mit Asbest belastet
Der Grund: Teile der alten Gleishalle sind mit Asbest belastet. Ein Bahnsprecher bestätigt dies auf Nachfrage und berichtet, dass sich die gesundheitsgefährdenden Mineralfasern auch in einem ehemaligen Duisburger Wahrzeichen der alten Gleishalle fanden: „Bereits bei der Planung zum Neubau des Duisburger Hauptbahnhofs haben die Baufachleute festgestellt, dass der Korrosionsschutzanstrich und der Fensterkitt mit Asbest belastet sind.“
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Demnach war auch die legendäre splitternde Fensterwand mit dem Gaffer-Panzertape verseucht. Dieses viel fotografierte und verspottete Symbol des Bahnhofsverfalls war bereits im Sommer 2022 abgerissen worden. Wegen dieses Befunds jedenfalls habe die Bahn „weitere Untersuchungen veranlasst“, so ein Sprecher: „Dabei kam heraus, dass sich auch in Teilen des Daches (z.B. Dachpappe) Asbest befindet.“
Deutsche Bahn: Keine Gefahr für Reisende
Der Sprecher erläutert: Die Bahn habe „alle Bauteile fachgerecht demontiert und entsorgt. Bei den Arbeiten kamen unterschiedliche Schutzmaßnahmen zum Einsatz, zum Beispiel Schutzbeschichtungen, Saugvorrichtungen und gesonderte Schutzbereiche für Mitarbeitende.“ Alle Sicherheitsmaßnahmen seien „im engen Austausch mit der Bezirksregierung Düsseldorf und der Berufsgenossenschaft (BG) Bau abgestimmt“ worden.
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Die Bahn habe auch die Stadt Duisburg über diese Arbeiten informiert. Und: „Für Reisende und Mitarbeitende bestand und besteht keine Gefahr“, versichert der Sprecher. Aufmerksame Baustellen-Kiebitze hatten zuletzt auch beobachtet, wie auf der Schiene Schutt in Säcken abtransportiert worden war, deren Aufschrift vor Asbest warnt. „ACHTUNG ENTHÄLT ASBEST Gesundheitsgefährdung beim Einatmen von Asbestfeinstaub“ ist etwa auf den Fotos zu lesen, die Hans Hilger im Internet veröffentlicht hat.
Die Asbestfunde bedeuten wohl auch: Wahrscheinlich sind auch andere Teile der alten Gleishalle über den anderen Bahnsteigen betroffen, ebenso die baugleiche alte Fensterwand auf der Westseite der Gleishalle. Die marode Dachkonstruktion soll in den nächsten Jahren Bahnsteig für Bahnsteig abgerissen werden.
>> „Asbest-Welle“: IG BAU fordert Schutz für Bauarbeiter und Heimwerker
- Die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) warnt vor den Gefahren von Asbest bei Sanierungen. „Von 1950 bis 1989 kamen Asbest-Baustoffe intensiv zum Einsatz. Es ist davon auszugehen, dass es in jedem Gebäude, das in dieser Zeit gebaut, modernisiert oder umgebaut wurde, Asbest gibt“, warnte Karina Pfau, Vorsitzende des IG-BAU-Bezirksverbandes Duisburg-Niederrhein.
- In den „vier ‚Asbest-Jahrzehnten‘“ seien in Duisburg allein „rund 40.700 Wohnhäuser mit 161.400 Wohnungen neu gebaut“ worden. Mit der laufenden Sanierungswelle drohe deshalb jetzt eine „Asbest-Welle“ auf dem Bau: „Sie ist eine Gefahr – für Bauarbeiter genauso wie für Heimwerker“, so Pfau. Für die Menschen, die in Wohngebäuden leben, die mit asbesthaltigen Baustoffen gebaut wurden, gelte dagegen: „Eine unmittelbare Gefährdung für die Gesundheit gibt es nicht.“
- Jedoch sei es bei Sanierungen wichtig, mit „allergrößter Sorgfalt professionell vorzugehen“ und Arbeiter zu schützen, mahnt Pfau. Die IG BAU fordert eine mehrsprachige Asbest-Aufklärung vor allem auf dem Bau, eine Informationskampagne des Bundes und der Länder und ein „effektives Maßnahmenpaket“.
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