Duisburg. In einem Bericht informieren die Wirtschaftsbetriebe über den Zustand von Straßenbäumen. Überraschung: Der grünste Bezirk ist nicht der Süden.
Viele auswärtige Duisburg-Besucher staunen regelmäßig, wie grün die Stadt ist. Doch in welchem Zustand sind eigentlich die Grünanlagen – und wie geht es den Duisburger Straßenbäumen? In einem Sachstandsbericht erklären die Wirtschaftsbetriebe (WBD), die sich um die Pflege der Parks und Bäume kümmern, welche Probleme es mit den Bäumen gibt. Der „grünste“ Bezirk ist überraschenderweise nicht der Süden, sondern einer im Norden.
So viele Grünanlagen zählen die sieben Duisburger Bezirke
492 Grünanlagen gibt es in der gesamten Stadt. „Grünanlagen sind Flächen, die mit Rasen, Sträuchern oder anderen Gewächsen bepflanzt sind und gärtnerisch gestaltet werden“, erklärt Silke Kersken, Sprecherin der WBD. Die meisten, nämlich 85, zählt der Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl. Die Fläche summiert sich auf 797.122 Quadratmeter.
Bezogen auf die Gesamtfläche ist der Bezirk Meiderich/Beeck der Grünste. 1.147.250 Quadratmeter verteilen sich auf 79 Grünanlagen und Parks. Dort zählen etwa der Landschaftspark Nord und der Stadtpark Meiderich dazu. Es folgt der Bezirk Mitte mit 989.433 Quadratmeter in 78 Anlagen. Zum Vergleich: Rheinhausen hat 80 Grünanlagen (963.135 Quadratmeter), Hamborn 70 (988.740 Quadratmeter), der Süden 65 (808.046 Quadratmeter) und Walsum 35 (287.024 Quadratmeter).
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Die Wirtschaftsbetriebe weisen in ihrem Bericht auch aus, wie viel „Straßengrün“ es in den Stadtteilen gibt. Gemeint sind etwa die Mittelstreifen an Straßen oder das Grün an Wegen und Plätzen – ganz gleich, wie groß die Flächen sind. Spitzenreiter ist hier der Bezirk Mitte (205.387 Quadratmeter). Walsum (39.066 Quadratmeter) liegt auch hier auf dem letzten Platz.
Die meisten Straßenbäume stehen in Duisburg-Mitte
Entlang der Straßen in Duisburg-Mitte stehen rund 11.000 Bäume, in Hamborn sind es laut WBD mehr als 9000, in Rheinhausen knapp 8900, in Meiderich/Beeck 7200. Der Süden zählt etwa 5200 Bäume, Walsum rund 5000 und Homberg/Ruhrort/Baerl etwas mehr als 4500. Die Zahl sagt freilich noch nichts darüber aus, wie gesund die Platanen, Linden und Ahorn-Bäume sind. „Duisburg besitzt einen hohen Anteil an vitalitätsschwachen Straßenbäumen. Viele Arten zeigen gravierende Schäden. Zusätzlich zu den Belastungen der trockenen Sommer wurde der Bestand vermehrt durch Schadpilze und Insekten befallen und geschwächt“, erklären die Experten. Um beispielsweise die Standsicherheit zu gewährleisten, werden die Bäume zweimal im Jahr kontrolliert.
2016 hat die Stadt Duisburg die Baumschutzsatzung abgeschafft. Trotzdem gebe es 1300 Bäume mehr als noch vor zehn Jahren, erklärt Silke Kersken: „Die Zahlen variieren. Bäume im Straßenraum stehen oft an für sie schwierigen Standorten und sind daher anfälliger für Krankheiten als Bäume in der freien Landschaft. Hier spielt auch der Klimawandel eine Rolle, der es den Stadtbäumen zunehmend schwieriger macht.“
„Bäume im Straßenraum stehen oft an für sie schwierigen Standorten und sind daher anfälliger für Krankheiten als Bäume in der freien Landschaft.““
Grundsätzlich seien früher vorwiegend Platanen, Ahorn und Linden gepflanzt worden, weil kaum andere Arten vorhanden gewesen seien. „In der Regel werden jetzt Bäume ausgewählt, die sich durch die besondere innerstädtische Situation bewährt haben und besser mit den schwierigen Standortbedingungen in der Stadt zurechtkommen.“ Neuzugänge unter den Straßenbäumen sind etwa die Felsenbirne oder verschiedene Ebereschensorten.
