Dortmund. Auch Autos können beliehen werden. Die Firma Pfando bietet ein Modell, bei dem der Kunde sein Fahrzeug weiter nutzen kann. Aber nur unter einer Bedingung.

Es muss nicht die goldene Uhr sein, nicht das Handy. Auch Autos lassen sich beleihen. Aber wer kann schon auf seinen Wagen verzichten? Wer schnell Bares braucht und trotzdem mobil bleiben will, für den klingt „Weiterfahroption“ vermutlich sehr verlockend.

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Das Auto abgeben, Bargeld kassieren. Wird das Geld nach drei, spätestens vier Monaten zurückgegeben, werden Zinsen und Gebühren bezahlt, dann bekommt man den Wagen zurück. Wenn nicht, wird er versteigert. Das ist das Prinzip der klassischen Auto-Pfandleihe. Marktführer Pfando, der seit 2015 auch eine Filiale in Dortmund betreibt, hat das Modell weiterentwickelt.

Dortmunder Filiale befindet sich direkt am Westfalendamm

Die klassische Auto-Pfandleihe gibt es bei Pfando am Westfalendamm zwar auch. Den allergrößten Teil des Geschäfts macht das Unternehmen, das bundesweit über 50 Standorte hat, aber mit seiner „Weiterfahroption“. Dabei werden Pkw, Laster, Motorrad oder Wohnmobil allerdings nicht beliehen, sondern angekauft und rückvermietet. Sind die Verträge unterzeichnet, kann der Kunde das Auto drei Monate lang ganz normal weiter nutzen. Gut für alle, die nicht auf ihr Auto verzichten können.

Pfando Dortmund
Die Dortmunder Pfando-Filiale befindet sich am Westfalendamm 291, also direkt an der B1, in Höhe der Gartenstadt. © Funke Medien NRW | Britta Bingmann

Vor allem Geschäftsleute nutzen diese Möglichkeit, weiß Filialvertriebs-Leiter Sergej Janzen. Der Maler, dessen Kunde noch nicht gezahlt hat, der aber Material für den nächsten Auftrag kaufen muss. „Den nächsten Banktermin bekommt der in sechs Wochen.“ Der Unternehmer, der die Gehälter pünktlich zahlen will. „Sonst verliert der sein Personal.“ Der Firmeninhaber, dem das Finanzamt nach einer Steuerschätzung im Nacken sitzt. „Das Finanzamt versteht da schließlich keinen Spaß.“ Janzen versichert: „Wir konnten schon vielen Firmen kurzfristig helfen.“

Bargeld für Bitcoins, eine Rolex oder eine dringende Operation

Doch auch Privatleute wenden sich an Pfando. Junge wie Alte, Reiche wie Arme. Wobei Janzen betont, bei den Beratungsgesprächen werde niemals gefragt, wofür jemand das Geld braucht. „Wir schauen nicht auf die Person, nur auf ihr Auto.“ Doch manchmal würden die Kunden von sich aus erzählen. „Da hat jemand etwa ein Angebot für eine Rolex bekommen und ein kleines Zeitfenster von zwei Tagen, um sie zu bezahlen – aber sein Geld ist festgelegt.“ Oder die Bitcoins stehen günstig. Oder ein Verwandter im Ausland braucht Geld für eine dringende OP. Sie alle kommen bei Pfando schnell und unbürokratisch an Bares. „Innerhalb von einer Stunde“, verspricht das Unternehmen.

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Wobei Janzen betont: Eine gute Lösung sei dieser Weg nur für die, bei denen es auf dem Konto in absehbarer Zeit wieder besser aussieht. Auch wenn die Fahrzeuge formal angekauft würden – was übrigens nicht in die Papiere eingetragen wird –, sei Pfando schließlich kein Autohändler. Ziel sei es vielmehr, dass die Kunden ihre Wagen zurückbekommen. Sprich, dass der Vertrag beendet wird. „Und das ist auch in den allermeisten Fällen so.“ Eine Versteigerung sei auch finanziell überhaupt nicht im Sinne des Unternehmens, sagt Janzen und schränkt zugleich ein: Einen rechtlichen Anspruch darauf, das Auto zurückzubekommen, gebe es allerdings nicht.

Pfando-Mann nennt Weiterfahroption ein Risikogeschäft

Aber wenn das Auto ohnehin zurück zum ursprünglichen Besitzer soll, warum dann der Ankauf? „Weil wir sonst überhaupt keine Handhabe mehr hätten“, erklärt der Filialvertriebs-Leiter. Die Kunden könnten sich mit dem geliehenen Geld aus dem Staub machen und das Auto anderswo verkaufen. Ohnehin sei die Weiterfahroption ein echtes Risikogeschäft, sagt Janzen. „Baut der Kunde einen Unfall, bleiben wir schlimmstenfalls auf den Kosten sitzen.“ Und dann gibt es ja auch die Betrüger, die das Auto absichtlich ramponieren. „Bei Immobilien würde man von Mietnomaden sprechen.“

Vom Kleinwagen bis zur Nobelkarosse, von der kompletten Lkw-Flotte bis zum gepanzerten Fahrzeug: Das Pfando-Team hat schon alles abgewickelt, manchen Wagen sogar mehrmals. Der Service hat natürlich seinen Preis. Wie hoch der ist, kann und will Janzen nicht beziffern. Das sei von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Zustand und Ausstattung des Fahrzeugs spielen für die Summe eine Rolle, zu der das Auto angekauft wird, aber auch dafür, was es kostet, das Auto weiterzufahren. „So viel kann ich sagen: Ein Mietwagen wäre teurer.“

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Und der bringt den Fahrer ja vielleicht auch in Erklärungsnöte. Nicht jeder will schließlich, dass die Nachbarn vom finanziellen Engpass Wind bekommen. Wobei Janzen betont: Bei aller gebotenen Diskretion – schambehaftet sei das Beleihen von Autos in den seltensten Fällen, egal ob mit oder ohne Weiterfahroption. „Warum auch? Die Menschen kommen ja her, um ihr Problem zu lösen.“ Er zolle ihnen daher höchsten Respekt. „Das sind Macher.“

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