Duisburg. Aus dem Startchancen-Programm des Bundes fließen einige Millionen Euro nach Duisburg. Welche Schulen davon profitieren. Und wo der Haken ist.
Mit 20 Milliarden Euro wollen Bund und Land Schulen fördern, die an besonders herausfordernden Standorten agieren. Zehn Jahre lang soll das Programm Startchancen laufen, daraus werden etliche Millionen Euro auch nach Duisburg fließen. Hier werden ab August zunächst 17 Grundschulen und vier weiterführende Schulen profitieren.
Sie wurden zur Teilnahme eingeladen, könnten also auch noch absagen. Ein Sprecher des Schulministeriums erklärt, das „voraussichtlich alle eingeladenen Duisburger Schulen am Programm teilnehmen“ werden.
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Startchancen: Bessere Lernumgebung, bedarfsgerechter Unterricht, mehr Personal
400 Schulen sollen in der ersten Förderstufe bedacht werden. Finanziell sollen sich auch die Städte beteiligen, die Finanzspritze ist an einen 30-prozentigen Eigenanteil der Kommunen gekoppelt, schreibt Stadtsprecher Sebastian Hiedels. Details wie Förderrichtlinien seien allerdings noch nicht bekannt. Vom Land hieß es zuletzt, dass ohnehin geplante Instandsetzungs- oder Sanierungsmaßnahmen mitgezählt werden können.
Laut Schulministerium werde „die genauere Verteilung der Mittel derzeit vorbereitet“. Geplant sind von 2025 bis 2033 Fördermittel von 225,5 Millionen Euro pro Jahr, im ersten und letzten Jahr des Programms, also 2024 und 2034, sind jeweils die Hälfte eingeplant.
Die Mittel sollen für die Entwicklung einer „zeitgemäßen und förderlichen Lernumgebung“ investiert werden (Stufe 1). Außerdem setzt das Programm auf ein Chancenbudget für bedarfsgerechte Lösungen zur Schul- und Unterrichtsentwicklung (Säule 2) sowie auf Personal zur Stärkung multiprofessioneller Teams (Säule 3). Alle Schulen sollen von allen drei Säulen profitieren.
Schulministerin Dorothee Feller betont: „Das Startchancen-Programm ist für die Schulen enorm wichtig, um dabei zu helfen, den Bildungserfolg von der sozialen Herkunft zu entkoppeln. Wir werden die Schulen auf diesem Weg begleiten, sie mit vorbereitenden Veranstaltungen unterstützen und dieses Programm gemeinsam mit ihnen zu einem Erfolg machen.“
Das neue Programm hat Konsequenzen für andere Schulprogramme
Einen Pferdefuß hat das Startchancen-Programm allerdings: „Bestehende Landesprogramme, wie beispielsweise das Talentschulprogramm, gehen in das Startchancen-Programm sowohl inhaltlich als auch finanziell über“, schreibt Hiedels.
Mit dem 2019 begonnenen Schulversuch Talentschulen sollten besondere Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern unterstützt werden. Fünf der landesweit 60 Schulen sind in Duisburg: Das Elly-Heuss-Knapp- und das Mercator-Gymnasium, die Gesamtschulen Globus und Grillo sowie das Sophie-Scholl Berufskolleg.
Die Duisburger Talentschulen gehören aber nicht zu den ersten Startchancen-Schulen. Auf Nachfrage erklärt das Schulministerium, dass drei der fünf Schulen eine Einladung bekommen werden, um ab dem Schuljahr 2025/26 mit dem Startchancen-Programm beginnen zu können. „Für die verbleibenden Talentschulen läuft das Projekt im ursprünglich veranschlagten Zeitrahmen weiter“, schreibt der Ministeriumssprecher. Mit anderen Worten: Es läuft aus, denn geplant wurde nur bis 2026.
Auch die Bund-Länder-Initiative „Schule macht stark“, an der die zwei Duisburger Grundschulen Gerhart-Hauptmann und Hochfelder Markt teilnehmen, wird auslaufen. Sie sollen in der zweiten Gruppe ab Sommer 2025 ins Startchancen-Programm überführt werden.
Diese Duisburger Grundschulen sind ab August im Startchancen-Programm
Die Auswahl für das Startchancen-Programm wurde von der Bezirksregierung und der Schulaufsicht getroffen. Ausschlaggebend war zum einen der Schulsozialindex – bei den Grundschulen die Stufen 6 bis 9 und bei den weiterführenden Schulen die Stufen 7 bis 9. Die höchstmögliche Belastung durch soziale Herausforderungen wie Kinder- und Jugendarmut, nichtdeutsche Familiensprache, Zuwanderungsgeschichte oder Förderbedarf führte aber offenbar nicht automatisch dazu, Teil des Programms zu werden. So gehört beispielsweise die Grundschule Brückenstraße in Hochfeld mit einem Sozialindex 9 nicht zu den ersten Schulen.
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Die am höchsten belasteten Gesamtschulen Grillo, Globus und Meiderich, deren Sozialindex bei 9 liegt, wurden ebenfalls zunächst nicht berücksichtigt. Lediglich die Erich-Kästner-Gesamtschule, die mit einer 8 eingeschätzt wird, kommt zum Zug. In der Vereinbarung von Bund und Ländern wird betont, dass die Startchancen-Schulen Modellcharakter haben und systemische Veränderungen anstoßen sollen.
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