Wirtschaftsbetriebe setzen auf Verschönerungsmaßnahmen
In dem Bericht stellen die Wirtschaftsbetriebe auch vor, welche Maßnahmen sie in den vergangenen Monaten durchgeführt haben, um zum einen die Grünanlagen zu verschönern, aber auch um für mehr Biodiversität zu sorgen. Zu den „kontinuierlichen Verschönerungsmaßnahmen“ gehören im Bezirk Walsum etwa eine Wildblumenwiese in der Grünanlage Werner-Heisenberg-Straße sowie die Überarbeitung der Wege und Anlage von Wildblumenwiesen in der Grünanlage Warbruckstraße/Fahrner Straße. Zusätzlich seien Blumenzwiebeln gesetzt worden.
Auch in den anderen Bezirken wurden Wildblumenwiesen angelegt und so genannte „Pool-Bäume“ gepflanzt. Dabei handelt es sich um Exemplare, die schon einmal auf Vorrat wachsen. Wenn ein geeigneter Standort gefunden ist, werden diese dann ausgepflanzt. Silke Kersken erläutert: „Die Nachfrage nach Bäumen hat in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Daher haben wir einen Pool auf Vorrat angelegt.“
Verschmutzungen und andere Probleme nehmen zu
Insbesondere die Grünanlagen im Duisburger Süden und im Westen werden an den Wochenenden vielfach genutzt, um dort zu grillen. Besucher räumen ihren Müll allerdings selten auf und hinterlassen ihn an Ort und Stelle. „Ein weiterer touristischer Anziehungspunkt ist die Heinrich-Hildebrand Höhe mit den Grünflächen im Angerpark, der regelmäßig von Bürgern und auswärtigen Gästen stark besucht wird. Um das Müllaufkommen zu bewältigen, wurden alte, blaue Papierkörbe durch neue Modelle ersetzt und an einigen Standorten wurden die vorhandenen 240-Liter-Mülltonnen durch 1100-Liter-Behälter ausgetauscht“, berichten die Wirtschaftsbetriebe. Besonders im Bereich der Sechs-Seen-Platte sei das Reinigungsintervall erhöht worden, sodass alle zwei Tage eine komplette Reinigung stattfindet. Der Parkplatz Kalkweg werde täglich gereinigt.
Ein ähnliches Bild biete auch der Bereich rund um den Uettelsheimer See. „Die weitläufigen Grünanlagen werden von Duisburger Bürgern und überregionalen Besuchern intensiv genutzt.“ Allerdings führe das Grillen, auch außerhalb der ausgewiesenen Flächen, zu Rückständen, Vandalismus und Verunreinigungen, deren Beseitigung mit hohen Kosten und hohem Personalaufwand verbunden seien. „Trotz dieser Herausforderungen konnten sich am Uettelsheimer See naturnahe Bereiche etablieren.“ Zudem wurden wegen der zunehmenden Verschmutzung zusätzliche Reinigungskräfte für die Grünanlagen eingestellt.
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Am Biegerpark stoßen die Wirtschaftsbetriebe noch auf ein anderes Problem: Wegen seiner Weitläufigkeit nutzen nicht selten Privat-Pkw die Wege, was in der Vergangenheit auch zu Beschädigungen geführt habe. Um den Zugang für Rettungsfahrzeuge zu gewährleisten, wurden die Zufahrten nun mit Feuerwehrpfosten gesichert. „Die Ordnungsbehörden sind informiert und greifen regulierend ein.“
So schätzen Kritiker die Situation der Straßenbäume und Grünanlagen ein
„Neu gepflanzte, junge Bäume, können den Wert eines alten, großkronigen Baumes nicht aufwiegen.““
Kerstin Ciesla vom BUND kennt den Sachstandsbericht. Sie sitzt auch als sachkundige Einwohnerin im Umweltausschuss. Über Jahre gleichbleibende Straßenbaum-Zahlen sind für sie eigentlich ein Zeichen des Rückschritts. „Neu gepflanzte, junge Bäume können den Wert eines alten, großkronigen Baumes nicht aufwiegen.“ Oft gebe es gar keinen Dissens zwischen den Baumschützern und den Wirtschaftsbetrieben, wenn es um alte und kranke Bäume gehe, die gefällt werden müssen. „Allerdings ist man in Duisburg manchmal zu schnell dabei, wenn für Bauprojekte Bäume fallen müssen“, findet Kerstin Ciesla. Sie würde sich wünschen, dass Stadtplaner mehr Rücksicht nehmen würden. Auch Silke Kersken weiß: „Auch Baumaßnahmen erfordern manchmal das Fällen von Bäumen, wobei hier stets darauf geachtet wird, so viele wie möglich zu erhalten.“
Kerstin Ciesla blickt allerdings auch besorgt in die Zukunft. Allein der Ausbau der A 59 bringe einen Eingriff in rund 82 Hektar Grün mit sich. „Wenn man die Ökopunkte dieser Fläche zugrunde liegt, müsste man sie eigentlich mit 150 Hektar kompensieren.“ Die Zahlen seien unstrittig und würden sogar von Projekt-Befürwortern geteilt.