Duisburg. Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 10 dürfen Volksfeste stattfinden. Doch Schausteller Mike Bengel winkt ab. Er will keine Kirmes mit Auflagen.
Seit Freitag gilt in NRW die Inzidenzstufe 0: Städte und Kreise mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 10 dürfen dann auch wieder Volksfeste abhalten. Für Schausteller wie Mike Bengel ist aber auch das nicht die erhoffte frohe Botschaft.
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„Für uns lohnt sich das erst, wenn wir eine Kirmes wieder abhalten können wie vor der Pandemie“, stellt er klar. „Ein eingezäuntes Gelände mit Testpflicht rentiert sich nicht, denn um die vielen Auflagen einzuhalten, müsste man viel Geld in die Hand nehmen“, sagt Bengel mit Blick auf die improvisierten, temporären Freizeitparks, wo Schausteller innerhalb eines festgelegten Bereichs ihre Fahrgeschäfte und Buden aufbauen durften. Besucher mussten Eintritt zahlen. Doch die finanzielle Not der Schausteller habe das nicht gelindert, sagt der 55-jährige.
Er ist gegen eine Zulassungsbeschränkung für Besucher. „Das ist, als würde man einen Zug fahren lassen und in jedem Waggon sitzt nur ein Passagier“, meint Bengel. „Die Hauptzeit für die Kirmes ist abends, wenn die Lichter brennen, wenn es Gedrängel gibt. Die Ausgabenverhältnisse pro Kopf sind abends höher als nachmittags. Wenn man dann weniger Besucher hat als sonst und das auf 50 Schausteller aufteilt, bleibt nicht genug, um eine Familie zu ernähren.“
Die Schaustellerbranche ist auch in Duisburg angespannt
Bengels Betrieb organisiert jede städtische Kirmes in Duisburg und am Niederrhein. Dazu gehören nicht nur Fahrgeschäfte, sondern auch Bühnen, Toiletten-, Kühl- und Verkaufswagen. „Wir haben seit anderthalb Jahren kein Einkommen. Dabei müssen wir die Geräte regelmäßig aufbauen, um sie durch den TÜV zu kriegen.“
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Die Schausteller seien dankbar für das Überbrückungsgeld der Bundesregierung, dennoch herrsche Anspannung in der Branche. „Manch’ einer hat kurz vor der Pandemie ein neues Fahrgeschäft gekauft und kann es jetzt nicht benutzen. Wir warten, dass Normalität eintritt. Wenn das Geschäft wieder läuft, sollte es kein Minusgeschäft sein.“
Seine Fahrgeschäfte könne Bengel zwar innerhalb eines Tages in Startstellung bringen. „Sinnvoll wäre aber eine Vorlaufzeit von zwei Wochen, um Werbung in Zeitung und Radio zu machen oder um Plakate zu verteilen.“
Kirmes, sagt Mike Bengel, ist „das größte Antidepressivum“
Seine Sorge gelte auch einem plötzlich steigenden Anstieg der Corona-Fallzahlen. Die Corona-Maßnahmen hält Bengel für überzogen. „Es sterben immer noch mehr Leute an Grippe als Corona“, meint er. Die Zahlen sind allerdings laut RKI nicht miteinander vergleichbar, weil es sich bei Covid-19 um gemeldete, bei der Grippe aber um geschätzte Zahlen von Todesfällen handelt. „Man sollte damit abschließen. Es sollte außerdem gleiches Recht für alle gelten: Warum darf ein Biergarten öffnen, ein Autoscooter aber nicht?“
Bengel hofft auf die bislang noch nicht abgesagten Veranstaltungen im September, wie die Moerser und die Hochemmericher Kirmes. „Das Problem ist, dass nun alle auf die gleichen Daten wollen.“
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Eine Kirmes könne nach wie vor vielen Menschen Freude bringen. „Es ist das größte Antidepressivum, das es gibt auf diesem Planeten, denn wenn man wieder lachen und Spaß haben kann, vergisst man den Alltag. Solange man atmet, muss man auch Hoffnung spüren können.“
>>> Die jüngste Absage <<<
Zuletzt abgesagt für dieses Jahr wurde am 10. Juni Duisburgs größter Rummel, die Beecker Kirmes.
Sie soll im kommenden Jahr mit einem neuen Konzept wieder starten.
Daran arbeiten die Schausteller zusammen mit dem Veranstalter Duisburg Kontor. Das Rahmenprogramm etwa soll wachsen. Eine Idee dazu: ein Viehmarkt wie früher.